Die Stadt, in der wir leben, prägt uns. Umso wichtiger ist es ab und zu mal auszubrechen und andere Orte kennenzulernen. Gerade uns funktional-denkenden Deutschen fehlt es nämlich leider oft ein bisschen an Gesellig- und Gemütlichkeit, findet unsere Community-Autorin Aileen.
Es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen
Ich liebe meine Heimat Berlin, trotzdem habe ich in den letzten Jahren, vor und während des Studiums, gerne jede Gelegenheit genutzt auch mal andere Städte und Länder kennenzulernen. Nach dem Abi ging es für ein paar Monate Gastronomiearbeit nach Bournemouth in England. Ein paar Jahre später für ein Erasmus-Semester nach Barcelona, für mein erstes Pflichtpraktikum im Bachelor dann nach Amsterdam und aktuell wohne ich für mein letztes Pflichtpraktikum im Master in Kopenhagen.
Dabei stellte ich für mich in den letzten Jahren fest, dass ich mich mit jeder Rückkehr nach Berlin neu in meine Heimat verliebe und das Leben in Deutschland mehr und mehr zu schätzen weiß. Denn, was ein Land tatsächlich zu bieten hat, lernt man oft erst, wenn man es denn mal verlässt. Plötzlich findet man Dinge ganz toll, die man vorher jahrelang bemängelt hat (in meinem Fall so zum Beispiel die BVG oder unsere deutschen Krankenkassen). Gleichzeitig lernt man aber auch, dass jedes Land, jede Stadt über seine Eigenarten verfügt, die die Menschen, die in ihr leben, prägen.
Meine dänische Kollegin beschreibt unsere deutsche Mentalität zum Beispiel gerne als Rittersport Mentalität: Quadratisch, praktisch, gut. Was ich früher für ein Vorurteil hielt, kann ich mittlerweile gut bestätigen, denn es beschreibt den deutschen Spirit, unsere Lebens- und Arbeitsweise schon sehr passend. Deutschland, das Land der Funktionalität, wo immer alles seinen geregelten Gang läuft – außer wir bauen Flughäfen.
Wie wärs mit ein bisschen kultureller Inspiration?
Dolce Vita und griechische Gelassenheit erlauben wir uns ja maximal in den zwei Wochen Urlaub im Jahr. Die amerikanische Jobkultur des Scheiterns? Nee, ist uns zu heikel, schließlich zählen die harten Fakten! Klar, dank unseres Funktionalitätsdenken geht es uns wirtschaftlich gut, aber ein bisschen mehr Gelassenheit ab und an würde doch auch nicht schaden oder?!
Ich für mich habe festgestellt, dass ich nach jedem Auslandsaufenthalt mit neuen Erfahrungen nach Hause komme. Erst rückwirkend betrachtet, durch den Vergleich, verstehe ich, über welche Eigenarten die Städte, in denen ich gelebt habe, verfügen und wie mich das jeweilige Mind-Set geprägt hat. Neben einem erweiterten Horizont und generell einer toleranteren Haltung, versuche ich daher auch immer ein bisschen was von eben diesem Mind-Set mit nach Hause zu nehmen.
Hier meine kleine Liste an Werten und Konzepten, die ich gerne mit euch teilen würde:
1. Bournemouth, England: Spaß haben und sich selbst nicht zu ernst nehmen!
Hier gilt: Keine Party ohne Motto! Sich selbst zu ernst nehmen? Kann den Engländern nicht passieren. Denn, Briten sind alles, aber nicht langweilig. Das spießige Image, das England woanders oft hat, nicht zuletzt auch wegen dem Königshaus, kann ich so nicht bestätigen. Es gibt schließlich immer was zu feiern! Ob den Geburtstag der Queen, irgendeinen Bankholiday, Muttertag, Valentinstag – bei Tesco findet man eigentlich fast jede Woche neue Glückwunschkarten und fertige Themen-Torten. Für den einen mag das purer Kommerz sein, ich aber glaube, dass die Briten sich einfach gern und oft sagen, wie gern sie sich haben. Nach dem 9-to-5-Arbeitstag schnell nach Hause oder noch auf ein Bier mit den Kollegen in den Pub um die Ecke? Für viele stellt sich diese Frage gar nicht erst, ist doch schließlich Feierabend!
Barcelona, Spanien: Ab und an muss auch mal Siesta sein!
Amsterdam, Niederlande: Jeden Tag Gezelligheid!
Kopenhagen, Dänemark: Hygge!
Und in Berlin so?
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