EDITION F Award 2022 für mehr Mut: Das sind die Gewinner*innen

Gemeinsam mit euch haben wir Menschen gesucht, die mutig sind und die Mut machen. Vor über 500 Gäst*innen wurden im legendären Berliner Kino International am 17. Juni 2022 die Preisträger*innen ausgezeichnet – hier stellen wir sie euch vor.

Der Vorhang glitzert golden. Das Kino International im Herzen von Berlin ist voller mutiger Menschen. Denn an diesem Tag wird der EDITION F Award verliehen. In diesem Jahr zeichnen wir Menschen aus, die Mut bewiesen haben und die anderen zeigen, dass es sich lohnt, die eigene Komfortzone zu verlassen und aufzustehen, die Stimme zu erheben und etwas zu tun. Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst. Mut bedeutet, dass man etwas tut – in Anwesenheit und im vollen Bewusstsein der Angst.

„Um den Mut eines Menschen anzuerkennen, müssen wir seine Geschichte kennen oder seine Motivation nachvollziehen“, sagt die Mutforscherin Cynthia Pury. EDITION F CEO Lana Wittig schlussfolgert an diesem Abend: „Wenn ich also jeden und jede von euch über 500 Gäst*innen heute fragen würde, was Mut für euch bedeutet, dann bekäme ich über 500 verschiedene Antworten“. Mut sei eine Frage der Voraussetzungen.

Nominiert waren Frauen, trans, inter und nicht-binäre Personen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen – in den drei Kategorien Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Pro Kategorie haben wir jeweils fünf Menschen ausgezeichnet, und wir haben einen Sonderpreis verliehen. Eine divers besetzte Jury, die wir euch hier schon vorgestellt haben, hatte entschieden, welche der von euch nominierten Personen den EDITION F Award bekommt. Unsere Geschäftsführerin Lana Wittig, die Redakteurin Gizem Eza und die Editorial Lead Anne-Kathrin Heier führten durch den Abend, die Keynotes hielten Phenix Kühnert für die Kategorie Gesellschaft, Janina Kugel für Wirtschaft und Kristina Lunz für die Kategorie Politik.

Und hier sind sind unsere Preisträger*innen 2022:

Gesellschaft

Nikeata Thompson

Foto: Nikeata Thompson

Nikeata Thompson ist Starchoreografin, Unternehmerin, Tänzerin, Moderatorin und Autorin. Sie wurde 1980 in Großbritannien geboren. Seit über 30 Jahren lebt sie in Deutschland und geht seitdem ihren eigenen Weg. Zahlreiche Tourneen, Videos, TV-Auftritte, Bühnencoachings, die Arbeit mit Regisseuren für Film und Werbung, vor und hinter der Kamera blieben nicht unbemerkt. Nikeata hat mit Größen wie Tom Hanks, Sean Paul und Robin Schulz zusammengearbeitet, um nur einige zu nennen. Im Jahr 2021 erschien ihr Buch „Schwarz auf weiß: Trau dich zu träumen und schaff das Unmögliche“.

„Ängste“, sagte Nikeata in einem Interview, „sind wichtig für uns Menschen. Aber das heißt ja nicht, dass ich etwas nicht tun kann oder mich nicht dazu überwinden könnte. Mein ganzes Leben lang habe ich mich überwunden.“

Gizem Adiyaman

Foto: Gizem Adiyaman

Gizem Adiyaman hat sich ein Standing in der Deutschen, männerdominierten Veranstaltungs- und Musikindustrie hart erarbeitet. Sie ist DJ, Podcasterin und politische Aktivistin, mit einem Master in Sozial und Kulturforschung . Im Jahr 2017 gründete sie das DJ-Duo „Hoe_mies“, welches sich auf weibliche und LGBTQIA+ – Künstler*innen fokussiert.

In ihrem Podcast „Realitäter*innen“ gibt sie maginalisierten Gruppen eine Plattform und klärt über deren Realitäten auf.

Cordula Weimann

Cordula Weimann, Gründerin Omas for Future – Aktion Klimabänder Foto: Wolfgang Schmidt

Für die Umwelt hat sich Cordula Weimann schon immer eingesetzt. Ein echter Wandel in ihrem Leben, in ihrem Bewusstsein und in ihrem Tun kam dann aber im Juni 2019. Mir wurde plötzlich klar: „Mit jedem Tag, den ich so weiterlebe, zerstöre ich nicht nur meine Erde, sondern auch die Zukunft meiner Kinder und Enkel.“

Sie informiert sich, macht sich klar, dass sie etwas tun kann, dass sie eine Selbstwirksamkeit hat. Und sie gründet Omas for Future. Und will den Bürger*innen klar machen: Ihr könnt zwei Dinge jetzt sofort tun: Druck auf die Politik ausüben und selbst aktiv werden und euch für den Klimaschutz engagieren.

