Über die Generation der Millennials und die sogenannte „Rushhour des Lebens“ zwischen 25 und 35 wurde schon jede Menge geforscht und geschrieben – eine neue Studie beleuchtet nun, was die Menschen in der Lebensmitte ab 35 umtreibt.
Über die Millennials, so hat man das Gefühl, wurde schon alles gesagt und geschrieben, was man sich erdenken kann – auch wir haben schon einige spannende Details zu dieser offensichtlich schwer zu verstehenden Generation beleuchtet – nicht zuletzt, warum Millennials so ungern telefonieren! Diese Alterskohorte ist also ganz gut erforscht.
Zu den Millennials zählen auch jene Menschen, die sich gerade in der sogenannten „Rushhour des Lebens“ befinden, so werden gemeinhin jene Menschen zwischen etwa 25 und 35 bezeichnet, die alles auf einmal stemmen müssen: Nach der Ausbildung in den Beruf wechseln, dort möglichst gut vorankommen, eventuell halbwegs ernste Beziehungen führen und dann auch noch Kinder in die Welt setzen und den ganzen Vereinbarkeitswahnsinn stemmen.
Auf diese Lebensphase, in der sich viele Eltern mit kleinen Kindern befinden, würde sich auch die Familienpolitik seit einigen Jahren stark fokussieren, schreiben die Autor*innen einer neuen Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung in ihrem Vorwort. Die Studie trägt den Titel „Was kommt nach der Rushhour? Lebenslagen und Lebensverläufe von Frauen und Männern in der Lebensmitte“ und soll in der Sozialforschung eine Lücke schließen, die die Autor*innen ausgemacht haben: Diese Phase des mittleren Lebensalters von 35 bis 59 sei die längste Lebensspanne von allen, und 36 Prozent der Bevölkerung würden sich zurzeit in ihr befinden – dennoch sei sie weitgehend unerforscht.
Mehr Vielfalt, mehr Brüche
Und ein genauerer Blick auf diese Lebensspanne lohnt sich laut der Autor*innen auch besonders deshalb, weil diese Phase genau wie das jüngere Erwachsenenalter von „Destandardisierung und Pluralisierung“ geprägt sei, wie das im Wissenschaftssprech heißt, soll bedeuten: Das Leben der Menschen verläuft nicht mehr stereotyp und bei allen weitgehend gleich, also: Ausbildung abschließen, Beruf finden, diesen ohne große Brüche und Wechsel bis zur Rente ausüben, nebenbei Hochzeit und Kinderkriegen. Sondern: Trennungen und Patchwork spielen eine größere Rolle, die Zahl gleichgeschlechtlicher Beziehungen steigt, Berufswege verlaufen nicht mehr schnurgerade.
Eine große Veränderung, die die Autor*innen in der Studie beschreiben, ist zum Beispiel die, dass sich das Kinderkriegen mehr und mehr auf die Lebensmitte jenseits der 25 verlagert: Mehr als jede achte Frau (12,3 Prozent) bekommt mittlerweile erst nach ihrem 35. Geburtstag ihr erstes Kind, weitere 25 Prozent bekommen dann noch mindestens ein zweites Kind.
Eine weitere interessante Erkenntnis: Das Bildungsniveau in der Lebensmitte ist in den vergangenen 20 Jahren gestiegen – und zwar ungleich stärker ausgeprägt bei Frauen als bei Männern. Diese höhere Bildung von Frauen wirkt sich entscheidend auf andere Lebensbereiche wie die Karriere, die Familie und die Partnerschaft aus. Ein Punkt, an dem gearbeitet werden muss: Für Frauen mit hohem Bildungsgrad ist die Wahrscheinlichkeit erheblich höher als bei Männern mit ähnlichem Bildungsniveau, Single und kinderlos zu bleiben – dafür sind diese Frauen im Job besonders engagiert. Der müde machende Klassiker: Männer können alles haben, Frauen offenbar in vielen Fällen immer noch nicht.
Die Studie beschäftigt sich mit all den weiteren Themen, die uns besonders in dieser Phase der „Lebensmitte“ womöglich beschäftigen werden: Scheidung/Trennung, wieder heiraten/neue Partner*innen finden, Leben mit einer Patchwork-Familie, Leben als Alleinerziehende*r, die Pflege von Familienangehörigen, das Leben mit älteren Kindern – wer sich etwas stärker einlesen möchte, kann das hier tun.
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