Wann heiratet ihr? Vielleicht nie?

“Wie sieht es bei euch aus? Wann werdet ihr heiraten?”
Mit der Mitte der Zwanziger kippt der Schalter um und auf einmal klingen Freiheit, Beruf und Selbstverwirklichung nicht mehr so gut. Aber heiraten schon. Wie kommt das und wieso fragen wir dann andauernd?

 

Ab einem gewissen Alter gibt es nur noch ein großes Thema, wenn man
sich auf Parties, zum Dinner oder Geburtstag trifft.

-Wann ist es denn bei euch so weit? –

… muss dann irgendwann aus irgendeiner Ecke ganz passiv- aggressiv und
mit süffisantem Lächeln in die Runde geworfen werden. Was antwortest du,
 wenn um dich herum beringte Paare stehen, die kurz vor oder nach der
Hochzeit noch völlig im Dusel der Liebe stecken?

Wir als Paar sind ganz nett und unterhaltsam. Zumindest schätze ich uns so
ein. Wenn wir zusammen einen Raum betreten, wissen die meisten wir zwei
sind ein Paar. Wir sind uns gleich. Wir sind auf einer Ebene und zeigen
das auch oft genug. Wir beide haben kein Problem damit, wenn man uns
nach mehr fragt, wir beide wissen ganz genau was wir verraten und was
nicht. Doch in letzter Zeit befinden wir uns beide in einer
Endlosschleife  der immer wieder währenden Frage nach der Hochzeit. Denn
 das wird ab jetzt von uns erwartet. Das ist der nächste große Schritt
in der Liebe.

Bis zur Mitte der Zwanziger war das alles absolut entspannt. Man horcht
sich nach dem Kennenlernen aus, der länge der Beziehung und den nächsten
 Plänen. Manche führen gerade noch eine Fernbeziehung, haben sich frisch
 verliebt, denken über die erste gemeinsame Wohnung nach oder wollen
sich beruflich noch weiterbilden. Doch mit dem überschreiten der
Fünfundzwanzig muss etwas passieren. Vielleicht ist es eine besondere
Schwelle die andere kommen sehen und wir immer noch ignorieren.
Vielleicht gibt ist es ungeschriebenes Gesetz zwischen zwei Menschen,
die seit mehr als drei Jahren Bett, Konto und Gedanken teilen. Der
Eintritt in etwas, das sich echtes Leben nennt? Oder weil es einfach nur
 eine logische Schlussfolgerung ist, dass es jetzt Zeit wird über ein
offizielles Wir nachzudenken. Genau das passiert uns jetzt in
regelmäßigen Abständen. Wir kommen an, zeigen uns als Paar, verstricken
uns in gute Gespräche und nach dem zaghaften Anfragen der Dauer der
Beziehung wird jede Aussage über mehr als drei Jahre sofort quittiert
mit: 

Wollt ihr heiraten?

Natürlich erwarte ich diese Frage von meiner Familie bei so gut wie jedem Anruf
oder Treffen. Meine Mutter hätte sich gern schon vor zehn Jahren für
mich gefreut wenn ich ja gesagt hätte. Doch ich hatte nie das Bedürfnis.
 Es stand nie auf meiner Lebensagenda. Mein Plan war nie zu heiraten, da
 es für mich persönlich und auch für meinen Freund nie eine große Rolle
spielte. Ganz klar, das ja vor dem Herrn oder dem Staat kann das gewisse
 Etwas sein. Aber für uns wäre es nur ein Papier und eine gewisse
Steuererleichterung. Ganz schön unromantisch. Finden wir beide auch.
Daher war es nie erster Gedanke oder Plan. Nur langsam beschleicht uns
beide das Gefühl, alle anderen erwarten es von uns. Es ist wie eine
Pflichtaufgabe in der Liebe, eine logische Konsequenz für das auf immer
und ewig.

Was soll denn jetzt auch noch passieren?

Für
 uns das Leben. Ob mit Ring am Finger und dem Ja vor allen lieben
Menschen in meinem Leben oder nicht, der Mann an meiner Seite wird kein
anderer werden. Meine Gefühle werden sich dadurch nicht ändern, ich
werde nicht erfüllter leben und lieben. Trotzdem häufen sich die Fragen.
 Was ich zu beginn als Lückenfüller und Floskel in Unterhaltungen
wahrnahm, wird langsam zur Dauerschleife.

Heiraten.
 Das schwebt gerade über uns wie eine dunkle Wolke. Wenn du dann in
geselliger Runde versuchst zu erklären, wieso du nicht deine Liebe daran
 knüpfst, wirst du immer mit einem süffisanten Lächeln oder ein er
gewissen Abneigung beäugt. Ich möchte niemanden vor den Kopf stoßen,
aber wieso sollte ich ein Modell wählen, das mir eigentlich nicht passt.
 Wieso sollte ich heiraten, weil ich dann den Beweis der Liebe in der
Hand hätte? Fremdgehen, verlassen werden und sich entlieben passiert
auch in den besten Ehen. Vielleicht ist es auch ein ganz praktischer
Fakt in unserer Gesellschaft? Denn wenn Frau unter der Haube ist, spart
man Steuern. Das passt mir nicht in den Kram, dass jemand über unsere
Art der Liebe entscheiden könnte. Das große H to the Heiraten spielte
und spielt nach wie vor keine übergeordnete Rolle. Zumindest für uns,
zumindest jetzt. Hoffentlich bald auch nicht mehr in unserem Umfeld.

Via zukkermädchen.de

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