Foto: Transferwise

Transferwise steigt in den Milliarden-Dollar-­Club auf

Das Startup hilft seinen Kunden, günstiger Geld ins Ausland zu überweisen – und hat von Investoren gerade 58 Millionen Dollar frisch eingesammelt.

Nur wenige Startups in Europa erreichen in kurzer Zeit Milliardenbewertungen.

Transferwise aus London ist das nun gelungen, schreibt Astrid Maier von unserem Partner Manager Magazin Online. Der Dienst, mit dem Kunden günstiger Geld ins Ausland überweisen, sammelte 58 Millionen US­-Dollar frisch ein. Mit an Bord ist jetzt auch der US-Wagnisfinanzierer Andreessen Horowitz.

Transferwise-­Gründer Taaveet Hinrikus verbindet gewissermaßen das Beste aus zwei Welten: Der gebürtige Este – Lausbubengesicht meets Hipster-­Vollbart – tritt bodenständig auf wie ein Europäer. Er hat sich aber ähnlich ambitionierte Ziele gesetzt, wie es die Startup-­Vertreter aus dem Silicon Valley gerne tun. „Transferwise soll eine globale Plattform für grenzüberschreitende Überweisungen werden“, sagt Hinrikus etwa gerne. Dem fügt er dann hinzu: „Unser Ziel ist es, ein nachhaltiges, globales Business aufzubauen.“

Wachstum und Profite  – eine Zielsetzung, die man in der US-­Tech-­Szene derzeit eher selten hört ­- die Mischung hat nun offenbar auch einen der bekanntesten und erfolgreichsten Valley-­Investoren überzeugt. Der Airbnb-­ und Facebook­-Unterstützer Andreessen Horowitz hat in das Londoner Start­Up investiert, auch die bereits beteiligten Geldgeber wie Richard Branson und PayPal­-Gründer Peter Thiel schossen neues Geld hinzu. Das 2011 gegründete Unternehmen wurde in der Finanzierungsrunde auf gut eine Milliarde US-­Dollar taxiert, heißt es aus der Branche.

Transferwise reiht sich damit ein in die eher seltene Spezies europäischer Start­ups, die eine Milliardenbewertung erreichen. Auch für Andreessen Horowitz ist der Schritt ungewöhnlich. Mitgründer Ben Horowitz erklärte einmal im Gespräch mit manager magazin, er investiere nicht besonders gerne in Unternehmen, deren Firmensitz er nicht mit dem Auto erreichen könne. Das derzeit boomende Geschäft mit Tech­Gründungen im Finanzwesen, Fintech genannt, hat den US-­Investor nun aber doch noch nach Europa gelockt. Bei Andreesen Horowitz setzt man schließlich seit längerem darauf, dass Tech­-Gründer die etablierte Banken- und Finanzwelt auseinandernehmen werden. Insgesamt tummeln sich in dem Geschäft insbesondere in Europa unzählige Gründer, mancher warnt gar schon vor einer Fin-­Tech-­Blase.

Transferwise streicht viel geringere Gebühr ein als Banken

Hinrikus selbst will mit dem frischen Geld nun die Internationalisierung vorantreiben. Neue Büros in den USA und auch in Deutschland sollen eröffnet werden, dazu hat Transferwise etwa den ehemaligen Rocket-­Internet­- und Groupon-­Mann Moritz Kork eingestellt.

Mit Transferwise können Nutzer Geld aus einer Währung in eine andere überweisen und die Gebühren, die Banken beim Umtausch üblicherweise erheben, zum Großteil umgehen. Der Dienst ist insbesondere bei Kunden beliebt, die ihr Gehalt in einer Währung ausgezahlt bekommen, es aber bei der Überweisung auf das Heimatkonto in einer Zweitwährung oftmals automatisch minimiert wird. Transferwise streicht eine viel geringere Gebühr ein als es die Banken tun.

Das Problem brachte Hinrikus und Mitgründer Kristo Käärmann überhaupt erst auf ihre Geschäftsidee. Die beiden gehörten zu den ersten Skype-­Angestellten in Estland, fingen aber bald an, in London zu arbeiten ­ und verloren jedes Mal Geld, wenn sie ihr Gehalt nach Hause überweisen wollten. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen bereits Transaktionen im Wert von drei Milliarden Britischer Pfund getätigt und seinen Kunden rund 135 Millionen Pfund an Gebühren erspart. Wieviel Transferwise selbst dabei schon umgesetzt oder gar verdient hat, das verrät Hinrikus hingegen nicht.

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