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Die meisten Menschen gehen in einem Bewerbungsgespräch völlig falsch an die Gehaltsfrage heran

Beim Bewerbungsgespräch sollte man keine Angst vor der Gehaltsfrage haben. Arbeitgeber*innen rechnen nämlich meist mit einem Gegenangebot und stehen diesem offen gegenüber.

Trotz Euphorie muss das Gehalt verhandelt werden

Für Jobsuchende, die eine Bewerbung nach der anderen abgeschickt haben und auf ihrem Weg zum Traumjob zahlreiche Absagen kassieren mussten, gibt es kaum etwas Schöneres und Erleichternderes, als die berühmten vier Worte am Ende des Vorstellungsgesprächs:

„Sie haben den Job.“

So schön dieser Satz auch ist — die darauffolgende Euphorie kann zu einem Fehler führen, der erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Karrierelaufbahn der Bewerber*innen hat: Sie vergessen, ihr Gehalt zu verhandeln.

Nathalie Gaulhiac von unserem Partner Business Insider erklärt, wie man gut auf Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch reagieren kann.

56 Prozent aller Jobsuchenden verhandeln nicht um ihr Gehalt

Wie eine Umfrage des Karriereportals „CareerBuilder“ zeigt, verhandelt die Mehrheit aller Jobsuchenden (56 Prozent) im Bewerbungsgespräch nicht um mehr Gehalt. Gründe sind unter anderem Unwohlsein bei der Frage nach mehr Geld, die Angst davor, dass der*die Personaler*in es sich mit dem Jobangebot anders überlegt oder die Angst, gierig zu wirken.

Damit machen sie sich selbst einen Strich durch die Rechnung — Arbeitgeber*innen rechnen nämlich mit einem Gegenangebot und stehen dem meist offen gegenüber. 52 Prozent der befragten Arbeitgeber*innen gaben laut „CareerBuilder” an, nach einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch mit einem niedrigeren Gehalt einzusteigen, um mehr Raum zum Verhandeln zu lassen.

Do’s für die Gehaltsverhandlung bei der Bewerbung

Damit die Gehaltsverhandlung bei der Bewerbung reibungslos verläuft und den Weg für weitere erfolgreiche Gehaltsverhandlungen ebnet, solltet ihr euch entsprechend vorbereiten. „Wer unvorbereitet in das Gespräch geht, läuft Gefahr, von dem*der Chef*in mit Standardfloskeln abgebügelt zu werden“, erklärt der Karriereexperte Bernd Slaghuis im Interview mit Business Insider.

Ein wichtiger Bestandteil der optimalen Vorbereitung ist die Ermittlung eures Marktwerts. Was verdient jemand in eurer angestrebten Position und mit euren Fähigkeiten durchschnittlich? Laut Slaghuis seien diese Informationen im Internet meist relativ schnell zu finden. Eine zusätzliche Hilfe könne der Austausch mit Freund*innen und Kolleg*innen sein: Welche Forderung halten sie für die in der Firma anstehenden Aufgaben für gerecht und motivierend? Welche Forderung ist im Unternehmen und der entsprechenden Position realistisch?

Euch über euren Marktwert im Klaren zu sein, genügt allerdings nicht, wie Josh Doody, Autor von „Fearless Salary Negotiation“, gegenüber Business Insider erklärte. „Es ist wichtig, sehr klar und deutlich zu kommunizieren, um Vieldeutigkeit und Fehlinterpretationen zu vermeiden, die die Dinge noch komplizierter machen und die Verhandlung verlangsamen“, so Doody.

Warum ihr bei der Bewerbung euer aktuelles Gehalt und Wunschgehalt nicht nennen solltet

Einer der größten Fehler im Bewerbungsgespräch ist natürlich, das erste Gehaltsangebot anzunehmen. Noch bevor es dazu kommen kann, werdet ihr bei der Bewerbung allerdings höchstwahrscheinlich mit folgender Frage konfrontiert: „Wieviel verdienen Sie aktuell und was für ein Gehalt erwarten Sie, sollten Sie zu uns wechseln?“

Auf diese Frage dürft ihr nicht hereinfallen, warnt Doody. „Sie ist heikel, da sie meist relativ früh im Bewerbungsprozess gestellt wird und die meisten Kandidat*innen sie gar nicht als Teil der Gehaltsverhandlung verstehen, auch wenn sie das ist.“ Wer sein aktuelles Gehalt offenbart, kann sich selbst die Gehaltsverhandlung im späteren Verlauf der Karriere erschweren.

Gleiches gelte bei eurem Wunschgehalt: „Sobald ihr euer aktuelles Gehalt oder euer Wunschgehalt genannt habt, werdet ihr an diesen Zahlen festgenagelt und ein dementsprechendes Angebot bekommen“, so Doody. „Das kann euch teuer zu stehen kommen, da die Firma womöglich ein noch viel höheres Gehalt gegeben hätte als die Zahl, die ihr genannt habt.“

Also was tun, wenn man bei der Bewerbung mit der Frage nach dem Gehalt konfrontiert wird? Doody rät, den Fokus auf eure Stärken zu legen und auf den Mehrwert, den ihr dem Unternehmen bieten könnt. Eine Antwort könnte wie folgt lauten:

„Ich fühle mich nicht wohl damit, mein aktuelles Gehalt offenzulegen. Ich würde den Fokus lieber darauf legen, wie ich zum Erfolg dieser Firma beitragen kann, als auf mein Gehalt in meinem aktuellen Job. Ich habe keine spezifische Zahl im Kopf, was das Wunschgehalt betrifft, und Sie wissen besser als ich, inwiefern meine Fähigkeiten und Erfahrungen zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen können. Ich wünsche mir, dass dieser Wechsel ein großer Schritt nach vorne für mich ist, sowohl von der Verantwortung als auch vom Gehalt her.“

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