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Standardfragen im Vorstellungsgespräch: Mit diesen Antworten punktet ihr bei der Greenpeace-Personalchefin

Es gibt ein paar Klassiker, die in keinem Bewerbungsgespräch fehlen – aber wie antwortet man darauf souverän und originell? Wir haben Personaler unterschiedlichster Branchen um ihre Tipps gebeten.

 

Keine Standardantworten auf Standardfragen

An ein paar immer gleichen Fragen kommt man in der Regel nicht vorbei im Vorstellungsgespräch. Natürlich gibt es Variationen, aber im Grunde läuft es immer auf ähnliche Fragen hinaus: Ihre größten Stärken? Warum wollen Sie bei uns arbeiten? Warum sollten wir uns für Sie entscheiden?

Vielleicht kennen das manche von euch ja auch: Das Gefühl, gar keine originelle Antwort mehr geben zu können, weil sie schon in so vielen Ratgebern gelesen haben, was denn eine ideale Antwort ausmachen würde und einem deshalb alle Antworten irgendwie fad und abgeguckt vorkommen. Deshalb haben wir neulich unsere neue Serie gestartet, in der wir direkt bei denen nachhaken, die es ganz genau wissen müssen: Bei den Personalern selbst. Heute geht es weiter mit

Ingrid
Meyer, Personalleiterin bei Greenpeace Deutschland

Bild: Greenpeace

Grundsätzlich
gilt für uns: Es gibt keine generellen ,guten Antworten
,
die für jeden gelten. Jede Antwort muss zu der Person passen, die
sie gibt
.
W
ichtig
ist: Stimmt die Antwort? Ist sie authentisch? Oder sagt jemand etwas
nur, weil er denkt, damit käme er gut an? Ich will, dass die
Kandidaten sagen, was sie meinen, was sie wirklich denken, was sie
wirklich verändern wollen.“

1.
„Erzählen Sie uns doch mal etwas über sich selbst“

Ich
stelle die Frage kombiniert: ,Erzählen
Sie uns nochmal etwas über Ihren Werdegang und warum Sie bei
Greenpeace arbeiten wollen’.
Bei der Antwort erwarte ich, dass die
Bewerberinnen
und
Bewerber genau
die Punkte aus ihrem
Leben und
ihrem
beruflichen
Werdegang auflisten,
die für die zu vergebende Position relevant sind. Bei der Antwort
kann ich gleich überprüfen, ob jemand in der Lage ist, abstrakt und
strukturiert zu denken und zu antworten, ohne sich in Klein-Klein zu
verfransen. Hier haben die Kandidaten auch die Möglichkeit, Brüche
im Lebenslauf zu begründen. Mit der Frage, warum jemand bei uns
arbeiten will, möchte
ich
herausfinden
, ob die Bewerbung eine bewusste Entscheidung für uns
war, oder ob das eher eine Bewerbung ist, die
auch zu einem Unternehmen
hätte geschickt werden können. Das passiert uns aber eher selten;
für die meisten Leute, die sich bei Greenpeace bewerben, war das
eine ganz bewusste Entscheidung – und das spiegelt
sich in der Antwort
auf die Frage wider.
Aus der Antwort sollte hervorgehen, dass sich der Bewerber mit
unseren Werten
und Aufgaben
beschäftigt
hat – das gilt sicher auch für Unternehmen, die diese Frage
stellen. Diese erste Frage ist für mich eine Art Einstiegsblock, der
Bewerber kann sich freireden, das ist
natürlich am
besten, wenn man über sein eigenes Leben und die eigenen Absichten
sprechen kann.“

2.
„Was wissen Sie über unser Unternehmen?

Die
Frage stelle ich
etwas
anders: ,Welches unserer Themen interessiert Sie am meisten, und
welches nicht so sehr, und warum?

Oder
ich frage: ,Was haben Sie über uns zuletzt in den Medien über uns
wahrgenommen und wie beurteilen Sie, was Sie gelesen, gehört oder
gesehen haben?

