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Schwarze Frauen statt weiße Männer: Künstlerin malt Michelangos Gemälde neu

Women of Color sind in der Kunst unterrepräsentiert. Eine Malerin aus Chicago möchte mit ihrer eigenen Version eines berühmten Gemäldes darauf hinweisen.

„Die Erschaffung Gottes“

Harmonia Rosales, eine 33 Jahre alte Malerin aus Chicago malt am liebsten schwarze Frauen. Damit verdient sie nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern möchte auch eine klare Botschaft übermitteln. Sie will Frauen of Color helfen – allen voran ihrer eigenen Tochter –, sich positiv mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen. Für ihr neuestes Werk ging sie noch einen Schritt weiter: Sie interpretierte ein bereits existierendes bekanntes Gemälde neu.

Entschieden hat sie sich für das Gemälde „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo, das Teil des Deckenfreskos der Sixtinischen Kapelle in Vatikanstadt ist. Es zählt zu den bekanntesten Gemälden der Kunstgeschichte. Rosales malte es neu, und ersetzte alle weißen Männer durch schwarze Frauen. „Ich wählte ein bedeutendes Gemälde aus, ein sehr bekanntes, das uns bewusst oder unterbewusst konditioniert, den weißen Mann als mächtig und autoritär anzusehen. Um dann das Spiel umzudrehen und eine gegenteilige Geschichte zu kreieren“, sagt Rosales zu Buzzfeed. Sie nannte ihr Werk „Die Erschaffung Gottes“.

Festgefahrene Werte aufbrechen

Wir sind alle nach Gottes Abbild geschaffen. Bild: honeiee | instagram
Dadurch wolle sie die Stellung von Frauen of Color in der Gesellschaft stärken und Jugendliche of Color inspirieren. „Weiße Personen sind eine feste Größe in jeder klassischen Ausstellungen in den großen Museen. Sie sind die Meister der Meisterstücke. Warum sollte das so weitergehen?“ Geht Rosales Plan auf, schafft es das Gemälde, die Menschen zum Umdenken anzuregen und festgefahrene Werte aufzubrechen.
  Bild: Twitter
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Doch Rosales bekam nicht nur Lob für ihre Version des Gemäldes. Ein weiblicher Gott of Color, der einen schwarzen weiblichen Adam erschafft? „Das ist das Idiotischste, das ich seit langem gesehen habe“, schreibt ein User auf Twitter. Jemand, der Adam mit Jesus verwechselt, schrieb: „Niemand weiß wirklich, wie Gott aussieht. Aber wir wissen, wie Jesus aussieht und er war ein Mann und er war jüdisch“. Wieder ein anderer schrieb einfach „Ekelhaft“.

Die ganz Verwirrten warfen Rosales vor, ein bestehendes Gemälde kopiert zu haben. Warum könne sie sich nicht etwas Eigenes einfallen lassen, fragen da einige. Rosales bleibt gelassen: „Vielleicht war ich ein bisschen naiv und habe die Zahl der Individuen, die ein derartiges Statement nicht unterstützen, unterschätzt“, sagt sie zu BET. Was sie ihren Hatern sagen würde? „Danke!“ Denn sie seien der Beweis dafür, dass es ein solches Statement in der Gesellschaft brauche.

Der Originaltext von Philipp Kienzl ist bei unserem Kooperationspartner ze.tt erschienen. Hier könnt ihr ze.tt auf Facebook folgen.

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