Foto: Bastian Hughes

„Du hast einfach Glück gehabt“? Nein! Warum ich für meinen Erfolg selbst verantwortlich bin

Ich war Mitte Zwanzig, als mein Arbeitgeber überraschend pleite ging und ich hoch verschuldet und arbeitslos zurückblieb – heute will ich als Gründerin und Unternehmerin andere Frauen dabei unterstützen, fest an sich zu glauben.

 

„Manchmal muss man erst verlieren, um zu lernen, wie man gewinnt!“ (Lewis Hamilton)

Wie das mit dem Verlieren geht, wusste ich längere Zeit meines Lebens sehr gut. Ich erzähle meine Geschichte, um allen Frauen Mut zu machen: Du kannst das erreichen, was du erreichen möchtest, egal woher du kommst.

Aufgewachsen bin ich ab meinem vierten Lebensjahr mit einer alleinerziehenden Mutter. Trotz der vielen Arbeit und ihres starken Willens war das Geld immer mehr als knapp. Dieser Mangel zog sich bis zu meiner Ausbildung als Kosmetikerin durch mein Leben.

Im Alter von 20 Jahren habe ich mich dann in der Weiterbildungsbranche selbstständig gemacht. Das fiel mir aufgrund meiner kommunikativen Fähigkeiten, man könnte es auch als „große Klappe“ bezeichnen, recht leicht. Der Erfolg stellte sich auch nach kurzer Zeit ein, und plötzlich hatte ich Geld im Überfluss. Nur leider keine Ahnung davon, wie man damit umgeht. Also wählte ich die einfachste Variante, nämlich schnell ausgeben, dann muss ich mich nicht darum kümmern. Nach drei Jahren ging die Firma insolvent. So saß ich da mit meinem schönen neuen Auto und den anderen unnützen Statussymbolen, die ich mir gekauft hatte, und war bis über beide Ohren verschuldet.

Wieder von vorn anfangen

„Zum Glück“ kannte ich ja bereits das Gefühl, kein Geld zu haben, und konnte damit einigermaßen umgehen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mir ein neues Unternehmen zu suchen, um dort wieder von vorne zu beginnen. Das war auch schnell gefunden. Da die Firma in Frankfurt war, 200 Kilometer von meiner Wohnung entfernt, blieb mir nichts anderes übrig, als mir mit zwei weiteren Freunden ein 1-Zimmer-Appartment im Dachgeschoss zu teilen. Die Luftmatratze war äußerst bequem, vor allem im Hochsommer bei gefühlten 50 Grad.

Aber ich hatte ein Ziel: schnell wieder finanziell auf die Beine zu kommen. Dafür habe ich alles andere in Kauf genommen. Und in der Tat, es hat sich gelohnt. In meiner neuen Firma wurde ich innerhalb von zwei Jahren Vertriebsleiterin in Nordrhein-Westfalen.

Die schönste Aufgabe überhaupt

Doch wenn mir im Leben etwas wichtig ist, dann ist es persönliches Wachstum und neue Herausforderungen. Und so habe ich mich Ende 2011 dazu entschlossen, mein eigenes Seminarunternehmen zu gründen. Ich startete im Mai 2012 mit dem ersten Abendseminar vor 25 Unternehmerinnen und weiblichen Führungskräften.

Seither wächst das Unternehmen rasant, was mit Sicherheit an der Zielgruppe, aber auch an meiner Leidenschaft für die Weiterentwicklung der Frauen liegt. Frauen dabei zu unterstützen, sich besser vermarkten zu können und ihnen zu noch mehr beruflichem und privaten Erfolg zu verhelfen, ist eine der schönsten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann.

 Alle meine Erfahrungen aus der Vergangenheit, sowohl die positiven, als auch die negativen, fließen hier ein, um nachhaltigen Erfolg für die Teilnehmerinnen zu erzielen. Wir Frauen haben so viele Kompetenzen, Potenziale und Ressourcen – die wir noch besser nutzen sollten.

Im September 2013 war für mich ein Höhepunkte: Der erste „Feminess Business Kongress“, der mit 450 Frauen in Frankfurt stattfand. Ich habe ihn veranstaltet, um weiblichen Referentinnen die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen auf einer großen Plattform weiterzugeben. Auf den Bühnen Deutschlands sind die Referent*innen immer noch zu 80 bis 90 Prozent männlich. Eines meiner Leitmotive lautet: „Rege dich nicht auf, ändere es!“ Also kreierte ich eine Veranstaltung, auf der nur Referentinnen sprechen.

Nützliche Ressourcen von Männern und Frauen

Frauen haben so viel Wissen und Fähigkeiten zu geben und diese sollten auch genutzt werden. Es ist auch wichtig, dass es mehr weibliche Vorbilder in Deutschland gibt. Frauen sollten noch mehr von Frauen lernen und sich gegenseitig unterstützen. In der heutigen Geschäftswelt ist die Verbindung aus weiblicher Empathie und männlichem Durchsetzungsvermögen eine gefragte und erfolgreiche Mischung. Dies können wir allerdings nur erreichen, wenn wir sowohl von Männern, als auch von Frauen nützliche Ressourcen vermittelt bekommen.

Die Resonanz auf den Kongress war sensationell. Die Teilnehmerinnen waren begeistert über die positive Energie und den konstruktiven Austausch miteinander. So wurden auch viele interessante Kontakte geknüpft und Geschäftsbeziehungen aufgebaut. Und genau das ist ein weiteres Ziel von mir. Ich möchte Frauen zu einem gesteigerten Bewusstsein verhelfen, wie wichtig es ist, sich gegenseitig „die Bälle zuzuspielen“. Denn Männer tun das ununterbrochen. Wenn wir uns gegenseitig noch mehr unterstützen, wird es auf kurz oder lang keine Diskussion mehr über eine Benachteiligung der Frauen geben. Davon bin ich absolut überzeugt.

Das Leben nach den eigenen Wünschen gestalten

Ich bin auch jetzt noch sehr dankbar für die Unterstützung, die ich von sehr vielen Frauen erhalten habe. Der Kongress war einer der emotionalsten Momente in meiner knapp zehnjährigen Selbstständigkeit. So konnte ich mir das ein oder andere Tränchen auf der Bühne nicht verkneifen. Mittlerweile fand der Kongress bereits zum vierten Mal statt, ich habe zwei Bücher veröffentlicht und das Feminess-Magazin startet jetzt richtig durch.

Eine meiner Überzeugungen ist nun stärker denn je: „Jede*r kann sein*ihr Leben nach seinen*ihren Wünschen gestalten, egal aus welchen Verhältnissen er*sie kommt.“ Ein enges Familienmitglied hat einmal zu mir gesagt: „Naja, du hast halt Glück gehabt!“ Dazu kann ich nur sagen: Nein! Erfolg hat etwas damit zu tun, mutige Entscheidungen zu treffen und auch dann durchzuhalten, wenn es mal schwierige Zeiten gibt. Ich bin dankbar für alle Erfahrungen, denn sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Erfüllt.

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