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Aushalten oder bleiben? Wie du deine Beziehung retten kannst – Teil 2

Es fing doch mal so gut an…und jetzt? Unsere Community-Autorin Mira erklärt, wie du die nervigen Eigenschaften deines Partners erkennst und wie du darauf richtig reagierst. Hier kommt Teil 2 der Serie.

 

Die Ursache für Beziehungsprobleme? Meist wir selbst!

Beim nächsten Mann,bei der nächsten Frau wird alles anders? Von wegen! Du nimmst dich ja selbst mit – in jede neue Beziehung und in jeder Beziehung.

Die Ursache für Beziehungsprobleme liegt fast immer im sogenannten „blinden Fleck“. Dieses Phänomen beschreibt einen Anteil deiner Persönlichkeit, der dir selbst nicht bewusst ist – der für andere aber sehr wohl sichtbar ist.

Wenn dein Partner dich in den Abwehrmodus bringt

Wenn dein Partner beginnt (was in Beziehungen unweigerlich früher oder später geschieht), dich mit deinem unbewussten Verhalten zu konfrontieren, bringt dich das in einen Abwehrmodus. Sprich: Du gehst in den Widerstand. Das liegt daran, dass du alte Wunden schützen willst. Du möchtest nicht, dass dein Partner oder deine Partnerin alte Verletzungen wieder aufreißt, die du mühsam mit einem dicken Pflaster versorgt und in dein Unbewusstes verbannt hast. 

Das Dumme ist nur, dass auch der nächste Mann, die nächste Frau wieder versuchen wird, dir das Pflaster abzureißen. Das geschieht sogar automatisch, wenn du zu einem Menschen echte Nähe aufbauen willst. Es ist quasi der Preis, den du bezahlst. Dann bist du ungeschützt. Neue Verletzungen treffen auf die alten und schließlich willst du nur noch eines, nämlich weg. 

Für eine gesunde Beziehung hilft nur eines: Ran an den blinden Fleck!

Erst wenn du verstehst, was sich hinter deinem blinden Fleck verbirgt, hört der Teufelskreis auf. Auch in diesem Teil erfährst du mehr über verschiedene blinde Flecke und kannst versuchen daraus ableiten, welchen Dein Partner hat – ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Erkenntnis, von welchem blinden Fleck du selbst gesteuert wirst.

Hinweis: Wir steigen nun mit dem blinden Fleck Nr. 6b ein – wer etwas zu den blinden Flecken Nr. 1 bis 6a erfahren will, bitte hier entlang zum ersten Teil der Serie.

Blinder Fleck Nr.6b: Streitlust

Wie ist es am Anfang?

Was für einen Wildfang hast Du Dir denn da geangelt? Der Bruder von Rocky oder Che Guevara, kurz: eine moderne Version von Robin Hood lässt dein Herz höher schlagen. Dieser Mensch hat Feuer und lässt das auch raus. Er ist ein Freidenker und Rebell.

So ist es nach zwei Jahren:

Sagst du „rot“, sagt er „blau“: Du hast es mit einem Menschen zu tun, der das Prinzip Contra lebt, immer und überall. Sich im Leben durchzubeißen, gegen Widerstände zu kämpfen und gewinnen zu wollen, sind gute Qualitäten. Doch der ständige Kampf macht auf Dauer mürbe. Irgendwann strengt es nur noch an, die Boxhandschuhe anziehen und in den Ring steigen zu müssen.

Wie fühlt man sich als Partner?

Du fühlst dich, als müsstest du stetig auf der Lauer liegen – weil du nicht weißt, wann der Partner wieder angreift. Reibung erzeugt zwar Wärme, doch permanenter Kampf ermüdet einfach nur. Dazu kommt, dass es für dieses Energiebündel einfach keinen Aus-Knopf gibt.

Was kann man machen?

Dieser Mensch braucht Liebe und vor allen Dingen eins: Grenzen. Er hat früh im Leben die Erfahrung gemacht, dass er um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Und dass sich negative Aufmerksamkeit auch wie positive Zuwendung anfühlen kann. Wenn er beschützt wird, streckt er die Waffen und hört auf zu kämpfen. Dann hast du den Panther gezähmt.

Wichtig:

Die blinden Flecken 6a (Kontrollwahn) und 6b sind in ihrer Psychodynamik sehr ähnlich. Beide nähren sich aus der Furcht, leben diese jedoch unterschiedlich aus, mittels Fluchtinstinkt (6a) oder Angriff (6b).

Blinder Fleck Nr.7: Oberflächlichkeit

Wie ist es am Anfang?

Du bist begeistert von seiner überschwänglichen Lebensfreude und Leichtigkeit. Dieser Mensch ist einfach immer gut drauf und bringt dich zum Lachen – der geborene Entertainer eben. Er ist für jeden Spaß zu haben und seine Kreativität und sein Aktivitätsdrang wirken ansteckend.

