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Vorsicht Zecke!

Es gibt sie auch mit zwei Beinen.

 

Wir kennen sie alle in der freien Natur.

Die kleinen, unauffälligen,
spinnenähnlichen Tiere, krabbelnd im Fell der Lieblingskatze. Einmal angedockt
an den Wirt, per Definition dem „Lebewesen, das außer sich selbst auch einen
oder mehrere andere Organismen mit lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt“
,
wird schnell aus dem kleinen Parasit eine widerliche, prall mit Blut gefüllte,
um das 200fache größere Kugel. Einmal vollgesaugt und gut versorgt, verlässt
der Parasit den Wirt. Kommt aber immer wieder.

Wie erkennen wir die zweibeinige, die menschliche Variante der Zecke?

In  Form eines Kollegen, Nachbarn, Familienmitglied oder „guten
Bekannten“? Die meisten Exemplare sind völlig unauffällig und auf den ersten
Blick nicht als parasitäres und blutsaugendes Wesen zu erkennen. In der Regel
gut gekleidet, eloquent, akademisch gebildet. Mit einem Einkommen deutlich über
Hartz IV und dem Bundesdurchschnitt. Beruflich erfolgreich, sozial und medial
gut vernetzt. In einer Wertewelt, die sich augenscheinlich mit der eigenen
deckt.

Doch dann ist er da, der Tag an
dem im Kollegenkreis für ein Geschenk gesammelt, die Pizza bestellt, die
Kaffeekasse aufgefüllt oder der Büroalltag organisiert werden muss. Achtung:
Das Prinzip der Zecke: NEHMEN, NIE GEBEN.

Dann hat man gerade kein Geld in
der Tasche, den Einkauf völlig vergessen oder „so gar keine“ Zeit. „Ehrlich!“
Aber immer eine Idee, wer die Rechnung, den Einkauf oder die Organisation der
nächsten Kundenpräsentation übernehmen soll. Um sich dann ganz selbstverständlich
zu bedienen, zu präsentieren und die Geburtstagskarte für den Kollegen mit zu
unterzeichnen. Und sich auch gern über die Wahl der Getränke, Kaffeesorte und
Geburtstagskarte zu beschweren.

Interessant auch die Zecke im
privaten Umfeld. Für mich deutlicher Gewinner in Sachen „Nehmen und bloß nicht
geben“ eine weibliche Zecke, Mitte 40, sehr attraktiv und sehr anspruchsvoll.
Längere Reisen übers Wochenende in die schönen Städte Deutschlands wie Berlin
oder München werden immer per ICE aber ohne Ticket, Unterkunft gern im
angesagten Hotel auf Rechnung der besuchten Freunde und Verpflegung in schicken
Restaurants auf Kosten desjenigen gemacht, dessen Empfehlung es im Zuge einer
Stadtführung war. Für mich die Königin der Zecken.

Denn auch das gehört zum Wesen
der Zecke. Sie ist wählerisch, anspruchsvoll und nicht genügsam. Weit weg von
einem hilflosen Wesen, das in Not die Hilfe eines Vertrauten sucht. Nein, die
Zecke sucht einen Wirt, der entsprechend der Ansprüche versorgt.

Erkennen Sie sich wieder? Als Zecke oder Wirt? Aktiv oder passiv?
Fühlen Sie sich wohl oder wollen Sie etwas ändern?

Wenn ja braucht es Erkenntnis, Mut und Konsequenz. Die Erkenntnis:
wer gibt und nimmt, wer nimmt nur? Mut zum Nein. Nein, ich versorge dich nicht.
Nicht heute, nicht morgen. Nie mehr. Und die Konsequenz: Ja, ich bleibe dabei.

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