Träumen wir zwischen Weihnachtsfeier, Geschenkestress und Co nicht alle irgendwie mal davon, dem Weihnachtsstress zu entfliehen – zum Beispiel in die Karibik? Oder ist Weihnachten zu Hause doch irgendwie am Schönsten?
Es kommt nicht immer wie geplant…
Ich beobachte, wie zwei Angestellte den schweren Plastikbaum durch die Rezeption schleifen. Es ist der erste Dezember, der erste Advent war bereits gestern. „Typisch Kuba“, denke ich mir und blicke aus dem Fenster. Dichte Wolken ziehen über die Halbinsel Varadero hinweg und die meisten All-Inklusive-Gäste halten sich drinnen auf. Ihr Alkoholpegel steigt mit der Verschlechterung des Wetters.
Nach einigen heftigen Regengüssen wagt sich niemand mehr an den Strand. Ich dagegen genieße die Einsamkeit. Eigentlich sollte es jetzt zur Winterzeit hier auf Kuba viel wärmer sein und kaum noch regnen, aber das Wetter hat manchmal seinen eigenen Kopf. Warm ist es trotzdem. Noch trage ich ein leichtes Sommerkleid – nur wenige Stunden später werde ich in meiner dünnen Sommerjacke frieren, die das Wärmste ist, das ich auf der Reise dabei habe.
Weihnachten auf Kuba
Während ich so am Strand entlang spaziere, den warmen Sand zwischen meinen Zehen spüre und den düsteren Wolken zusehe, die sich über meinem Kopf zusammenziehen, kann ich nicht aufhören an die Weihnachtszeit zu Hause zu denken. Fühlt sich so etwa Heimweh an? Ein Gefühl, dass mir bislang unbekannt war. Könnte es tatsächlich sein, dass ich mich ins dunkle, graue Deutschland zurücksehne?
Kalt soll es dort geworden sein. Ich stelle mir vor, wie Freunde und Familie daheim den ersten Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt genießen und ihre Wohnungen mit kitschiger Weihnachtsdeko schmücken. Wenn ich an den armseligen Plastikbaum in der Rezeption denke, komme ich nicht umhin mich zu fragen wie es wohl wäre, Weihnachten hier zu verbringen. Glühwein werden sie wohl kaum ausschenken und statt Plätzchen gibt es zuckersüßes Gebäck von Frühstücksbuffet. Ob sie wohl alle an Heilig Abend doch wehmütig auf den Plastikbaum schauen werden? Vielleicht bin ich auch die einzige, die hier so denkt. Hier, in einem der vielen großen Hotels, die sich an der Halbinsel Varadero aufreihen, wie Perlen an einer Kette.
Varadero – Das All Inklusive „Paradies“ von Kuba
Jeder hier in Varadero hat „all in“ gebucht, wie der Deutsche hier gerne sagt. Eine andere Wahl hat man auch nicht, denn wir befinden uns ganz an der Spitze der Halbinsel und die Stadt Varadero ist 17 Kilometer entfernt. Ich betrachte das pinke All-Inklusive-Bändchen an meinem Arm als wäre es ein ansteckender Ausschlag. Mein erstes Mal All Inklusive. Für einen Tag bin ich nun einer von ihnen. Sie bleiben dagegen für mindestens zwei Wochen. Wenn sie später nach Hause zurückreisen, werden sie ihren Freunden erzählen, wie toll es doch auf Kuba war, dabei haben sie mit Ausnahme des meist obligatorischen Tagesausflugs nach Havanna nichts vom echten Kuba mitbekommen.
Einige werden sicher noch über die Festtage bleiben. Andere werden erst anreisen, wenn der Weihnachtstrubel in Deutschland seinen Höhepunkt erreicht – ähnlich wie meine Freundin Katja, die an Heilig Abend dem Weihnachtstrubel nach Malaysia entflieht. Fast zur selben Zeit wollte ich ursprünglich auch im Flugzeug nach Südamerika sitzen. Jetzt bin ich froh, dass es nicht so ist und ich mir vorher noch die volle Weihnachtsdröhnung geben kann. Ich habe mich nie für einen großen Weihnachtsfan gehalten, aber scheinbar ist mir die Zeit wichtiger, als mir bislang bewusst war.
Oder ist Weihnachten zu Hause doch am Schönsten?
Vielleicht war es eine unterbewusste Entscheidung, dass ich bis jetzt noch nie in der Adventszeit verreist bin – von einem verlängerten Wochenende in Dublin mal abgesehen. Denn sie ist auch so immer schon viel zu kurz. Weihnachtsfeiern, Geschenkebesorgungen und zwischendurch immer wieder ein Glühweinumtrunk sorgen für jede Menge Freizeitstress. Aber irgendwie mag ich das. Für mich ist das positiver Stress. Schließlich ist die Weihnachtszeit eigentlich die schönste Phase im Winter – jedenfalls wenn man nicht in den Bergen wohnt und sich tagtäglich am wunderschönen Schnee erfreuen kann. In Frankfurt oder auch im Rheinland ist Schnee eine Seltenheit, da kommt die bunte und fröhliche Weihnachtszeit für die Psyche genau richtig.
Ich hatte mir diesen Artikel schon so toll ausgemalt, mir vorgestellt, wie ich euch Kuba als tolles Weihnachtsreiseziel vorstelle. Und dann kam alles anders. Wahrscheinlich musste ich erst einmal weg sein um zu merken, wie toll die Weihnachtszeit in Deutschland ist. Noch nie in meinem Leben, bin ich fröhlicher nach Hause geflogen als dieses Mal. Am vergangenen Wochenende habe ich schließlich meinen kleinen eigenen Weihnachtsbaum geschmückt. Ich weiß, man baut ihn eigentlich erst an Heilig Abend auf, aber da ich die Weihnachtsfeiertage wie jedes Jahr bei meiner Familie im Harz verbringen werde, mache ich da mal eine Ausnahme.
Bis zu meiner Südamerika-Reise ist es glücklicherweise noch ein bisschen hin und bis es soweit ist, genieße ich gerade jeden Glühwein, jedes Plätzchen und freue mich auf ein paar schöne Feiertage in meiner Heimat. Ich bereite schon die Diashow mit Fotos vor, die ich meiner Familie aus Kuba dann präsentieren möchte. Aber soll ich dir was sagen: Ich sehe mich schon trotz Glühwein und Plätzchen unter dem Weihnachtsbaum sitzen und still und heimlich von der Karibik träumen…
Und, über Weihnachten in die Sonne, ist das was für dich?
Dieser Artikel erschien zuerst auf Sonne & Wolken, dem Reiseblog von Jana Zieseniß. Wir freuen uns, dass sie jeden Monat eine Kolumne rund ums Reisen bei uns veröffentlicht.
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