Wir alle können hin und wieder einen guten Ratschlag gebrauchen. Ruth Bader Ginsburg hat gleich zwei davon auf Lager, die ihr Privatleben, aber auch ihre Karriere maßgeblich beeinflusst haben.
„Manchmal sollte man sich einfach taub stellen“
Viele von uns haben rückblickend in einer bestimmten Situation einen Ratschlag erhalten, der uns dann über längere Zeit begleitet. So erging es auch der US-Supreme-Court-Richterin und Vorkämpferin für Frauenrechte, Ruth Bader Ginsburg, wie sie Anfang letzten Jahres bei einer Rede in der Stanford University berichtet. In ihrem Leben habe es genau zwei Ratschläge gegeben, die sie in Sachen Ehe, aber auch in ihrer Karriere vorangebracht haben – beide kamen von ihren Schwiegereltern.
Den ersten erhielt sie kurz nach ihrer Hochzeit von ihrer Schwiegermutter – er lautet: „Für eine glückliche Ehe, ist es gut, sich hin und wieder etwas taub zu stellen.“ Das habe sich für die 85-Jährige aber nicht nur als guter Ratschlag für eine lange Ehe erwiesen, Ginsburg war 56 Jahre mit ihrem Mann verheiratet, sondern hat sie auch in ihrem Berufsleben begleitet. Denn, so die Juristin, wenn jemand unhöflich wird, ist es manchmal einfach besser, nicht zu genau hinzuhören. Um den eigenen Ärger unter den Tisch fallen zu lassen? Nein, ganz einfach, weil wer unter Wut antwortet, meist einfach nicht so überzeugend ist, wie er oder sie sein könnte. Recht hat sie! Nüchtern zu kontern ist häufig sehr viel effektiver als sich von zu viel Emotion leiten zu lassen.
Wenn du etwas wirklich willst, dann schaffst du das!
Den zweiten Rat bekam sie von ihrem Schwiegervater Mitte der 50er Jahre. Etwa ein Jahr, bevor sie Jura studieren wollte und ihr Mann für das Militär verpflichtet wurde, wurde Ginsburg schwanger und sie hatte Angst, dass sie das Studium mit einem Kleinkind nicht schaffen würde. Sie redete mit ihrem Schwiegervater darüber und sein schlichter Rat lautete: „Wenn du das nicht machen möchtest, ist das okay. Aber wenn du wirklich Jura studieren willst, dann wirst du einen Weg finden, dass du Kind und Studium unter einen Hut bekommst.“ Das reichte offensichtlich, um ihr den nötigen Mut zu geben – also organisierten sie eine Nanny, die auf das Kind aufpasste, während sie in der Uni war. Danach kümmerte sich Ginsburg um ihre Tochter, ging mit ihr in den Park, spielte, fütterte sie, bis sie sich wieder an die Bücher setzte, um weiterzulernen.
Work-Life-Balance, diesen Begriff habe es damals noch nicht gegeben als ihre Kinder jung waren, und dennoch, so Ginsburg, beschrieb das ihr Leben ganz gut. Denn rückblickend, sagt sie, glaube sie daran, dass Mutter zu werden, sie auch beruflich vorangebracht hat. Weil die beiden Aufgaben, ihre Tochter Jane auf der einen Seite und das Lernen für die Universität auf der anderen, sich nicht jeweils den Raum für das andere genommen, sondern ihr vielmehr jeweils Erholung von der anderen Aufgabe und ein Gefühl für Verhältnismäßigkeit gegeben haben. Etwas, bei dem sie sich den kinderlosen Studenten voraus sah.
Was wichtig ist, wird funktionieren
Zugegeben: Mit einer Nanny ist ein solches Unterfangen natürlich einfacher, als wenn man das alleine durchziehen muss. Aber das Teilen der Erfahrung, dass die Doppelrolle als Mutter und Studentin sie entgegen ihrer eigenen Erwartung stärker machte, ist jedenfalls ein toller Mutmacher.
Und auch später in ihrem Leben, immer wenn der Weg wieder steinig wurde, dachte sie an die Worte des Schwiegervaters zurück und sagte sich, statt zu hadern, müsse sie für das, was ihr wichtig sei, jetzt eben einen Weg finden. So einfach, können die wichtigsten Ratschläge sein.
Das Video von der Rede findet ihr hier.
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