Foto: Marion Hochwimmer | Aha Retreats

Lebensgestaltung: Wie man mit Design Thinking auch persönlich weiterkommt

Design Thinking ist vielen mittlerweile ein Begriff. Angelehnt daran hat sich die Methode „Life Design” entwickelt. Unsere Community-Autorin erklärt, was dahinter steckt.

 

Wie funktioniert Design Thinking?

Design Thinking ist eine Kreativ- und Innovationsmethode und normalerweise im Produktmanagement zuhause. Der Ansatz soll dabei helfen bestehende Probleme innovativ zu lösen und neue Ideen zu entwickeln. Die Methode soll Kreativität fördern. Sie lebt von der Zusammenarbeit innerhalb eines interdisziplinären Teams. Die wichtige Kernbotschaft dabei: Nicht lange planen, sondern die Lösungsansätze schnell am potenziellen Publikum austesten, daraus lernen und fortlaufend optimieren – die berühmte Kultur des Scheiterns. 

Und was ist Life Design?

Im Life Design wird die Methode des Design Thinkings auf das eigene Leben angewendet. Anstatt Prototypen von Produkten werden Prototypen von Lebensentwürfen erarbeitet. Und zwar in einem ähnlichen Setting wie beim Design Thinking: in einer möglichst divers zusammengesetzten Gruppe, die den Teilnehmer*innen dabei hilft, neue mögliche Wege für das eigene Leben zu entwickeln. 

Genau wie beim kreativen Nachdenken über Produkte gilt auch beim Life Design: Anstatt jahrelang Luftschlösser für das eigene Leben zu bauen, geht es um konkrete Ideen, die schnell ausprobiert werden können. Ein Misserfolg ist das Ganze nur, wenn man aus den Versuchen nicht lernt. Und Möglichkeiten zum Austesten gibt es unzählige.

Die Herausforderung

Wann wendet man Life Design an? Wenn man über einen gewissen Zeitraum eine generelle Unzufriedenheit mit seiner aktuellen Situation verspürt und nicht weiß, was man ändern möchte und wie der Weg dahin aussehen könnte. Für diese Problemstellung erarbeitet das Life Design Lösungen. Schritt für Schritt, auf Basis der Design Thinking Methode.

Die verschiedenen Phasen

Der Prozess gliedert sich in drei Phasen: „Versthehen”, „Entdecken” und
„Umsetzen“.

1. Phase: Verstehen

Wir tendieren dazu, uns Lösungen zu überlegen, obwohl wir das Problem noch gar nicht richtig verstehen. Genau wie bei der Entwicklung neuer Produkte ist es auch bei uns selbst erst einmal wichtig, Basisinformationen über uns als Person und unsere Ausgangssituation zu sammeln. Ohne zu wissen, wo du gerade stehst und wo es drückt, wirst du auch nicht herausfinden, wo du hinmöchtest. Welche Werte sind dir wichtig? Wie sieht dein ideales Work-Life Modell aus? Und was bedeutet eigentlich Arbeit für dich? 

Geeignete Tools dafür sind u.a. das sogenannte „Mood-Journal” und die „IKIGAI-Übung”. Neue Blickwinkel auf deine Situation können dann die richtigen Fragestellungen und unterschiedlichen Perspektiven der Gruppe liefern, denn durch andere Personen lernt man sich oft besser kennen.

2. Phase: Entdecken

In dieser Phase geht es darum, kreativ zu werden und frische Ideen zu entwickeln. Auch hier ist es wichtig anfangs noch nicht in Lösungen zu denken. Unsere Glaubenssätze, persönlichen Erfahrungen, gewohntes Umfeld und tägliche Routinen limitieren unsere Sichtweisen. Wir denken oft in schwarz-weiss-Muster und betrachten die Dinge immer aus dem gleichen Blickwinkel. Das schränkt uns ein. 

Neue Ideen für unser Problem müssen deshalb her. Wie das funktionieren kann? Durch den erneuten Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb einer homogenen Gruppe. Des Weiteren lernen wir in dieser Phase durch Kreativitätsübungen frei und unbefangen zu denken. Wichtig ist, Ideen nicht sofort wieder zu verwerfen und als unrealistisch anzu sehen. Womöglich stecken in ihnen Ansätze, auf denen du aufbauen kannst.

Mittlerweile hast du viele Erkenntnisse, neue Inspirationen und Perspektiven auf dich selbst und deine Situation gewonnen. Damit ist eine gute Grundlage geschaffen,  um mehrere Lösungsszenarien, im Life Design Lebensentwürfe, zu entwickeln. Dabei gilt: diese Lebensentwürfe sind nicht in Stein gemeißelt. Der Entwurf ist ein Plan, den wir fortlaufend reflektieren und an unsere aktuelle Situation anpassen können. Er sollte das gesamte eigene Lebensmodell mit einbeziehen, um Lösungen zu entwickeln, die auch realisierbar sind. 

3. Phase: Umsetzen

Hier lautet die wichtigste Aufgabe: Ideen schnell ausprobieren. Nicht erst jahrelang Luftschlösser bauen oder „Was wäre wenn“-Gedanken durchspielen, sondern ausprobieren, wie sich eine konkrete Idee in der Umsetzung anfühlt. Schnell heißt dabei allerdings nicht überstürzt.

Funktioniert eine Idee praktisch nicht oder fühlt sich nicht richtig an? Dann gilt es herauszufinden, woran das liegt. Wenn wir auf die Problematik gestoßen sind, sollten wir diese von allen Seiten betrachten. Müssen wir vielleicht nur einzelne Aspekte anders denken? Falls sich das Vorhaben insgesamt nicht richtig anfühlt, ist es auch in Ordnung, es zu verwerfen und abzuhaken. Mit den neu gewonnenen Erkenntnissen können neue Lebensentwürfe konkretisiert werden. 

Und wieder von vorne 

Wichtig bei diesem Konzept ist vor allem, dass wir keine Angst davor haben, an Ideen zu scheitern. Ein Misserfolg wäre es wirklich nur, wenn wir nichts aus dem Prozess lernen würden. 

Life Design ist ein Prozess, der sich idealerweise über unser ganzes Leben erstreckt. Es geht nicht darum, heute den besten und den einen Lebensentwurf zu erarbeiten, ihn morgen umzusetzen und dann bis ans Lebensende glücklich zu sein. Unsere Bedürfnisse, unser Umfeld, unsere Träume ändern sich im Laufe der Jahre fortwährend. Life Design gibt uns die Tools für unsere zukünftigen Herausforderungen mit auf den Weg. So sind wir jederzeit in der Lage, die richtigen Schritte abzuleiten um ein zufriedenes Leben zu führen.

Dieser Beitrag ist zuerst auf Marions Blog erschienen. Wir freuen uns, dass sie ihn auch hier veröffentlicht. 

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