Mal ehrlich, wir alle haben uns doch schon einmal sehr über unseren Chef oder unsere Chefin gewundert. Aber: ist es schlimmer, als gedacht?
Das ist keine Marotte, das ist psychotisch!
Wir alle kennen das doch: dieses Wundern über die Marotten der Chef*in, die einen manchmal in den Wahnsinn treiben können. Wie soll man damit umgehen? Nun, irgendwann findet man einen Weg – denn sich trauen, etwas dazu zu sagen, das tun die wenigsten. Ist aber auch alles halb so schlimm, denn schließlich sind auch die Vorgesetzten nur Menschen und wer unter euch keine Marotte hat, der hebe bitte die Hand. – Eben.
Aber auch das kennen viele: Chef*innen, die ein wirklich auffälliges Verhalten zeigen. Sie wechseln von einer auf die andere Minute die Laune, man weiß nie, woran man bei ihnen ist, mal sind sie cholerisch, dann wieder total charmant, sie ziehen sich komplett zurück und erscheinen dann mit manipulativen Verhaltensweisen wieder auf der Bildfläche. Und das bedeutet dann für euch einen täglichen Spießrutenlauf und psychischen Stress. Denn wie soll man einer Bombe aus dem Weg gehen, wenn man nicht weiß, wo die nächste hochgeht?
Aber ist euer*eure Chef*in einfach nur schwierig oder hat er*sie wirklich die Tendenz, ein*e Psychopath*in zu sein?
Psychologin Melody Wilding hat für Psychocentral sechs Merkmale aufgeschrieben, an denen ihr das ablesen könnt. Das sind sie:
1. Sie sind sehr charmant
Psychopath*innen sind auf den ersten Blick meist sehr charmante Menschen. Treffen sie jemanden zum ersten Mal, dann holen sie alles raus, um sich freundlich und charismatisch zu zeigen – und werden so erstmal zu den Menschen, die man auf jeden Fall gut leiden kann. Und genau deshalb ist man auch im ersten Moment froh, für sie zu arbeiten – bis ein paar Tage ins Land gegangen sind und sie dich permanent so fühlen lassen, als hättest du etwas falsch gemacht. Und das lässt einen an sich selbst zweifeln und so noch mehr die Nähe des Chefs
suchen, der eigentlich schuld an dem Dilemma ist.
2. Sie sind Kontrollfreaks
Du hast die ganze Zeit das unangenehme Gefühl, dass alles was du machst und sagst registriert und unter die Lupe genommen wird? Tja, meistens ist das dann auch so. Chefs oder Chefinnen mit psychotischen Tendenzen halten ihre Mitarbeiter klein und lassen ihnen kaum Entscheidungs- oder Handlungsfreiheit – und das sowohl für die kleinen als auch die großen
Entwicklungen im Unternehmen oder auch in der Kommunikation mit Kunden oder Partnern.
3. Sie sind narzisstisch
Viele denken ja, Psychopathen sind emotionskalt und lassen sich nicht von ihren Gefühlen leiten – dem ist aber gar nicht so, schreibt Wilding. Vielmehr sind es aber die Gefühle sie selbst betreffend, die sie leiten – andere Menschen sind ihnen ziemlich gleich. Aber das zeigen sie ihnen natürlich nicht. Sie sehen sich als Dreh- und Angelpunkt im Team, der alles zusammenhält oder auch auseinanderreißen kann. So sieht man sich vielleicht im „Inner Circle“ des Vorgesetzten – und im nächsten Moment ist man schon gefeuert. Zack.
4. Sie sind Meisterbetrüger
Psychopath*innen handeln mit verzogenen moralischen Vorstellungen und kennen kaum Schuld. Sollte es doch mal so kommen, dann biegen sie sich die Realität so zurecht, dass sie dieses unangenehme Gefühl schnell abschütteln und jemand anderes aufhalsen können. Ihnen kann man kaum etwas anhaben und scheint es doch mal so, dann werden sie alles tun, dass der Verdacht an ihnen abprallt – und meist schaffen sie das auch. Natürlich erobern sie auf
diese Weise auch Ideen, die eigentlich jemand anderes gehabt hat und verkaufen sie als ihre eigene. Skrupel? Ach was.
5. Sie plagen sich nicht Verantwortung
Sie zeichnen sich durch ein ziemlich überzogenes Anspruchsdenken aus. Sie sind grundsätzlich das Opfer und entledigen sich damit jeglicher Verantwortung – gut gepampert werden sie
von allen anderen währenddessen natürlich trotzdem. Sie sind Meister darin, Beweise aus dem Hut zu zaubern, die zeigen, dass grundsätzlich jemand anderes die Schuld trägt. Also Vorsicht, sie haben ihren Anwalt immer dabei – denn das sind sie selbst.
6. Sie sind sehr risikofreudig
Diese Menschen bewegen sich in Lichtgeschwindigkeit, ohne auch nur einmal an mögliche Folgen zu denken – und selbst wenn, sie sind ihnen leidlich egal. Studien haben ergeben, so Wilding, dass die Bereiche, die im menschlichen Gehirn für Risikofreudigkeit zuständig sind, bei Psychopathen sehr viel ausgeprägter sind, als beim Rest der Bevölkerung – Gefahr macht ihnen also wenig aus. Und genau das macht sie so attraktiv für Jobs, bei denen man unter großem Druck steht. Aber die Fähigkeit kommt eben auch mit unüberlegtem Investitionen und möglicherweise Mauscheleien einher, die sie in Kauf nehmen, um ans Ziel zu kommen.
Na, habt ihr euren Chef oder eure Chefin wiedererkannt? Na dann aber schnell die Beine in die Hand und zu neuen Ufern!
Bleibt nur die Frage: warum geraten eigentlich so viele dieser problematischen Persönlichkeiten an Führungspositionen? Nun, das ist relativ fix erklärt, wie Wilding schreibt. Auf dem Papier sehen die Eigenschaften: Charmant, charismatisch, intelligent und risikofreudig gut aus – dass die allerdings mit einer schwierigen Persönlichkeitsstruktur verbunden sind,
findet man meist erst sehr viel später raus.
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