So ist es nach zwei Jahren:

Leidenschaft und Spaß am Leben sind toll. Wenn die Lebenslust allerdings dazu führt, dass der Partner nur noch unterwegs ist, sich mit Hobbys und Freizeitaktivitäten ablenkt, um bloß nicht über Probleme nachdenken zu müssen, dann fühlt man sich irgendwann einsam. Zu einer Beziehung gehört eben auch, in schwierigen Zeiten für einander da zu sein.

Wie fühlt man sich als Partner?

Nicht wahrgenommen und allein. Insbesondere dann, wenn es Probleme gibt oder man sich in einer Krise befindet, die mit viel Schmerz verbunden ist. Es fehlt das Gefühl, einen verlässlichen Partner an der Seite zu haben, der sich einlässt und nicht schon den Spaß an der nächsten Ecke sucht.

Was kann man machen?

Den Partner liebevoll an Probleme heranführen. Er hat irgendwann einmal erlebt, in einer schwierigen Situation allein gelassen worden zu sein. Daraus resultiert seine Gegenstrategie, Schmerzen aus dem Weg zu gehen und selbst für sich zu sorgen – aber nicht unbedingt für andere.

Blinder Fleck Nr.8: Dominanz

Wie ist es am Anfang?

Ein Macho mit sanftem Kern. Hier findet man eine starke Schulter zum Anlehnen. Du bewunderst seine Stärke, sein Selbstbewusstsein und die Selbstverständlichkeit, mit der dieser Mensch durchs Leben geht und sich nimmt, was ihm – seiner Ansicht nach – zusteht.

So ist es nach zwei Jahren:

Der ausgeprägte Sinn für Macht entpuppt sich als Bestimmerei und Selbstgefälligkeit. Immer will er sagen, wo es langgeht – frei nach dem Motto „Ich bin kein Klugscheisser, ich weiß es wirklich besser.“ Diese Haltung lässt dem Partner nur wenig Raum für die eigene Entwicklung und hält ihn klein.

Wie fühlt man sich als Partner?

Dominiert und beherrscht. Als würde man stellvertretend etwas abbekommen, was eigentlich auf einen anderen Schauplatz gehört. Wutausbrüche gehören zur Tagesordnung, weil dieser Mensch glaubt, von Idioten umgeben zu sein. Und du? Fühlst dich klein, unmündig und unselbstständig.

Was kann man machen?

Das Gefühl vermitteln, dass man nichts Böses im Schilde führt und die Macht des Partners nicht in Frage stellt. Niemals den weichen Kern attackieren. Dieser Mensch hat die Erfahrung gemacht, dass Schwäche ausgenutzt wird und darum die Gegenstrategie entwickelt, niemals weich zu sein. Er braucht das Gefühl, nicht betrogen zu werden.

Blinder Fleck Nr. 9: Konfliktvermeidung

Wie ist es am Anfang?

Angenehm ist es, einen bescheidenen und selbstzufriedenen Partner an der Seite zu haben, der sich nicht in den Vordergrund spielt, alles mitmacht und keine egoistischen Alleingänge an den Tag legt. Ein ruhender Pol in der Brandung des Lebens, dem es im Handumdrehen gelingt, hitzige Gemüter zu beruhigen und Konflikte im Keim zu ersticken.

So ist es nach zwei Jahren:

Schön, wenn jemand die Harmonie aufrecht hält. Doch irgendwann nervt es, wenn der Partner mal wieder abtaucht, wenn es um die Wurst geht. Ein Mensch, mit dem man nicht streiten kann, weil er bereits den Raum verlassen hat, kann irre wütend machen. Denn wo lässt man den ganzen Ärger und die aufgestaute Wut? Eben! Die eigene Position klarzumachen und für die eigene Haltung einzustehen, fällt diesem Partner schwer. Darum wirkt er auf dich oft farblos und langweilig.

Wie fühlt man sich als Partner?

Du bist es leid, ständig der Motivator sein zu müssen. Ständig muss man seinen passiv-aggressiven Widerstand aushalten und sich über sein „Wu-Wei“ (chinesisch für: Handeln durch Nicht-Handeln) ärgern, das man auch anders beschreiben könnte: Aussitzen. Menschen, mit denen man nicht streiten kann, sind Energieräuber auf höchstem Niveau.

Was kann man machen?

Dem Partner das Gefühl vermitteln, dass er wichtig ist. Er hat früh in seinem Leben die Erfahrung gemacht, dass es eben nicht um ihn geht. Dass er übersehen wird. Daraus ist die Strategie entstanden, sich aus allem rauszuhalten und bloß kein Aufsehen zu erregen. Bestärken Sie ihn darin, sich selbst wichtig zu nehmen und auch mal Wut zu fühlen.

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