Foto: Thong Vo |Unsplash

Typisch Generation Y? Schluss mit dem Schubladendenken!

Generation Y” und „Millenials” sind in aller Munde. Was bedeuten diese Zuschreibungen? Sind wir wir wirklich alle gleich, nur, weil wir in den gleichen Jahren geboren wurden?

 

Alle jungen Menschen sind gleich?

Bezeichnungen wie Generation Y sagen nichts darüber aus, was wir beruflich erreichen können oder wer wir sind. Es wird Zeit, sie hinter uns zu lassen.

Generational thinking is just a benign form of bigotry” (SIVA VAIDHYANATHAN)

Ich gehöre zur Generation der Millennials. Das weiß ich deshalb, weil unzählige Artikel mir versichert haben, dass dem so sei. Wenn du zwischen 1980 und 2004 geboren wurdest, gehörst auch du dieser Generation an.

Falls du allerdings irgendwann zwischen 1965 und 1980 noch ein Baby warst, bist du Mitglied der Generation X – einer Gruppe von Menschen, die uns das musikalische Zusammenspiel von Grunge, Britpop und den Spice Girls beschert hat.

Solltest du Mitte bis Ende der Nullerjahre geboren sein, gehörst du zur Generation Z. Das bedeutet, dass Menschen älterer Generationen – ich inklusive – nur schwer mit dem Umstand zurecht kommen, dass du kein Hosenscheißer mehr bist.

Wir sind also allesamt schön ordentlich in Generationen eingeteilt. Doch haben diese Zuschreibungen überhaupt irgendeinen Sinn – oder ist es lediglich ein weiterer bequemer Weg, Menschen in Schubladen zu stecken? Beeinflusst eine solche Einteilung in irgendeiner Weise wer wir sind, wie wir mit unserer Umwelt interagieren oder wie wir arbeiten?

Das Problem mit den Generationen

Generationenbezeichnungen machen es auf der einen Seite leichter, über eine Gruppe von Menschen zu sprechen, die ungefähr gleich alt ist und etwa zur selben Zeit gewisse Meilensteine im Leben erreicht. Auf der anderen Seite sind sie ein frustrierendes Mittel, um Menschen in homogenen Gruppen zusammenzufassen, statt sich den vielfältigen Facetten größerer Gesellschaften zu stellen.

In einem großartigen Essay für das Magazin Aeon schreibt Rebecca Onion: Die dominierenden US-amerikanischen Denker, die sich zur Generationenfrage äußern, neigen dazu, soziale Unterschiede zu nivellieren, indem sie sich auf eine Handvoll ausgewählter Beispiele berufen und die Vision einer ,Gesellschaft’ vergegenständlichen, die vorwiegend aus einer weißen Mittelklasse besteht.”

Ich persönlich plädiere dafür, Kennzeichnungen grundsätzlich skeptisch zu begegnen. Wer Gruppen von Menschen aufgrund ihrer Generationenzugehörigkeit, ihres Geschlechts, ihrer Religion usw. einen Stempel aufdrückt und ein bestimmtes Verhalten dieser Gruppe erwartet, der fügt der Schönheit und Tiefe menschlichen Daseins großen Schaden zu. Doch vielleicht ist das ja nur mein idealistisches, selbstbezogenes und individualisitisches Millenial-Mindset, das hier Ausdruck findet…

In Bezug auf die Arbeit ermöglichen es diese willkürlichen Zuschreibungen Wissenschaftlern und Marketing-Fachleuten, blinde Annahmen darüber zu treffen, was Angestellte motiviert und welche Lebensweise sich Mitarbeiter wünschen, statt Menschen als fühlende Wesen zu adressieren, die fähig sind, eigene Gedanken zu entwickeln.

Wir sind alle unterschiedlich

Nur weil ich derselben Generation angehöre wie die Person neben mir, bedeutet dies nicht automatisch, dass uns dieselben Dinge antreiben, dass wir dieselben Auffassungen haben oder dieselben Erfahrungen machen. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass Generationenbezeichnungen nicht einfach verschwinden werden. Sie machen das Leben einfacher, sind angesagt und eignen sich für markante Sprüche und reißerische Headlines.

Unsere eigene Wahrnehmung hingegen muss nicht derart eingeschränkt sein. Das Alter hat wenig damit zu tun, was wir beruflich oder persönlich erreichen können. Denken in Generationen führt dazu, dass wir unsere Kollegen, unsere Vorgesetzten, unsere Mitarbeiter, ja uns Selbst unterschätzen.

Generation Y ist ein elitäres Konstrukt

An dieser Stelle zitiert Onion Siva VaidhyanathanGenerational thinking is just a benign form of bigotry”, – also eine harmlose Form der Engstirnigkeit – und das bleibt Fakt. Die #OscarsSoWhite sind bestes Beispiel – Begriffe wie
Millenials” oder Baby Boomers” umfassen selten ethnisch vielfältige Gemeinschaften oder Menschen, die in sozial benachteiligten Gegenden aufwuchsen. Wenn wir wollen, dass unsere heutigen und künftigen Gesellschaften für alle Menschen gleichermaßen funktionieren, müssen wir die Bedürfnisse aller Menschen adressieren, die in diese Generation geboren wurden. Und nicht bloß diejenigen der Menschen, die reich und weiß genug sind, um ins Team gewählt zu werden.



Ihr wollt mehr über Jobspotting erfahren? Dann hier entlang zu ihrer Facebook-Seite.


Mehr bei EDITION F

Generation What? Unpolitisch, lieblos, egozentrisch. Weiterlesen

Das Ende der „Generation Praktikum“? Weiterlesen

War es nötig, aus uns die Generation Zukunftsangst zu machen? Weiterlesen

Anzeige