Foto: Simon Rae I Unsplash

Nur eine von 25 Müttern wirbt im Job mit ihren besonderen Kompetenzen – ändert das!

Karriere machen und trotzdem alle Kita-Feste und Elternabende besuchen wollen? Geht nicht – macht aber auch nichts. Vielmehr sollten Mütter endlich selbstbewusst dazu übergehen, ihre besonderen Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt herauszustellen.

 

Ständig Vorurteile entkräften

Nur ganz wenige Frauen und noch weniger Mütter schaffen es in die oberste Führungsebene. Noch immer müssen Mütter an zwei Fronten „kämpfen“: Sie müssen die Vorbehalte gegenüber Frauen und dann auch noch die gegenüber Müttern entkräften. Vorurteile, die ihnen aus der Gesellschaft entgegengebracht werden, und solche von Seiten der Unternehmen. Dabei bieten Mütter, wie Eltern allgemein, eine Fülle an Fähigkeiten, die für eine Führungsposition vorausgesetzt werden. Von einer Führungskraft verlangt man eine Vielzahl an sozialen Kompetenzen. Sie muss innerhalb ihres Bereichs eine Feedbackkultur etablieren und leben können. Sie muss Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen können und immer mit allen im Gespräch bleiben. Fähigkeiten, die in einer solch ausgeprägten Form nicht von Fachkräften verlangt werden.

In Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liegt der Frauenanteil in der Führungsposition bei 25,3 Prozent und nimmt dann kontinuierlich ab. So liegt der Anteil von Frauen in Führung bei Unternehmen mit 501 bis 1.000 Mitarbeiter*innen bei lediglich 12,9 Prozent. Allerdings nimmt der Prozentsatz mit 16,9 wieder deutlich zu, wenn das Unternehmen mehr als 5.000 Angestellte beschäftigt. So der Stand laut Statista im Jahr 2016. Insgesamt gibt es also schon mehr Frauen in Führung. Sicherlich auch ein Ergebnis der Quote, aber von diesen Frauen ist nur jede dritte Mutter.

Elternsein ist die perfekte Managementschule

Glaubt man Martin Wehrle, Karriereberater und Autor des Bestsellers „Herr Müller, Sie sind doch nicht schwanger?! Warum das Berufsleben einer Frau für jeden Mann ein Skandal wäre“, wirbt nur eine von 25 Müttern mit ihren durch ihre Mutterschaft erworbenen Kompetenzen. Die restlichen 24 entschuldigen sich dafür, ihr Arbeitsleben unterbrochen und ein Kind zur Welt gebracht zu haben. Eher kontraproduktiv, wenn es darum geht, Vorurteile zu entkräften. Und für Eltern gibt es gute Gründe, warum sie Vertrauen in die eigenen Führungskompetenzen haben können. Denn Elternsein ist die perfekte Managementschule:

Eltern trainieren Budgetverantwortung

Die meisten Eltern stehen noch am Anfang ihres Berufslebens, wenn der Nachwuchs geboren wird. Das Gehalt ist in dieser Zeit in aller Regel noch nicht so üppig. Mit dem vorhandenen Geld muss daher gut gewirtschaftet werden.

Eltern haben eine höhere Stresstoleranz

Rund 20 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 25 und 39 Jahren sind eigenen Angaben zufolge von chronischem Stress betroffen. Laut DAK Gesundheitsreport 2014 ist diese Zahl bei Eltern genauso hoch wie bei Kinderlosen, trotz Mehrbelastung von Eltern durch die Kinderbetreuung.

Eltern sind tatkräftig

Drei deutsche Wirtschaftswissenschaftler*innen verglichen die Produktivität von Ökonom*innen mit und ohne Kinder anhand ihrer Publikationslisten. Und siehe da: Ökonom*innen mit zwei Kindern sind über ihre gesamte Berufslaufbahn hinweg betrachtet produktiver als Kolleg*innen mit einem oder keinem Kind („Parenthood and Productivity of Highly Skilled Labor: Evidence from the Groves of Academe“, Matthias Krapf, Heinrich W. Ursprung und Christian Zimmermann, 2014).