Bei
der Frage sollte der Bewerber ganz klar zeigen, dass er sich damit
beschäftigt hat, was
Greenpeace
aktuell
umtreibt.“

3.
„Warum bewerben Sie sich für diesen Job?“

In
der Regel geht die Antwort auf diese Frage ja aus dem bisherigen
Werdegang hervor. Wenn das aber nicht ganz klar ist, frage ich nach.
Hier erwarte ich Ehrlichkeit. Wenn jemand etwa bisher in
Leitungsfunktion gearbeitet hat, und sich nun bei uns für eine
Stelle ohne Leitung bewirbt, dann möchte ich eine nachvollziehbare
Erklärung, warum. Warum entscheidet sich jemand bewusst für einen
Rückschritt? Wenn das jemand plausibel erklärt, respektiere ich das
natürlich, ich muss eine
plausible
Argumentation
in der Antwort erkennen können. Oder wenn jemand in einen völlig
neuen Bereich wechseln will, in dem er oder
sie
noch
nicht viel Erfahrung gesammelt hat, dann muss ich die Beweggründe
nachvollziehen könne. Falls jemand von einer ähnlichen Stelle
wechseln will, will ich natürlich wissen, warum jetzt
zu
Greenpeace

die
Antwort wird für jeden individuell unterschiedlich sein, für mich
ist wichtig: Sie sollte ehrlich und plausibel sein.“

4.
„Was sind Ihre größten Stärken/Schwächen?

So
stelle ich die Frage nicht. Falls ein
e
Kandidatin oder ein
Kandidat
während des Gesprächs selbst auf eine mögliche Schwäche zu
sprechen kommen sollte, hake ich nach; ansonsten frage ich gerne am
Ende eines Gesprächs: ,Nennen Sie mir die drei wichtigsten Gründe,
warum wir Sie einstellen sollen
 –
dabei
geht es natürlich um Stärken. Bei der Frage gibt es verschiedene
Typen von Antworten: Manche zählen wie aus der Pistole geschossen 26
Stärken auf; manche antworten sehr zäh, erstmal eine, dann mühsam
die zweite … und manche nennen zackig ihre drei Punkte. Anhand der
Antwort kann man durchaus etwas auf die Person schließen: Wer es
übertreibt mit den Antworten und ausschweift, wirkt selbstbezogen
und nicht in der Lage, Schwerpunkte zu setzen und zu entscheiden, was
wirklich wichtig ist. Wenn die Antwort sehr zäh ist, kommt der
Bewerber zögerlich rüber. Gut wäre also, sich an das zu halten,
was
erfragt
wird,
nicht mehr und nicht weniger.“

5.
„Wie sehen Ihre Gehaltsvorstellungen aus?“

Bei
uns bestehen Vorstellungsgespräche in der Regel aus zwei Runden, in
der ersten Runde reden wir
aktiv
noch
nicht über Geld,
da
wir
auf
unserer Website transparent mit dem Thema Gehalt um
gehen.
Ich
finde aber generell,
man
sollte
hier
keine
falsche Zurückhaltung an den Tag legen. Für beiden Seiten ist es
wichtig, offen
darüber
zu sprechen, sonst wird zu einem späteren Zeitpunkt jemand
,
unglücklich‘.
Wenn sich zum Beispiel jemand bei uns bewirbt, der bei seiner
aktuellen Firma eindeutig ein sehr viel besseres Gehalt bezieht, als
es bei uns möglich sein wird, dann rufe ich den Bewerber vorher an
und kläre telefonisch, ob er unter diesen Bedingungen seine
Bewerbung aufrecht erhalten will. Grundsätzlich finde ich: Bei der
Frage kann man einfach ganz ehrlich antworten,
welche
Vorstellung
man
hat.“

6. „Haben Sie noch Fragen?“

Wenn
ein Kandidat am Ende eines Gesprächs sagt ,Ach, für mich ist alles
klar; im Moment hab ich gar keine Fragen’, und ich habe tatsächlich
das Gefühl, dass wir ausführlich über viele wichtige Punkte
gesprochen haben, dann ist das für mich völlig OK.
Es
muss sich
niemand
zwangsweise noch Fragen aus dem Gehirn quetschen. Wenn wir aber gar
nicht so viel geredet haben, und in der ersten Runde unserer
Bewerbergespräche erzählen wir noch gar nicht viel über das Team
und die Rahmenbedingungen, unter denen gearbeitet wird, dann müsste
dazu eigentlich schon etwas gefragt werden, sonst wirkt das
desinteressiert. Wenn jemand im Gespräch 
brennt
und es richtig gut lief, dann finde ich es völlig in Ordung, wenn an
dieser Stelle nach dem Gehalt gefragt wird; wenn aber das Gespräche
eher etwas zögerlich war und noch viele andere Fragen offen sind,
finde ich es zu früh, um nach Geld zu fragen.“


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