Die Sache mit der Liebe könnte so schön sein – und doch empfinden viele die Suche nach dem perfekten Partner vor allem als wahnsinnig frustrierend. Schuld daran kann ein falsches Gedankenmuster sein.
Warum wir uns oft den falschen Partner aussuchen – oder ihn erst gar nicht finden
Es gibt diese Einhörner unter uns, die haben in der Schulzeit ihre große Liebe entdeckt und sind mit dieser Person seit Jahren glücklich. Fantastisch! Doch für die meisten sieht die Realität ganz anders aus. Nämlich so, dass man sich Jahr um Jahr durch den verdammten Dschungel da draußen schlägt und nach seinem Herzensmenschen fahndet – nur um sich immer wieder zu fragen: „War ich hier nicht schon einmal“? „Wieso werde ich eigentlich immer wieder enttäuscht?“ „Habe ich einen Freak-Magneten an mir?“ „Es kann doch nicht sein, dass es niemanden für mich da draußen gibt?!“ Puh.
Sagen wir, wie es ist: Es ist die Hölle. Apokalypse Now in Love-Paradise – ein Film, in dem man immer wieder unfreiwillig die Hauptrolle spielt. Und dann schielt man zu den glücklichen Paaren und fragt sich, was die eigentlich richtig machen. Die haben doch das pure Glück gepachtet! Nun, das stimmt so ganz auch nicht, wie Tim Urban auf Quartz, in einem interessanten Stück über die Suche nach der Liebe schreibt – denn ja, Studien zufolge sind etwa verheiratete Menschen oft glücklicher als Singles, aber wenn man diese Studien genauer betrachtet, dann sagen sie uns auch, dass Menschen in unglücklichen Ehen wesentlich unglücklicher sind als Menschen ohne festen Partner. Und das heißt: wer alleine ist, hat im schlimmsten Falle das Glücks-Mittelmaß getroffen und muss sich noch lange nicht als größter Pechvogel der Liebeswelt fühlen.
Ganz im Gegenteil: der Singlestatus kann ein verdammt glücklicher Zustand sein und das sollte er auch. Denn die Wahrheit ist ja: wer alleine nicht glücklich sein kann, wird es auch als Paar auf Dauer nicht, weil man sein Gegenüber schlicht nicht für das eigene Lebensglück verantwortlich machen kann. Das muss man schon ganz alleine schaffen. Und da sind wir dann schon bei der Partnersuche. Aber welche Fehler kann man denn neben dem Wunsch nach Komplettierungen noch machen?
Beziehungssuche: Zwischen Wunsch und Realität
Nun, das ist ziemlich schnell erklärt: Wir haben uns meist schon recht früh im Leben Glaubenssätze in Bezug auf unsere Wunschbeziehung und unsere potenziellen Herzensmenschen zurechtgelegt („braucht dies und jenes und das geht gar nicht …“ ), die sich gut anhören, aber bei einem Realitätscheck ihre problematische Seite zeigen. Jetzt sagt ihr sicher: „Ach komm, so ist das bei mir gar nicht! Ich wünsche mir weder einen Traumprinzen/Prinzessin noch eine Altersvorsorge und es schert mich auch nicht, welche Haarfarbe dieser Mensch hat oder ob er bzw. sie mir jeden Tag Blumen mitbringt – und Ecken und Kanten dürfen natürlich auch sein, alles andere wäre ja langweilig.“
Nun gut, aber welche Ecken und Kanten das sind, das haben wir uns meist auch schon zurechtgelegt, nicht wahr? Und wenn wir das nicht für uns definiert haben, dann melden sich an diesem Punkt ziemlich zuverlässig Freunde oder Familie zu Wort und beginnen uns zu verunsichern: „Das passt doch gar nicht zu dir“ „Du wolltest doch einmal etwas ganz Anderes!“ Na super. Hallo: Frustration! Denn, und das ist wichtig: Auch unser Umfeld spielt eine wichtige Rolle, wenn es um die Suche nach unserer Liebe geht.