Stefanie Knaab

Foto: Stefanie Knaab

Stefanie Knaab denkt häusliche Gewalt interdisziplinär. Sie entwickelte eine Tarn-App für Betroffene Frauen. Die „inkognito App“, soll auf dem Smartphone nicht ohne weiteres erkennbar sein und einen lautlosen Notruf in akuten Gefahrensituationen ermöglichen. Neben diesem Projekt arbeitet sie in ihrem Verein für eine Entstigmatisierung des strukturellen Problems.

„Auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen und sie Schlussendlich zu bekämpfen benötigt viel Mut, viel Resilienz und extrem viel Kraft. Denn strukturelle Missstände gibt es nicht erst seit ein paar Jahren; sie bauen auf jahrtausendalten Narrativen auf – und wir können kein neues Narrativ, kein neues Paradigma kreieren, wenn wir es auf den alten Strukturen aufbauen. Deshalb müssen strukturelle Probleme an den Wurzeln angegangen werden und es tut so gut zu sehen, wie viele von uns gemeinsam anpacken. Auch wenn es wehtut, wenn wir Gegenwind bekommen, wir machen weiter um zukünftigen Generationen eine bessere Gesellschaft zu bieten als die, in der wir heute leben.“

Enissa Amani

Foto: Marleen Stahlhuth

„Eingesperrt sein im Gefängnis, meiner Freiheit beraubt. Das ist für mich eine der schlimmsten Vorstellungen überhaupt. Umso mutiger ist es, wenn Menschen genau das riskieren, um für ihre Werte einzustehen“, sagt Lana in ihrer Ankündigung von Enissa Amani. Die Entertainerin Enissa Amani war wegen Beleidigung eines AfD-Politikers zu einem Strafgeld verurteilt worden. Das will sie erst zahlen, wenn auch ihr Kontrahent verurteilt wird. Nun muss sie deswegen aller Voraussicht nach ins Gefängnis. Enissa Amani ist Comedian und Schauspielerin. Sie hat ihre Freiheit aufs Spiel gesetzt und riskiert immer wieder ihre persönliche Sicherheit, um ihre Stimme gegen Rassismus und Volksverhetzung zu erheben: „Wenn wir eindeutig rassistisches Gedankengut durchgehen lassen, dann sind irgendwann am Ende der kausalen Kette Verrückte auf der Straße, die wie in Hanau oder damals in Norwegen irgendwo reinlaufen und Menschen erschießen.“ – Enissa Amani

2015 wurde Enissa beim Deutschen Comedypreis als beste Newcomerin geehrt. Von März bis Mai 2016 moderiert Enissa Amani auf ProSieben ihre Comedy-Show „Studio Amani“. 2018 erschien ihr Comedy-Special „Ehrenwort“ bei Netflix – war damit die erste weibliche Europäerin, die auf Netflix ihr Programm anbot. Im Februar 2021 produzierte sie die Diskussionssendung „Die beste Instanz“, die mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde.

Wirtschaft

Yelda Türkmen

Foto: privat

Als Unternehmerin hat Yelda Türkmen 2019 die Produktionsfirma Kanakfilm Berlin GmbH gegründet – die erste Medienagentur für Black and People of Color (BPoC) in Deutschland. Mit ihrem Team produziert sie Formate, die postmigrantische Inhalte erzählen, zum Beispiel die Online-Talkshow „Five Souls“ (SWR). Außerdem ist Yelda Türkmen selbst Host des Podcasts „Hart Unfair“, den sie gemeinsam mit Ari Christmann und Anna Dushime moderiert.

Mutig und enschlossen kämpft sie für eine authentischere und diversere Medienlandschaft.

Marina, Sabine und Marianne Lewandowski

Foto: privat

Ein junges Familienunternehmen, das ist die Manufaktur der Lewandoskis mit dazugehörigem Designatelier. Das Besondere: Das Label bindet die individuellen Begabungen von Tochter Marina, die das Down-Syndrom hat, aktiv und selbstverständlich in das Geschäftsleben mit ein. Sie unterstützt in der Produktion und ist gemeinsam mit ihrer Schwester Sabine kreativer Kopf im Atelier von MARI&ANNE.

Das Label möchte etwas in der Gesellschaft bewegen, unterschiedliche Begabungen fördern und dabei die Arbeit und vor allem das Miteinander bewusster in unserer Unterschiedlichkeit und Vielfalt gestalten.

