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Warum es problematisch ist, wenn Frauen selbst die Existenz der gläsernen Decke leugnen

Frauen müssen zusammenstehen – heute und immer. Wer die strukturelle Benachteiligung von Frauen leugnet, hat nichts verstanden.

 

Das Ziel: Gleichberechtigung und Emanzipation

Der Internationale Weltfrauentag ist zunächst einmal allen Frauen gewidmet – den schwachen und den starken, den erfolgreichen und den hilfsbedürftigen. Dennoch hat der Tag einen ganz bestimmten Hintergrund: Er entstand als Initiative im Kampf um Gleichberechtigung und Emanzipation. Es gibt den Weltfrauentag aus demselben Grund, aus dem es auch Quotierungen, geschlechtergerechte Sprache, Empowerment-Strategien, Mädchentage und Frauenförderprogramme gibt. Weil Frauen und Männer eben noch nicht gleichberechtigt sind. Auch 2016 noch nicht.

„Frauen müssen einfach nur hart genug arbeiten“

Umso nerviger ist es, dass auch um den diesjährigen Frauentag Artikel erscheinen, die Botschaften wie die folgende aussenden: „Frauen-Initiativen sind Quatsch, Frauen müssen einfach nur hart genug arbeiten”. Das erinnert schon stark an die Anti-Frauenquote-Kampagne des Focus vor zwei Jahren. Diese Negierung der gläsernen Decke ist immer besonders hart, wenn sie von Frauen selber kommt. Das gilt für die Kreativbranche genau wie für alle anderen Branchen auf der Welt. Es gibt genug Fakten, die ziemlich eindrucksvoll beweisen, dass es mit harter Arbeit nicht getan ist. Benachteiligung von Frauen ist strukturell bedingt. Wer Sätze wie „Wer etwas Wichtiges zu sagen hat, wird immer gehört, egal, welches Geschlecht er hat” von sich gibt, hat nichts verstanden.

„Spitzenposition – kann die das?“

Die deutschen DAX-Unternehmen haben zusammengerechnet 192 Vorstandsmitglieder. Davon sind nur 16 Frauen – das sind acht Prozent. Adidas hat null Frauen im Vorstand, Continental hat null Frauen, SAP hat null Frauen, die Liste ist fortsetzbar. In der Politik gibt es zwar einige Frauen in den Parteispitzen, der Frauenanteil im Bundestag beträgt aber auch nur 36,2 Prozent.

Wie klein der Frauenanteil in Spitzenpositionen ist, zeigt sich auch daran, dass es immer wieder eine Meldung wert ist, wenn es eine Frau bis nach oben schafft. So geschehen bei Christiane Benner, nun im Vorstand der IG Metall, oder Bettina Orlopp, die jetzt in den Commerzbank-Vorstand aufrücken wird. Ganz anders als bei Männern steht dann immer die Frage im Raum: Kann sie sich durchsetzen?

„Für mehr weibliche Solidarität“

Bei vielen heißt der Internationale Frauentag auch Frauenkampftag. Denn Beförderung, höheres Gehalt und Anerkennung, viele Dinge, die für Männer selbstverständlich sind, müssen von Frauen hart erkämpft werden. Weil sie „das schwache Geschlecht“ sind, weil sie „eh bald schwanger werden“, weil sie „zu zickig“ sind.  Um sich dauerhaft im Alltag und im Berufsleben gegen männlich dominierte Strukturen durchzusetzen, braucht es Mut, Durchhaltevermögen und auch Unterstützung. Zum letztjährigen Global Summit of Women, einem internationalen Vernetzungstreffen für Frauen, fordert die Initiatorin Irene Natividad mehr weibliche Solidarität. „(…) Frauen müssen lernen, andere Frauen zu unterstützen.” Auch dafür sollten wir weiterhin kämpfen.


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