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Ein Anti-Rape-Nagellack: kann das funktionieren?

Es gibt einen Nagellack, der zeigen soll, ob ein Getränk mit K.o.-Tropfen versetzt worden ist, um so Frauen besser vor Übergriffen zu schützen. Aber funktioniert das wirklich? Und wie sinnvoll ist das?

 

Mit einem Nagellack gegen die Folgen der Rape Culture

So gut wie jede Frau kennt die Sorge, dass K.o.-Tropfen in ihren Drink gemischt werden könnten, wenn man diesen unbeaufsichtigt stehen lässt – und für viele wurde das leider auch schon zur bitteren Gewissheit. Verlässliche Zahlen zu den Opfern von GBL/GHB, sogenanntem Liquid Extacy, gibt es in Deutschland allerdings nicht, da es nach der Einnahme meist zu einem Filmriss kommt und so Straftaten – sei es nun Raub oder sexualisierte Gewalt – oft nicht angezeigt werden. Ein Grund, warum das sehr reale Problem mit den K.o.-Tropfen gerne mal heruntergespielt wird. Doch seit 2014 wird an etwas entwickelt, dass Frauen ganz unkompliziert mehr Schutz in dieser Angelegenheit bieten soll.

Es scheint zu gut und zu simpel, um wahr zu sein: Vier Studenten der Universität von North Carolina haben einen Nagellack Namens Undercover Colours entwickelt, der sich verfärben soll, sollte ein Getränk mit K.o.-Tropfen, wie Xanxan, Rophynol und GHB/GBL versetzt sein. Das soll Frauen mehr Sicherheit geben und mit dem „Warnsystem“ vor einem möglichen Übergriff schützen. Aber wie sicher ist der Lack und warum hört man nach der ersten Aufmerksamkeit, die im Jahr 2014 aufflammte, kaum noch etwas von diesem Produkt?

Funktioniert der Nagellack?

Erstmal ist schließlich alles, was Frauen mehr Sicherheit gibt und sie vor einem möglichen Übergriff oder sogar einer Vergewaltigung schützt, großartig und hat seine absolute Berechtigung auf dem Markt. Jedoch muss man die Wirksamkeit des Lackes, von dem die Macher aktuell sagen, er solle im Jahr 2017 auf den Markt kommen, hinterfragen, weil angezweifelt wird – etwa von Fritz Sörgel, Direktor des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg – , dass er wirklich verlässlich funktioniert und jede Substanz, die zur Betäubung genutzt wird, erkennen kann und sich Frauen damit nicht vielmehr in falscher Sicherheit wähnen.

Der Ansatz ist also gut und wichtig – und doch kann echter Schutz nur dann entstehen, wenn die Rape Culture der Vergangenheit angehört. Denn das Produkt ist ja vor allem eines: ein trauriges Symptom unserer Zeit, in der es nach wie vor zum Alltag von Frauen gehört, der Gefahr von sexualisierter Gewalt ausgesetzt zu sein.

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