Warum ist es so schwierig für uns ein wenig Leichtigkeit in unser Leben zu lassen? Manchmal einfach auf unser Herz zu hören? Anderen Menschen ihre Erfolge zu gönnen? Ein Plädoyer für mehr Bauchgefühl und weniger Missgunst.
Als Teenager hatte ich nur ein Ziel: Ich wollte weg aus Deutschland. Ich wusste nicht mal genau warum. Aber ich wollte nicht hier leben. Also los! Mit 16 für ein Jahr in die USA. Es folgten sechs Monate Madrid, vier Monate Asien, sechs Monate Südamerika und unzählige Urlaube so weit weg wie möglich. Mein Backpack und ich. Kein Luxus, aber dafür unheimlich viele Abenteuer und Bekanntschaften im Gepäck.
Tja, und doch stecke ich noch immer in Deutschland. Denn mit jedem dieser Ausflüge habe ich dieses Land mehr und mehr zu schätzen gelernt. Wir haben so viele Freiheiten und Rechte wie kaum ein anderes Land. Wir werden aufgefangen, wenn es uns mal nicht gut geht. Können studieren, unsere Meinung frei äußern, demokratisch wählen und so weiter. So sehr ich mich auch jedes Mal freue zurückzukommen, schon wenige Wochen später bedrückt mich die Stimmung in diesem Land wieder.
Ständig wird nach dem Fehler gesucht
Geht es uns vielleicht einfach ZU gut? Warum fällt es uns so schwer, uns zu freuen? Ein wenig Leichtigkeit in unser Leben zu lassen? Anderen Menschen ihre Erfolge zu gönnen, statt diese mit Missgunst zu betrachten und schlecht zu reden? Ständig wird nach dem Fehler gesucht, statt das Positive zu sehen. Alles verläuft nach Regeln. Und mir ist klar, dass diese Regeln zumindest einer der Gründe sind, warum es uns so gut geht. Manchmal frage ich mich allerdings, ob all diese Regeln und Strukturen uns vielleicht langsam über den Kopf wachsen. Unser Leben einnehmen, statt es uns zu erleichtern. Denn warum scheint die Allgemeinheit sonst ein so großes Problem mit Menschen zu haben, die aus den Strukturen ausbrechen? Warum existiert soviel Angst vor Andersartigkeit?
Keiner traut sich was
Wenn ich Leuten von meiner Reise nach Südamerika erzähle, erhalte ich oft folgende Antwort: „Wow, du hast es gut. Das würde ich auch gerne mal machen.“ Ich verstehe diese Aussage ehrlich gesagt nicht. Denn das Einzige was mich von denjenigen unterscheidet, mit denen ich eine solche Unterhaltung führe ist Mut. Nicht etwa Mut in ein fremdes Land zu gehen (denn dort leben im Normalfall auch nur Menschen), sondern Mut, gewohnte Strukturen zu verlassen. Andere Prioritäten zu setzen. Den Job hinter sich zu lassen, kein sicheres Einkommen zu haben und mit dem Nötigsten auszukommen. Sich auf ein kleines Abenteuer einzulassen. So kitschig es klingt: Auf sein Herz zu hören.
Kommt raus aus eurer Komfortzone!
Oft scheint es mir, genau das haben wir Deutschen verlernt. Hör auf das, was dein Herz oder auch Bauch dir sagt. Ganz einfach, ohne Handbuch oder Anleitung. Wir alle sind letztendlich Schmied unseres eigenen Glücks. Statt euch ständig über Dieses und Jenes aufzuregen und zu meckern, nehmt es in die Hand. Ändert es. Kommt endlich raus aus eurer Komfortzone! Auch wenn es nicht immer einfach ist. Macht, was euch glücklich macht. Regt euch nicht über andere Menschen auf, wenn ihr doch eigentlich nur neidisch seid, dass diese ihren Träumen folgen, während ihr unzufrieden mit eurem Leben seid. Konzentriert euch stattdessen auf euch und verfolgt eure eigenen Träume – dieser Job, an den ihr schon so lange denkt, Engagement für ein (soziales)
Projekt, die Reise, von der ihr schon immer geträumt habt. Probiert es aus. Dann
können wir uns beim nächsten Spaziergang vielleicht auch wieder anlächeln,
statt gegenseitig in leere Gesichter zu schauen.
Mehr bei EDITION F
Vom Mut, es trotzdem zu tun. Weiterlesen
Mut und Lebenslust statt Prüfstand und Karriere. Weiterlesen
Christine Neder: „Keine Zeit zu reisen? Gibt´s nicht!“ Weiterlesen