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Wie man aus seinen Mitarbeitern eierlegende Wollmilchsäue macht

Was müssen Arbeitgeber tun, um erfolgreich in die Zukunft zu gehen? Sie sollten vor allem aufhören, nach der eierlegenden Wollmilchsau zu suchen und stattdessen auf Potenzial statt glatter Vita setzen. Und allen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, zu wachsen.

 

Mehrdimensionale Ausbildung?

Eine aktuelle Untersuchung von karriere.de, auf die sich das Handelsblatt in einem Artikel bezieht, hat gezeigt, dass es für Unternehmen immer schwieriger wird, Marketing-Fachleute zu finden. In Zahlen ausgedrückt: Seit Januar 2016 gibt es knapp zwölf Prozent mehr Marketing-Stellen. Die Bewerberzahl ist im selben Zeitraum nur um etwa sechs Prozent gestiegen. Doch nicht nur das: Seit Anfang des Jahres liegt das Angebot an Stellen deutlich über der Zahl der Bewerbungen.

Für Marketer ist das grundsätzlich ein gutes Zeichen. Wer jetzt nach einem neuen Job sucht, hat vermutlich ziemlich gute Karten. In jedem Fall muss er sich nicht der enormen Konkurrenz stellen, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war.

Ganz so einfach ist es dennoch nicht. Im Handelsblatt-Artikel gibt der Präsident des deutschen Marketing-Verbands an, dass Quantität nicht das Problem sei – sprich die Unternehmen bekommen in der Breite offenbar ausreichend Bewerbungen. Das Problem scheint viel mehr zu sein, passende Kandidaten zu finden. Und zwar solche, die “mehrdimensional” ausgebildet sind. Sprich Bewerber mit Business-Wissen, Führungserfahrung und Marketing-Know-How, die sich gleichzeitig leichtfüßig in der digitalen Welt bewegen.

Back to reality

Das Wort ‘eierlegende Wollmilchsau’ brennt mir auf der Zunge. Ich bin zumindest nicht überrascht, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre Stellen zu besetzen. Die Anforderungen sind enorm und meiner Meinung nach aus Sicht der Unternehmen vielleicht verständlich, aber in der Realität kaum zu erfüllen.

„Wer weiterhin nach dem Mitte Zwanzigjährigen sucht, der kreative Lösungen entwickeln kann, ein Digital Native ist, aber schon erfolgreich Teams geführt hat, der kann sich gleich auf den Weg nach El Dorado machen.“

Das Problem dürfte weniger sein, berufserfahrene Marketing-Spezialisten zu finden. Davon wird es ausreichend geben. Aber solche, die das Unternehmen auf das nächste Level bringen? Die mit der Digitalisierung groß geworden sind? Die am Zahn der Zeit sind, ein Gespür für neue Trends haben und eine Idee entwickeln können, wie diese für die Unternehmensziele intelligent eingesetzt werden können? Das dürfte schwieriger werden.

Die Entwicklung muss von unten kommen

Was ich Unternehmen an dieser Stelle gerne sagen möchte: Es gibt ihn nicht, den idealen Kandidaten. Wer weiterhin nach dem Mitte Zwanzigjährigen sucht, der kreative Lösungen entwickeln kann, ein Digital Native ist, aber schon erfolgreich Teams geführt hat, der kann sich gleich auf den Weg nach El Dorado machen.
Statt Luftschlössern hinterherzujagen, sollten sich Arbeitgeber viel mehr fragen, welche Kompetenzen ihnen fehlen. D.h. wen muss ich an Bord holen, um meine erfahrenen Fach- und Führungskräfte zu ergänzen? Das Ziel kann weiterhin sein, dass diese Person eines Tages Führungsverantwortung übernimmt. Dafür muss sie die entsprechende Erfahrung jedoch noch nicht mitbringen, lediglich das Potenzial.

Neuen Mitarbeitern muss also ein Vertrauensvorschuss gewährt und langjährigen Mitarbeitern die Chance eröffnet werden, Teil der Zukunftsstrategie zu sein. Nur so vermeiden Unternehmen meines Erachtens, für Gewinner auf der einen und Verlierer auf der anderen Seite zu sorgen. Außerdem eröffnen sie den Raum für eine natürliche Entwicklung von unten, statt Digitalstrategien von oben aufzupropfen oder in eigens geschaffene ‚Innovationsteams‘ auszulagern.

In die Weiterbildung investieren

Abgesehen davon sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, sich ein Arbeitsleben lang weiterzubilden. Die Märkte und das Arbeitsumfeld entwickeln sich immer rasanter. Ein Marketing-Kanal, der jetzt gut funktioniert, ist in einem Jahr vielleicht nicht mehr relevant. Eine SEO-Strategie, die sich gerade auszahlt, funktioniert vielleicht in einem halben Jahr nicht mehr.

Hochschulen und Universitäten können mit dieser Geschwindigkeit nicht Schritt halten. Mehr denn je kommt es also darauf an, dass sich Mitarbeiter zum einen Fähigkeiten in ihrem Job erarbeiten und zum anderen von ihren Arbeitgebern in der Weiterbildung unterstützt werden. Ob diese in Form von internen oder externen Workshops, Online-Kursen, Seminaren oder Konferenzen stattfindet, hängt von den jeweiligen Bedarfen ab.

„Komplementarität und Diversität schlägt Individualtalent.“

Wichtig ist, dass jedem Mitarbeiter die Chance gegeben wird, wachsen zu können. Das gilt genau so für Ende Zwanzig-, Anfang Dreißigjährigen, die Ideen und Drive mitbringen, aber noch nicht ausreichend Erfahrung, wie für Anfang Fünzigjährige, die einen Wissensvorsprung und langjährige Führungserfahrung haben, aber möglicherweise nicht mehr den Überblick über neueste Entwicklungen.

Zuletzt sollten Arbeitgeber einen ganzheitlichen Blick entwickeln und sich fragen: Wie müssen wir als Unternehmen, als Organisation, als Team aufgestellt sein, um erfolgreich in die Zukunft zu gehen? Meine Meinung dazu: Komplementarität und Diversität schlägt Individualtalent. Oder auch: “Gemeinsam sind wir stark”.

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