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Viele Freiheiten, viel Verantwortung: Selbstständigkeit ist verdammt harte Arbeit

Unsere Community-Autorin Carmen ist selbstständig und sehr glücklich mit der damit verbundenen Freiheit. Genau dafür muss sie sich aber immer wieder rechtfertigen. Schluss damit!

 

Schluss mit den ewigen Rechtfertigungen

Ich hab da einen Punkt, den ich gerne im neuen Jahr lernen möchte. Etwas, an dem ich immer wieder hängen bleibe – vor allem, seit ich selbstständig bin.

Zugegeben tue ich mir etwas schwer, euch das in aller Kürze zu beschreiben, gebe mir aber Mühe: Oftmals werde ich Dinge gefragt, die in mir einen gewissen Erklärungsbedarf wecken. Das ermüdet mich. Ich erzähle gerne, ich unterhalte mich gerne, aber ich erkläre mich nicht gern. Dennoch mache ich es immer und immer wieder, wenn ich mich dazu gedrängt fühle. Ein einfaches „Ja“ oder „Nein“ oder stille Akzeptanz würden mir manchmal viel Redearbeit ersparen. Mein Neujahrsvorsatz für 2017 (erst der zweite, den ich jemals in meinem Leben gefasst habe) lautet deshalb: Ich möchte gewisse Fragen und Aussagen einfach im Raum stehen lassen können und nicht das Gefühl haben, die ganze Bandbreite meiner Entscheidungen erörtern zu müssen.

Eure Ignoranz nervt!

Beispiel gefällig? Sinngemäß wiedergegeben fanden folgende Dialoge wiederholt statt: 

1. „Wer hat morgen Zeit? Du sicher, du bist ja selbstständig.“ Keiner würde das jemals zu meinem Freund sagen, der arbeitet ja richtig. Ich verwirkliche mich zwischenzeitlich selbst. Meiner Buchstabenleidenschaft könnte ich aber auch des nächtens frönen, ist ja bloß ein Hobby. 

Meine Antwort 2017: „Nein, leider nicht.“

2. „Du kannst es dir eh einteilen.“ Genau. Und weil du das genau JETZT machen möchtest, profitiere ich von der Möglichkeit, meine Arbeit nach 20:00 Uhr erledigen zu können. Freie Zeiteinteilung macht mich glücklich, freie Abende langweilen ohnehin.

Meine Antwort 2017: „Stimmt.“ oder „Stimmt, geht aber trotzdem nicht.“

3. „Bloggen ist ja ein toller Beruf. Da bekommt man ständig Einladungen und auch sonst alles geschenkt.“ Eh. Die viele Arbeit, die dahinter steckt und seitens Firmenkunden oft wunschweise nur mit Gutscheinen entlohnt werden soll, mit denen sich die Miete nicht zahlen lässt, bemerkt selten jemand. Ich bin außerdem selbstständig als Journalistin und nicht als Bloggerin. Ich verfasse den lieben Tag lang Auftragsarbeiten. Auf meinem Blog möchte ich meinen LeserInnen einfach den Mehrwert bieten und einige meiner Arbeiten gesammelt zur Verfügung stellen. Dazu gibt’s noch praktische, natürliche Tipps, weil mir das eben wichtig ist. Für ein bewusstes Leben, nicht für Geld. 

Meine Antwort 2017: „Geht so.“ 

4. „Und vom Schreiben kann man wirklich leben? Naja, wenn der Freund Chef ist, klappt das wohl.“ Leckt. Mich. Am. Arsch. 

Meine Antwort 2017: „Ja, kann man.“

Ja, mein Arbeitstag ist flexibel, aber auch sehr lang 

Ich finde, ich habe in den vergangenen Jahren – für mich persönlich – Großes geleistet. Unzählige Stunden, viele davon unbezahlt, investierte ich darin, meinen Weg überhaupt erstmal möglich zu machen. Mein erstes Jahr als Selbstständige darf mit Fug und Recht als erfolgreich bezeichnet werden. Wider Erwarten großer Teile meines Umfelds kann ich mich sehr gut selbst erhalten, definitiv schon jetzt vergleichbar mit meiner Zeit im Marketing, was ich nie zu hoffen gewagt hätte. Aber es steckt ja auch viel Arbeit dahinter.

Und, was viele hören möchten: Ja, ich bin absolut bevorteilt von der Tatsache, dass ich eine Familie habe, die bei meinen Experimenten hinter mir steht. Und einen Partner, der selbst ein erfolgreicher Unternehmer ist. Ich habe den Rückhalt, der mir Freiheit verleiht. Und zuhause auf der Couch jemanden, mit dem ich mich übers Leben und wichtige berufliche Belange austauschen kann. Was ich daraus mache, ist meine Sache. Und damit lass‘ ich es gut sein. Erklärung ein für alle Mal beendet. Erklärungsbuch zu.

Dieser Text ist zuerst auf goodblog erschienen, wir freuen uns sehr, dass sie ihn auch hier veröffentlicht. 

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