Foto: Tata Communications

Wie es ist, als Frau in der Formel 1 zu arbeiten

Frauen in der Formel 1? Ja, die gibt es wirklich. Eine davon ist unsere Community-Autorin Emma Rotherham. Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?

 

Formel 1? Arbeiten da überhaupt Frauen?

Im Bereich Technologie in der Formel 1 zu arbeiten, war nie etwas, was ich mir während der Schulzeit in Nordirland oder auch später am College in Liverpool erträumt hätte. So froh ich über meine jetzige Tätigkeit bin, hatte ich doch nie wirklich realisiert, dass ich für eine solche Position tatsächlich in Frage kommen würde. Anders als heute, wo Mädchen das Programmieren oft schon in der Grundschule lernen, war ein Technologieberuf damals kein gewöhnlicher Karriereweg für Frauen. Nach der Schule habe ich meinen Bachelor in Verbraucherstudien, ein Mix aus Marketing, Event- und Business-Management, abgeschlossen. Als ich die Universität verließ, ist die gesamte Technologiebranche gerade rasant gewachsen. So habe ich meine Nische im IT-Service-Management gefunden. Es hat perfekt gepasst, da ich mein Auge für Details und meine Organisationsfähigkeit kombinieren und in der, oft unter hohem Druck stehenden, IT-Service-Umgebung für Unternehmenslösungen einsetzen konnte. Als ich schließlich das Angebot vom offiziellen Connectivity-Provider der Formel 1 erhielt, konnte ich es einfach nicht ausschlagen.

Es gibt keinen typischen Arbeitstag in der Formel 1

Ich bin eine von jenen Glücklichen, bei denen kein Tag wie der andere ist. Abhängig vom Rennkalender finden Sie mich in Singapur, Mexiko, Brasilien oder auf jeder anderen Rennstrecke. Dabei arbeite ich im Büro mit dem Team und mache die Planung für das nächste Rennen oder befinde mich gerade auf Reisen zwischen zwei Rennen. 

Sobald ich an der Rennstrecke ankomme, arbeite ich mit einem kleinen Team aus Ingenieuren von Tata Communications zusammen, um die Rennstrecke an unser globales High-Speed-Netzwerk anzuschließen. In der Realität bedeutet dies, dass wir eine Netzwerkinfrastruktur, vergleichbar mit der einer kleinen Stadt, in nur drei Tagen aufbauen. Und nachdem das Rennen vorbei ist, bauen wir sie in nur drei Stunden komplett wieder ab. Dieser Prozess würde normalerweise zwei bis vier Wochen dauern, Zeit die wir aber einfach nicht haben. Im Vorlauf zum Renntag arbeiten wir mit unseren Kunden bei der Formel 1, um sicherzustellen, dass sie erfolgreich an unser Netzwerk angebunden sind. Nur so können sie Gigabytes an Daten von der Grand Prix-Strecke an jeden Ort auf der Welt übermitteln.

Die F1-Fans bekommen den Aufwand hinter jedem Rennen meistens nicht mit, aber dort gibt es wirklich keinen Platz für Fehler. Wenn Millionen von Rennfans die Manöver verfolgen, ist ein Versagen der Netzwerkkonnektivität – und sei es auch nur für eine Nanosekunde – einfach keine Option. Ich freue mich, Teil eines Teams zu sein, das in dieser herausfordernden Umgebung sein Bestes gibt. Es ist ein gutes Gefühl, dass ich selbst bei jedem Rennen dazu beitragen kann, dass die F1 ein großartiges Erlebnis für die Fans wird.

Jeder Grand Prix bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Langstreckenflüge können schon manchmal anstrengend sein, aber die vielen außergewöhnlichen Orte und Menschen, die ich treffe, entschädigen mich dafür. Eine schnelle Vernetzung in der Wüste von Abu Dhabi birgt ganz andere Tücken als beispielsweise Monaco, wo ein großer Teil der Arbeit unterirdisch geschieht. Es ist befriedigend zu sehen, wenn alles ohne Probleme läuft und sich der Einsatz des Teams gelohnt hat. Darüber hinaus bin ich auch froh, an Innovationen in der F1 beteiligt zu sein, wie beispielsweise durch Initiativen wie den F1 Connectivity Innovation Prize oder der erstmaligen Nutzung von UHD-Inhalten über 4K. Die F1 ist, meiner Meinung nach, wirklich der größte High-Tech-Sport der Welt. 

Kommunikationsfähigkeit ist entscheidend

Das Fehlen von weiblichen F1-Fahrerinnen ist immer wieder in den Schlagzeilen zu lesen, aber abgesehen davon gibt es eine ganze Reihe von Berufen, die Frauen in der F1 einnehmen, nicht nur im Ingenieurswesen oder der Technologie. Ich verfüge ja auch über Soft Skills, die für meine Position äußerst wichtig sind. Beispielsweise sind Kommunikations- und Teamfähigkeit in der F1 äußerst entscheidend, da ein Großteil der Arbeit hinter den Kulissen oder von Extern stattfindet. Dazu gehört zum Beispiel das Teilen von Daten in Echtzeit über jeden der Fahrer auf Formula1.com. Ich muss effizient mit Kollegen zusammenarbeiten können, die sich am anderen Ende der Welt befinden. Diese Fähigkeiten treffen auch auf Berufen und Mitarbeiter außerhalb der F1 zu, es wäre also schön, mehr Talente – auch weibliche – im Sport zu sehen, die die konstante Nachfrage nach frischen Ideen in der F1 befriedigen können.

Die Technologiewelt steht talentierten und innovativen Frauen offen

Ich denke, die F1-Welt würde mehr weibliches Talent sehr willkommen heißen. Sie baut auf einer Reihe an Fähigkeiten für Innovationen auf, die Männer und Frauen gleichermaßen gut erfüllen. Es hilft natürlich in der männerdominierten Technologie-Branche, wenn der eigene Arbeitgeber sich dafür einsetzt, weibliche Talente anzuziehen und zu fördern, sowohl für Ingenieur- als auch für Führungspositionen. Ein gutes Beispiel für mich ist unser Chief Marketing Officer und Chief Financial Officer sowie der Präsident unserer Netzwerk- und Rechenzentrumssparte – diese Positionen sind alle mit starken und inspirierenden Frauen besetzt. Und natürlich möchte ich mit eigenem Beispiel vorangehen, in dem ich offen über meinen Beruf spreche. So hoffe ich, können wir die Tür für Frauen mit unterschiedlichsten Karrierewegen in die Welt der F1 öffnen – und in Zukunft mehr weibliche Ingenieure, Techniker oder sogar Fahrer in diesem Sport sehen.

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