Während in Europa das Verbot des Kopftuches am Arbeitsplatz verabschiedet wird, bringt der Sporthersteller Nike einen Sport-Hijab heraus. Ein Kommentar.
Nike zieht an der Gesellschaft vorbei
Am europäischen Gerichtshof wurde entschieden, dass unter bestimmten es Arbeitgebern unter bestimmten Umständen erlaubt ist, ihren Mitarbeitern zu untersagen, offensichtliche religiöse Symbole während der Arbeit zu tragen. Das betrifft vor allen Dingen den Hijab, der nicht so leicht zu verstecken ist wie ein Kreuz an einer Kette. Fast zur selben Zeit launcht Nike seine Kampagne zum Sport-Hijab. An sich ist ein Hijab, der speziell für Sport konzipiert wurde, nichts Neues. Es gibt bereits einige Nischenhersteller. Was aber neu ist, ist dass ein namenhafter Kleidungshersteller Musliminnen die Möglichkeit gibt, einfach an religionskonforme Sportbekleidung zu gelangen.
Mit dem Launch der Kampagne, die den Nike Sport-Hijab für 2018 ankündigt, wird nicht nur das westliche Wertekonstrukt, dass eine Frau unterm Schleier häufig als unterdrückt ansieht, in Frage gestellt. Auch das muslimische, in dem Sport jeglicher Art teilweise noch immer als eine ausschließliche Männerdomäne angesehen wird, bekommt ein Gegengewicht.
Viele Musliminnen freuen sich auf den Sport Hijab. Quelle: Twitter | Av8 Lifestyle
Sport als Integration
Sport bedeutet immer auch ein Stück Freiheit und Gleichstellung. Es verleiht Menschen Selbstbewusstsein, da nicht mehr ihr Äußeres, sondern ausschließlich ihre Leistung zählt. Eine Leistung, die objektiv gemessen werden kann und von niemandem klein geredet werden kann. Sport bedeutet aber auch Integration, Menschen kommen in Vereinen zusammen um gemeinsam an etwas teilzunehmen, dass ihnen Spaß macht, unabhängig davon, was sie sonst tun.
Zwar war dies schon vor dem Sport-Hijab möglich, allerdings waren es nur wenige Hersteller, die es muslimischen Frauen ermöglichten religionskonforme Sportbekleidung zu finden. In dem Moment, in dem es auch im Mainstream ankommt, vereinfacht es Frauen nicht nur den Zugang in die Öffentlichkeit, es verändert vielleicht auch den Blick nicht-muslimischer Menschen auf verhüllte Frauen, die nicht als individuelle Frauen, sondern als Stereotype wahrgenommen werden. Die Wahrnehmung wandelt sich: Weg vom unterdrückten Hausmütterchen, hin zur selbstbewussten Athletin.
Hier könnt ihr sehen, wie Nike versucht arabische Frauen im Sport zu empowern.
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