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Gebärmutterhalskrebs: Frauen ab 35 werden nur noch alle drei Jahre getestet

Ab diesem Jahr werden Frauen ab 35 nicht mehr automatisch einen Pap-Test bei ihrem jährlichen Gynäkologietermin erhalten, sondern nur noch alle drei Jahre. Die Änderung in der Vorsorge für Gebärmutterhalskrebs wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte beschlossen.

 

Ältere Frauen haben weniger Partner

Normalerweise gehört zum jährlichen Gynäkologie-Besuch ab dem 20. Lebensjahr ein Pap-Test – der Abstrich des Muttermunds zur Untersuchung auf Gebärmutterhalskrebs. Dieser wird seit 1971 von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Da der Nutzen gegenüber den Kosten angezweifelt wird, wurde 2013 eine Studie in Auftrag gegeben, die herausfinden sollte, wie sinnvoll der jährliche Pap-Test für die Vorsorge ist.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die jährlichen Untersuchungen bei Frauen bis zum 35. Lebensjahr Sinn ergeben, aber danach die jährliche Frequenz der Untersuchung nicht erforderlich sei. Dr. med. Neis, einer der beteiligten Ärzte der Untersuchung, begründet dies im Spiegel damit, dass ältere Frauen ein geringeres Risiko haben sich mit Humanen Papillom Viren anzustecken (HPV), da sie weniger häufig ihren Partner wechselten als jüngere Frauen. HPV sind in 90 Prozent der Fälle der Auslöser für Gebärmutterhalskrebs.

Was wird sich verändern?

Obwohl sich die Studien einig waren, dass ein jährlicher Test keinen Mehrwert für ältere Frauen bietet, waren sie es bei einem Lösungsansatz nicht. Aus diesem Grund beginnt mit diesem Jahr eine sechsjährige Probezeit für zwei verschiedene Ansätze. Hierbei können Frauen selbst entscheiden, welche der zwei Methoden sie in Anspruch nehmen wollen.

Die erste Methode beinhaltet, dass bei Frauen ab dem 35. Lebensjahr weiterhin jährlich ein Pap-Test durchgeführt wird. Hierbei ändert sich also nichts für die Frauen. Bei der zweiten Methode wird primär ein HPV-Test durchgeführt. Falls hierbei verdächtige Befunde bestehen, wird zudem ein Pap-Test durchgeführt.

Der Pap-Test und der HPV-Test unterscheiden sich dahingehend, dass der Pap-Test überprüft, ob sich Zellen in der Gebärmutter bereits verändert haben. Bei einem HPV-Test wird überprüft, ob Virus-DNS besteht. Damit werden Risikogruppen identifiziert, die bereits Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs entwickelt haben oder entwickeln werden. Laut Professor Petry, Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum Wolfsburg, ist dies sehr sinnvoll, da Frauen einen unauffälligen Pap-Test haben können, obwohl sie sich mit HPV angesteckt haben. Außerdem kann der HPV-Test frühzeitig noch mehr Krebsvorstufen erkennen als der Pap-Test.

Warum nicht alles für alle?

Doch warum erhalten nicht auch junge Frauen beide Tests? Der Gemeinsame Bundesausschusses der Ärzte begründet das damit, dass junge Frauen die HP-Viren in den meisten Fällen sehr gut abwehren können und ein positiver HPV-Test nur für Panik sorgen würde, da keine Erkrankung drohe.

Doch was ist mit den Frauen ab 35, die keinen festen Lebenspartner haben sondern eher häufig wechselnde? Nicht bei allen Frauen sinkt also das Infektionsrisiko ab 35 und diese könnten von nun an erst später über eine Infektion informiert werden, falls diese vorliegt? Dringend Kosten sparen müssen die Kassen jedenfalls nicht. Schließlich haben die gesetzlichen Krankenkassen im letzten Jahr einen Überschuss von 1,4 Milliarden Euro erzielt. Da müsste doch eine jährliche Untersuchung drin sein, oder nicht?

Artikelbild: MIKI Yoshihito | flickr | CC by 2.0

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