Marcel Schwantes ist Anhänger von „Servant Leadership“ und deshalb überzeugt: Der einfachste Weg zu Glück und Zufriedenheit ist, andere glücklich und zufrieden zu machen – egal ob man selbst eine Führungsposition hat oder nicht.
Wofür seid ihr dieses Jahr dankbar?
Wer in diesen Tagen den klassischen „Und wie geht’s dir so?“-Smalltalk führt, kriegt in der Regel eine Antwort, die sich rund um den üblichen Endjahresstress dreht: Privater Orga-Stress und beruflicher „Ogott-das-muss-dieses-Jahr-alles-noch-erledigt-werden“-Stress.
Der amerikanische Speaker, Führungskräfte-Coach und Berater Marcel Schwantes hat auf Inc eine interessante Denkübung fürs Jahresende geschrieben. Seine erste Aufgabe: Stellt euch die Frage, was euch dieses Jahr glücklich gemacht hat. Was oder wer hat euch Glücksmomente beschert, was hat euch dankbar gemacht, was sorgt dafür, dass ihr lächelt, während ihr über die Frage nachdenkt?
Schwantes (übrigens Experte für „Servant Leadership“, also grob übersetzt „dienende Führung“) beantwortet die Frage für sich selbst so: Ihn mache es am dankbarsten, wenn er anderen Menschen helfen konnte, zu besseren Menschen zu werden. Das klingt jetzt erstmal ganz schön hochgestochen, und man könnte sagen, OK, das ist ja auch irgendwie sein Job als Coach; aber er ist der Ansicht, dass wir alle etwas für das Wohlbefinden unserer Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen und Freund*innen tun können, und wir damit nicht nur die anderen, sondern auch uns selbst glücklich machen würden, und mündet in die leicht geschwollen klingende Frage: „Welches Geschenk hast du dieses Jahr deinen Freund*innen und Kolleg*innen gemacht?“
Wem spontan für dieses Jahr partout nichts einfallen mag, kann sich ja mal Schwantes‘ sechs Punkte ansehen, damit das im nächsten Jahr besser läuft – denn wir alle haben es in uns, unsere Mitmenschen (auch im Job) glücklich machen zu können, und damit auch uns selbst – davon ist Schwantes überzeugt.
Dafür brauche man kein gefülltes Konto, sondern müsse sich einfach nur für einen kreativen und praktischen Lebensstil entscheiden, der zum Ziel hat: So zu leben, dass andere davon profitieren. Klingt theoretisch? Hier sind Schwantes‘ Vorschläge.
1. Gib, indem du anderen zum Erfolg verhilfst
Auch der amerikanische Psychologieprofessor Adam Grant (der übrigens zusammen mit Sheryl Sandberg ein Buch über Trauer geschrieben hat) sagt, ähnlich wie Schwantes: Die bedeutsamste Art, Erfolg zu haben, sei, anderen zum Erfolg zu verhelfen. Grant hat in seiner Forschung tausende von Führungsfiguren untersucht, und kommt zu dem Ergebnis: Wirklich große Führungspersönlichkeiten denken nicht nur an sich, sondern auch an andere. Er sagt: „Diejenigen, die ich am meisten bewundere, und das sind meistens auch die mit den besten Ergebnissen, sind Menschen, die geben und nicht nehmen, die sagen: ,Es geht nicht nur um mich.‘“
2. Gib deinen Mitarbeiter*innen das Geschenk der Freiheit
Klingt auch erstmal ein bisschen geschwollen, aber dahinter steckt eine wirklich wichtige Erkenntnis: Wirklich große Führungspersönlichkeiten lassen ihre Mitarbeiter*innen selbst entscheiden, wie sie ihre Arbeit erledigen, je nach persönlichen Stärken und Schwächen und wie sie jeweils persönlich ticken. Und sie geben ihnen den Raum, eigene Entscheidungen zu treffen, und ihre Arbeit mit einem eigenen unternehmerischen Blick anzugehen.
3. Gib deine Zeit und Aufmerksamkeit
Gute Vorgesetzte und Kolleg*innen geben anderen ein wertvolles Geschenk: ihre Zeit; indem sie sich Zeit nehmen, um die Meinung ihrer Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen zu hören, ihre Ideen, Sorgen, Interessen und Bedürfnisse. In einer gesunden und gemeinschaftlichen Arbeitskultur, schreibt Schwantes, würden die Menschen Zeit ineinander investieren, um zu erfahren, wer die anderen wirklich sind, welche Werte sie teilen, was ihnen wichtig ist, und wie man am besten zusammenarbeitet.
4. Gib deinen Respekt
Wirklich gute Vorgesetzte und Mitarbeiter*innen, sagt Schwantes, würden einander respektieren, indem sie mehr zuhören als selbst reden würden. Sie geben einander die Freiheit, Input zu geben und Gedanken und Ideen zu teilen. In wirklich inklusiven und unternehmerisch denkenden Arbeitskulturen, in denen Respekt ein gemeinsamer Wert ist, würden sich die Mitglieder des Teams ständig neugierige Fragen stellen, und zwar viele – wie und warum etwas funktioniert, und wie man etwas noch besser machen könnte.
5. Gib Wertschätzung
In einer Arbeitskultur, in der Dankbarkeit und Anerkennung wichtig sind, würden Kolleg*innen sich auf unterschiedlichste Weise ihre Wertschätzung für Teammitglieder ausdrücken. Ganz old-school: Eine handschriftliche „Danke“-Notiz sei schon schön, schreibt Schwantes, aber es gebe natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, um einzelnen Teammitgliedern Anerkennung und Wertschätzung zu zeigen: Zum Beispiel mit einem bezahlten zusätzlichen freien Tag bei toller Leistung, oder, indem Erfolge wortwörtlich gefeiert würden, zum Beispiel mit einer kleinen Party oder einem Empfang im Büro. Dadurch würden Mitarbeiter die Botschaft vermittelt bekommen: „Ich weiß dich und die Arbeit, die du tust, wirklich zu schätzen.”
6. Gib Orientierung
Wirklich erfolgreiche Führungspersönlichkeiten, davon ist Schwantes überzeugt, sind sich ihrer Verantwortung bewusst und legen Wert darauf, ihren Mitarbeiter*innen regelmäßig Anleitung, Weisungen und Feedback auf ihre Arbeit zu geben. Laut Schwantes ein enorm wichtiges Geschenk von hohem emotionalem Wert, denn Menschen würden naturgemäß großen Wert darauf legen, zu erfahren, wie ihre Arbeit bewertet wird und was sonst um sie herum passiert. Zudem sollten Vorgesetzte schon aus eigenem Interesse darauf achten, mit ihren Mitarbeiter*innen in regelmäßigem Kontakt zu bleiben – schließlich sei laut einer Gallup-Studie der zweithäufigste Grund für Fluktuation in Unternehmen: ein Mangel an Kommunikation. Genauer gesagt: Ungenau definierte Ziele und Erwartungen, besonders in unruhigen Zeiten oder Zeiten des Umbruchs und der Veränderungen.
Das klingt doch nach einer sinnvollen Anleitung, um es spätestens im kommenden Jahr im Team noch schöner zu haben!
Bild: Deposit Photos
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