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4 Tipps für eine gelungene familiäre Unternehmensübernahme

Die Übernahme des Familienbetriebes will wohl überlegt sein. Die meisten konzentrieren sich dabei auf die finanziellen und strukturellen Aspekte. Aber eine Nachfolge, vor allem im Familienkreise beinhaltet so viel mehr.

Gründliche Vorbereitung

Vor der Übernahme des elterlichen Unternehmens gibt es einiges zu klären: Welche rechtlichen und steuerlichen Auswirkungen gibt es sowohl für den Übergeber als auch für den Übernehmenden? Ist sichergestellt, dass die Eltern im Ruhestand finanziell versorgt sind?

Für dich als Nachfolgerin gibt es aber noch viel entscheidendere Fragen: „Will ich das wirklich mit allen Konsequenzen? Will ich Unternehmerin sein und Verantwortung für die Existenzen meiner Mitarbeiter und deren Familien haben? Passt es überhaupt zu meinem eigenen Lebenskonzept, wie ich es mir vorstelle?“ Du übernimmst schließlich ein Lebenswerk, das zu deinem eigenen wird. Nimm dir deshalb Zeit für deine Entscheidung und sei dir wirklich sicher, dass du es wirklich willst. Wenn das geklärt ist, kann die Übernahme in die Wege geleitet werden. Hier kommen vier Tipps, wie das reibungslos gelingen kann.

1. Übernahmefrist vereinbaren

Übernahmen scheitern, wenn es keine klar vereinbarten Übergabe- und Austrittstermine gibt. Den Eltern fällt es oft sehr schwer wirklich loszulassen und sich aus dem Unternehmen konsequent zurückzuziehen. Sie sind Unternehmer mit Leib und Seele und vergessen dabei gerne, sich nebenher ein Leben ausserhalb des Unternehmens aufzubauen. Manche vergessen auch einfach aufzuhören, weil es eben keine klaren Terminsetzungen gibt.

Ein guter Übergabeprozess dauert zwischen einem und max. fünf Jahren. Alles darüber hinaus wirkt sich negativ aus, weil die Nachfolger verbrannt werden. Ihnen fehlt dann sehr oft die hundertprozentige Anerkennung als Chef. Dazu verlieren sie mit den Jahren die Lust an der Unternehmensführung, was sich wiederum langfristig auf die Umsatzzahlen und die Existenz des Geschäfts auswirken kann. Und auch wenn es klare Vereinbarungen gibt, werden sie manchmal nicht in aller Konsequenz umgesetzt. Gründe für´s Bleiben der Senioren sind beispielsweise: Krankheiten oder Ausfallzeiten, Auftragslage, schwierige Geschäfts- oder Investitionsentscheidungen, wichtige Projekte, die noch unbedingt fertig werden sollen.

Bei allem was ansteht – und es wird immer einen Grund geben, warum jemand nicht gehen will oder soll – sind klare Schnitte gut für die weitere geschäftliche und familiäre Entwicklung. Deshalb: Leg die Übergangszeit und den Austrittstermin gemeinsam mit deinen Eltern schriftlich fest und fordere diesen zur Not ein.

2. Gedankliche Trennung von Familie und Beruf

Übernimmst du das Familienbusiness, bist du immer, egal ob ihr euch im Geschäft trefft oder privat, in zwei Funktionen unterwegs. Du bist Unternehmerin, aber auch Tochter. Deshalb tauchen auch Konfliktthemen, die privat ausgetragen werden oft in geschäftlichen Gesprächen wieder auf oder berufliche Diskussionen landen am Sonntag beim gemeinsamen Essen auf dem Tisch. Eine komplette Trennung ist nur sehr schwer. Wichtig dabei ist zu erkennen, in welcher Rolle sprecht ihr gerade miteinander und aus welcher Schublade kommen die Vorwürfe, Bedenken oder Konfliktgespräche. Triff hier klare Vereinbarungen, wie ihr mit solchen Konfliktsituationen umgeht und vertagt Gespräch zur Not auch solange, bis das eigentliche Grundproblem geklärt ist. Sachlich und lösungsorientiert diskutiert ihr zusammen viel besser und leichter.

3. Gegenseitiges Vertrauen & Respekt

Bei der Übergabe treffen zwei Generationen aufeinander, die oftmals unterschiedlicher nicht sein können. Verschiedene Herangehensweisen, Führungsstile, Ausbildungen, Kenntnisse und Zielorientierungen für weiteres Wachstum im Unternehmen. Und da sich dann noch Familienmitglieder gegenüberstehen, die sich bereits ein Leben lang mit allen Stärken und Schwächen kennen, kann es in Diskussionen sehr hoch her gehen.

Erkennt hier den gegenseitigen Wert aneinander. Der Senior bringt sehr viel Erfahrungsschatz und tiefes Wissen über sein Unternehmen mit. Er hat viele Erfolge gefeiert, sonst würde das Unternehmen nicht mehr so dastehen, wie es es gerade tut. Du als Nachfolgerin bringst frischen Wind, neues Wissen und auch bereits sehr gute Erfahrung ins Unternehmen, sonst hätte sich der Senior nicht für dich entschieden. Aber du darfst und sollst auch deine eigenen Fehler machen dürfen, genauso wie der Senior früher. Also: Aufeinander vertrauen, einander zuhören und den anderen auch mal machen lassen.

4. Externe Unterstützung

Die Übernahme des Familienbetriebes ist neben den steuer- und erbrechtlichen Themen eine hoch emotionale Angelegenheit. Bereits vor der Übernahme solltest du dir zu 100 Prozent sicher sein und dich nicht aus familiärer Verpflichtung dafür entscheiden – außer du willst es so.

Während der Übernahme geht es nicht nur um geschäftliche Auseinandersetzungen, denn der familiäre Aspekt kann nicht einfach ausgeklammert werden. Das macht Konflikte zu einem hochexplosiven Sprengstoff, die im schlimmsten Fall zu Familienzerwürfnissen oder Unternehmenspleiten führen. Zudem wirst du als Nachfolgerin in der Führung manchmal ganz anders wahrgenommen als ein externer Manager, denn manche Mitarbeiter kennen dich vielleicht schon dein ganzes Leben lang. Hier gilt es ganz andere Hürden zu meistern als in einer Festanstellung bei einem anderen Unternehmen.

Jede Nachfolgeunternehmerin, mit der ich bisher gesprochen habe, gibt rückblickend den gleichen Ratschlag: Lass dich bei der Übernahme begleiten: durch Coaches, Mentoren, Mediatoren. Hole dir einen Experten, der dir neben den steuer- und erbrechtlichen Themen, bei den emotionalen- und Konfliktthemen zur Seite steht und dir als unparteiischer Gesprächspartner hilft, einen klaren Kopf zu bewahren. Dieser Coach kann dich auf das Wesentliche fokussieren, dich motivieren und derjenige sein, bei dem du auch einfach mal Dampf ablassen kannst. Mit Coaching meisterst Du die Übernahme leichter und konfliktfreier.

Alles in Allem sind Unternehmensnachfolgen herausfordernd, aber mit der richtigen Unterstützung und viel Mut kannst du ganze Eisberge verrücken.

Vergiss dabei nicht: Nachfolge darf Spaß machen!

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