“MARI & ANNE steht für Mut und Anderssein. Mut hat viele Gesichter: Kreativität, Offenheit, genau hinzusehen, Fragen zu stellen, von- und miteinander zu lernen. Mut bedeutet nicht nur du und ich, sondern wir. UND: Mutig sein bedeutet, nicht nur über Inklusion und Diversität zu sprechen, sondern sie zu leben.“

Nataly Kudiabor

Foto: Sarah Eick

Nataly Kudiabor begann ihre Karriere 1994 als Redakteurin bei RTL. Es folgten Stationen in der ARD, als Producerin von Reihen und Serien bei Ziegler Film sowie als Producerin bei der Grundy UFA. Als Entwicklungschefin und Produzentin leitete sie danach elf Jahre das Berliner Büro der ndF. Ab 2015 war sie eine der beiden Geschäftsführer*innen der neu gegründeten Produktionsfirma good friends und entwickelte die preisgekrönte Comedy-Noir-Serie „Arthurs Gesetz“ (TNT Comedy/HBO MAX) und die deutsche Adaption der schwedischen Serie „Die Bonusfamilie“ (ARD).

Nataly Kudiabor ist Mitglied der European Film Academy. Seit Mai 2019 ist sie als Produzentin für die UFA Fiction tätig.

Lunia Hara

Lunia Hara ist Moderatorin, Speakerin, Autorin, LinkedIn Changemaker und Top Voice 2022. Sie ist Director im Bereich Projektmanagement beim digitalen Dienstanbieter Diconium und Expertin für die Themengebiete Empathische Führung, Diversity und digitale Transformation.

Mit dem Motto Sei du selbst! möchte sie andere Führungskräfte zu mehr Empathie und Offenheit im Job inspirieren. Aktuell arbeitet Lunia Hara als Director Project Manager bei diconium und leitet ein diverses Projektmanagement Team.

Natalya Nepomnyashcha

Foto: privat

1989 in Kiew geboren, wuchs Natalya Nepomnyashcha in einem sozialen Brennpunkt in Bayern auf. Ohne Abitur machte sie 2012 einen Masterabschluss in Großbritannien. Nach dem Studium der Internationalen Beziehungen war sie u. a. für eine der weltweit größten Unternehmensberatungen sowie eine NGO aus Westafrika tätig. ​ 2016 gründete sie nebenberuflich Netzwerk Chancen. Das soziale Unternehmen bietet ein ideelles Förderprogramm für soziale Aufsteiger*innen zwischen 18 und 39 Jahren und kollaboriert mit potentiellen Arbeitgebenden. Gleichzeitig setzt sich die Initiative dafür ein, dass die soziale Herkunft als Diversity-Faktor anerkannt wird. Natalya Nepomnyashcha leitet die Organisation ehrenamtlich neben ihrer Vollzeitbeschäftigung bei einer großen Unternehmensberatung.​

Politik

Annalena Baerbock

Foto: Bündnis 90 / Die Grünen

„Feministische Außenpolitik ist kein Gedöns“, sagte unsere Preisträgerin in der Kategorie Politik in einer Rede im März diesen Jahres und ist uns damit einmal mehr besonders aufgefallen.

Seit letztem Jahr ist Annalena Baerbock Deutschlands Außenministerin, sie wird international gefeiert und findet mit ihrer klugen, klaren und empathischen Art immer die richtigen Worte. Für uns ist sie die „Kanzlerin unserer Herzen“.

Samira El Ouassil

Foto: Qunomedical

Samira El Ouassil ist Autorin, Schauspielerin, Musikerin und Politikerin. Seit September 2018 schreibt sie für das Onlineportal Übermedien die Kolumne Wochenschau. Seit 2019 moderiert sie zusammen mit Christiane Stenger den philosophischen Audible-Podcast „Sag niemals Nietzsche“. Seit 2020 schreibt sie eine Online-Kolumne beim Spiegel. Zusammen mit Friedemann Karig moderiert sie seit 2020 den Podcast „Piratensender Powerplay“. El Ouassil ist Sängerin der Band Kummer und Mitglied im Verein Mensa. Sie ist so vielseitig, dass Schubladendenken hier fehl am Platz ist.

Sie ist Gleichstellungsbeauftragte des Instituts für Zeitgenossenschaft, kandidierte vor einigen Jahren als Kanzlerin, spielte in Vorabend-Soaps mit und zeigt mit allem, was sie tut, dass die Grenzen zwischen Politik und Popkultur fließend sind. 