Doch wissen die immer, was gut für uns ist? Jein. Aber machen wir uns das wirklich bewusst, wenn wir die Meinung unserer Freunde haben wollen, weil wir Schiss davor haben, unsere Schutzschilde abzulegen? Viel zu selten. Und da haben wir den Salat, denn: Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht. Aber zurück zu unseren eigenen Bedürfnissen, die aus unseren Glaubenssätzen entstehen:
Woher kommen die eigenen Bedürfnisse – und wer muss die erfüllen?
Wir alle haben eine (vage) Vorstellung davon, wie unser Herzensmensch und die Beziehung zu ihm sein sollte – wie auch nicht, denn natürlich ist es gut, sich damit auseinanderzusetzen, was wir wollen, was wir brauchen und was wir zu geben bereit sind. Schließlich sind die Liebe und unsere Beziehungen etwas, das unser Leben ganz maßgeblich mitbestimmt – ganz gleich, ob es sich um partnerschaftliche, freundschaftliche oder familiäre Liebe handelt. Die Krux ist nur, dass wir der partnerschaftlichen Liebe mehr abverlangen als jeder anderen – und nicht selten gehört dazu ein guter Schuss Disney. Denn dieser Mensch, diese „große Liebe“, die soll ja nicht nur jetzt zu uns passen, sondern am besten auch noch für lange Zeit, es soll jemand sein, der oder die einwandfrei zu unseren Freunden passt, in unserer Familie Platz findet, mit dem wir Kinder bekommen wollen, verreisen, auswandern, neu anfangen, easy den Alltag bestreiten und und und. Puh, was für eine Aufgabe! Eigentlich scheint sie kaum lösbar. Stimmt, das ist sie auch nicht.
Jemand kann gut kochen, wird ein super Vater oder eine fantastische Mutter sein, wird immer für uns da sein, wenn wir sie oder ihn brauchen sowie jede Entscheidung von uns unterstützen? Ja, das alles sind berechtigte Bedürfnisse, und doch, da gehe ich einmal mehr mit Tim Urban konform, können sie nicht alleine darüber entscheiden, ob jemand unsere große Liebe ist oder nicht. Denn niemand wird immer und überall all unsere Bedürfnisse erfüllen können – und das muss auch niemand. Vor allem nicht, wenn es um die Liebe geht.
Liebe ist vor allem eines: eine Entscheidung
Die (große) Liebe findet man nicht dann, wenn endlich das Komplettpaket daherkommt, sondern dann, wenn man sich entscheidet. Wenn man sich entscheidet, dass das Gegenüber nicht perfekt sein muss und nicht dafür verantwortlich ist, dass wir uns immer zufrieden fühlen, dass man unterschiedlich ist und unterschiedliche Bedürfnisse hat. Man findet sie dann, wenn man sich dazu entscheidet, man selbst bleiben zu können, der andere ebenso und man nicht in eine homogene-Masse übergehen muss, um glücklich zu werden. Man findet sie, wenn es okay ist, dass nicht jede Freundin und jeder Freund unseren Herzensmenschen als neuen Soulmate erkennt und die Schwiegermutter nicht bei jedem Treffen vor Ergriffenheit ob der heiligen Verbindung in warme Tränen ausbricht. Und vor allem: Man findet sie dann, wenn man sich von einmal gemachten Vorstellungen löst und sich traut, neu zu denken, zu entdecken statt zu suchen. Denn dabei lernt man sich selbst auch ganz neu kennen. Und nicht selten: Menschen, die sonst nie in unser Leben getreten wären.
Tja, klar ist aber auch, dass eine Beziehung, die nicht alles an Ying-Yang-Gefasel abdecken kann, dann eben manchmal auch Zweifel auslösen und ganz viel Arbeit bedeuten kann – und trotzdem kann genau das die große Liebe sein. Und hier geht es mitnichten um ein Aushalten, sich verbiegen oder den größtmöglichen Kompromiss, sondern darum, dass die Liebe passiert. Und dass sie auch dort auftauchen kann, wo man sie gar nicht vermutet – nur schauen wir in diesem Moment meist schon wieder in eine andere Richtung. Also: Tschüß, Glaubensätze! Hallo, Gefühl.
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