Für Eltern ist die Vorbildfunktion kein Neuland

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ aus dem Jahr 2015 sind 99 Prozent der Eltern von bis zu neunjährigen Kindern  der Überzeugung, dass sie die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder sind. Bei Eltern mit Kindern von bis zu zwölf Jahren reduziert sich der Prozentsatz auf 70 Prozent. Eltern sind es also gewohnt, darauf zu achten, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen, um ihre Kinder – oder eben ihre Mitarbeiter*innen – zu motivieren und ihnen zu zeigen, was sich gehört und was nicht.

Eltern sind wahre Organisationstalente

Elternschaft fordert Organisationsfähigkeiten. 55 Prozent der Eltern haben den Eindruck, dass sie mehr im Voraus planen, seit sie Kinder haben. 44 Prozent halten sich für besser organisiert als vor der Elternschaft, so das Ergebnis des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2015.

Eltern können besser priorisieren

Nur wer priorisieren kann, wird das „Unternehmen Familie“ erfolgreich durch einen oftmals turbulenten Alltag führen können.

Eltern können motivieren

76 Prozent der Eltern finden es wichtig, ihren Kindern beizubringen, gewissenhaft und ordentlich zu arbeiten – eine Tugend, die auch Führungskräfte bei ihren Mitarbeitern gern fördern (Statistisches Bundesamt 2015).

Eltern können führen

Kinder zu erziehen heißt nichts anderes als Kinder anzuleiten.

(…)

Alles eine Frage der Organisation?

Nein. Wer Karriere machen will, muss auf Zeit mit der Familie verzichten. Zu einer gleichwertigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird es nie kommen.

Wollen Sie trotz Beruf bei jeder Kindergarten- oder Schulveranstaltung dabei sein? Wollen Sie auch noch in der Schule ein Ehrenamt bekleiden? Als Klassenelternsprecherin oder im Elternbeirat? Immer da sein, wenn der Nachwuchs krank ist? Lieber keine Überstunden machen? Nicht auf Dienstreisen gehen? Dann wird es schwierig mit der Karriere. Zumindest so lange, wie die Kinder noch zu Hause leben.

Und ja, wer Kinder und Karriere will, muss sehr gut organisiert sein. Wer Kind und Karriere will, kann nicht schnell mal das kranke Kind von der Schule abholen. Die Betreuung inklusive Notfallbetreuung muss also bis ins letzte Detail geplant und zu jeder Zeit abrufbar sein. Wer Kind und Karriere will, hat auch nicht immer Zeit, die anspruchsvolle Torte für die Schulfeier selbst zu backen. Aber der*die Bäcker*in aus der Nachbarschaft freut sich, wenn er*sie Ihnen behilflich sein kann. Wer Karriere und Kinder vereinbaren will, sollte sich auch auf jeden Fall eine verlässliche Hilfe im Haushalt suchen. Ihre Kinder werden sich über die hierdurch gewonnene gemeinsame Zeit freuen.

Eine gute Organisation, aber auch das Delegieren von Aufgaben ist nicht nur im privaten Bereich wichtig für die Vereinbarkeit von familiären Aufgaben mit einer Führungsposition, sondern auch beruflich.

Dieser Text ist ein Auszug aus Nicoles Buch: Beruf und Familie – Passt!: So finden Eltern den richtigen Arbeitgeber, Campus Verlag, März 2018, 22,95 Euro.

Ihr findet das Buch natürlich auch bei lokalen Buchhändler*innen eures Vertrauens. Support your local Book-Dealer!

In eigener Sache

Wir haben jetzt unsere eigene Facebook-Gruppe rund um das Thema Familie. Wir wollen uns mit allen austauschen und vernetzen, die sich für das Leben mit Kindern interessieren – egal ob ihr selbst Eltern seid oder nicht. Schaut doch mal vorbei

Mehr bei EDITION F

Familien: Das Hamsterrad als Dauerzustand. Weiterlesen

Susann Hoffmann: „Vereinbarkeit fällt mir genauso schwer wie jeder anderen Mutter“. Weiterlesen

Vereinbarkeit ist, wenn die Mutter immer einspringen kann. Weiterlesen

Anzeige