Asal Dardan

Asal Dardan – Foto: Sarah Berger

Vor etwa genau einem Jahr war Asal Dardan im Podcast Pasta&Politik zu Gast. Und da sagte sie diesen Satz: „Ich glaube schon, dass ein Gefühl des Wir wichtig ist. Aber du musst es konstruieren aus einer Tätigkeit, aus dem aktiven Machen, dieses Wir – immer wieder. Du kannst es nicht darauf beziehen, dass wir mal groß waren oder wir mal toll waren oder wir mal diese Menschenrechte in die Welt gesetzt haben. Denn dieses Wir hat auch viele andere Sachen gemacht, die unter den Teppich gekehrt werden.“

Asal ist in Teheran geboren und als Kind iranischer Eltern in Deutschland groß geworden, die Erfahrung des Exils hat sie geprägt. Da habe es einen Bruch gegeben zwischen ihr und der Gesellschaft, viele Jahre sei sie sehr verwirrt durch das Leben gelaufen. Dann wurde ihr klar, dass „die Dissonanz, die ich fühle, nicht darauf zurückzuführen ist, dass mit mir etwas nicht stimmt. Sondern dass ich in der Gesellschaft anders positioniert bin und auch Sachen anders erlebe und eine andere Biografie habe als das, was so gemeinhin erzählt wird. Und das dann nicht nur wahrzunehmen, sondern auch zu verbalisieren – das ist der Prozess.“

Ein mutiger Prozess, der sich in ihrem Buch „Betrachtungen einer Barbarin“ widerspiegelt.

Tessa Ganserer

Foto:

Die Politikerin Tessa Ganserer (Bündnis 90/Die Grünen) ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB). Sie ist Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und war von 2013 bis 2021 Mitgied des Bayerischen Landtags. 2018 war sie die erste Abgeordnete in Deutschland, die ihre Transidentität öffentich gemacht hat. Neben Nyke Slawik gehört sie seit 2021 zu den ersten beiden trans Frauen im Deutschen Bundestag.

Julia Probst

Foto: Carolin Auer

Während der WM 2010 ist Julia Probst für viele bekannt geworden. Dort hatte sie unter dem Hashtag #AbleseService von den die Lippen der Fußballspieler und Trainer auf dem Platz abgelesen und dazu getwittert. Der Nachrichtensender ABC kürte Julia Probst du einer der wichtigsten Twittererinnen der Welt.

Julia Probst setzt sich als Aktivistin und Bloggerin für mehr Inklusion und Barrierefreiheit ein, sie ist parteipolitisch aktiv. Seit 2016 sitzt sie im rheinland-pfälzischen Landesrat für digitale Entwicklung und Kultur. Im Mai diesen Jahres wurde sie die erste Gehörlose Stadträtin Bayerns.

Sonderpreis

Avi Jakobs

Foto: Avi Jakobs

Unsere Sonderpreisträgerin Avi Jakobs besitzt den Mut, vermeintliche Grenzen zu überwinden und etablierte Formate neu zu denken. Als in diesem Jahr Queer Eye Germany erschien, waren wir alle begeistert. Anders als in den USA beschränkt sich das deutsche Format hier nicht auf schwule Männer, es bildet die queere Szene in mehreren Facetten ab. Unsere diesjährige Preisträgerin ist Teil der beeindruckenden Fab 5. Als einfühlsame Stylistin sorgt sie in der Serie für jede Menge Glamour.

Vor kurzem postete sie dann auf ihrem Instagram Kanal ein emotionales Statement. Unsere Preisträgerin outete sich als nicht binäre trans Person und änderte ihren Namen. Ihr Statement ist direkt, stark und berührend: „Ihr dürft sein, wer ihr wollt“ und außerdem ein weiterer Schritt dahin, dass wir uns als Gesellschaft öffnen und uns endlich von binären Geschlechterstrukturen trennen. „Ich glaube, keine Seele ist komplett Mann oder Frau, ich glaube, alles steckt in allem“, sagt Avi.

Die Stylistin Avi Jakobs ist Teil der deutschen Fab Five („Queer Eye Germany”). Sie macht Menschen Mut, zu sich selbst zu stehen. Nichts auf fremde Meinungen und festgefahrene Strukturen in der Gesellschaft zu geben. Ändert eure Pronomen, ändert euren Namen, wenn ihr euch nicht wohl damit fühlt. Bleibt bei euch und hört auf eure innere Stimme.

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Danke an unsere Partner*innen.

Wir freuen uns, dass wir diesen Award in Kooperation mit unserem Hauptpartner Dr. Hauschka ausrichten konnten. Der Sonderpreis wurde von unserem Partner Dr. Hauschka präsentiert.

Darüber hinaus danken wir unseren Partner*innen: noah living, Vöslauer, Veuve Clicquot, Lillet, Dr. Hauschka, fundamental, BALIS, Weingut Bernhard.

Danke an unseren Mobilitätspartner Uber.

Danke auch an unsere Medienpartner*innen ZEIT ONLINE und Almost. Und Danke an Marsano für die wunderschöne Blumendekoration.

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