Eine Kündigung kommt meist nicht aus heiterem Himmel – vielmehr gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass man bald seinen Job verlieren könnte. Welche das sind, hat Claudia Michalski aufgeschrieben – sie berät Führungskräfte bei der beruflichen Neuorientierung und erzählt aus ihrem Berufsalltag.
Wie sicher ist mein Job noch?
In unserer Beratungspraxis begegnet es uns immer wieder, dass Führungskräfte eine gewisse Ahnung haben: Irgendetwas stimmt nicht. Sie fühlen sich ohne Halt im Unternehmen, nicht mehr anerkannt, aber niemand spricht es direkt aus. Das ist genau die Crux: Sie werden vermutlich keine Warnung bekommen, denn in deutschen Unternehmen gibt es häufig keine offene Feedback-Kultur. Also: Deutet die Zeichen richtig!
Folgende Situationen weisen darauf hin, dass du bald deinen Job verlieren wirst:
1. Deine Vorgesetzten meiden den direkten Kontakt mit dir
Es ist unangenehm, mit jemandem zu arbeiten, dessen Schicksal man schon kennt, der aber selbst noch nichts ahnt. Solche Situationen vermeidet man gern, das ist nur menschlich. Auch deine Vorgesetzten sind da keine Ausnahme. Sollten also Jour Fixe abgesagt, Termine ins Unbestimmte verschoben und Gespräche sehr kurz gehalten werden, kann das am Termindruck liegen. Es kann aber auch mehr dahinterstecken.
2. Du erfährst erst spät von wichtigen Unternehmensentscheidungen
„Ach ja, Sie wissen das ja noch gar nicht: Unsere Niederlassung in der Schweiz wird geschlossen“. Rums. Alle anderen nicken wissend, nur man selbst steht im Wortsinne dumm da. Noch nicht gewusst? Auch die Buschtrommeln nicht gehört?! Das kann Zufall sein – aber deutet auch darauf hin, dass du nicht gut vernetzt bist oder vergessen wurdest. Beides ist ein Warnsignal.
3. Die Gespräche der Kollegen verstummen, wenn du in den Raum kommst
Es muss nicht gleich das Schlimmste bedeuten, aber trotzdem sollte es dir zu denken geben: Du kommst in die Teeküche und plötzlich bricht das große Schweigen aus. Die Kollegen sind eifrig damit beschäftigt, die Milch in den Kühlschrank zu stellen und die nicht vorhandenen Krümel vom Tisch zu wischen. Du wirst knapp begrüßt, ansonsten passiert nichts. Keiner fragt, keiner spricht, nicht mal das Wetter ist ein Thema. Vielleicht sind ja auch alle nur wirklich in Eile. Vielleicht.
4. Du wirst öfter in E-Mail-Verteilern vergessen
Die Bekanntgabe des nächsten Betriebsausflugs erfolgt per E-Mail. Alle bekommen die Nachricht. Nur bei dir erscheint sie zwei Tage später – mit einer Entschuldigung, selbstverständlich. So etwas kann passieren, manchmal sind die Verteiler nicht sauber gepflegt. Aber wenn es immer dich trifft, ist das ein weiterer Stein im Mosaik: Hier stimmt etwas nicht.
5. Dir werden Projekte „abgenommen“
„Ach so, ja, das wollte ich noch sagen: Meier übernimmt das Projekt jetzt, weil es in die nächste Phase geht. War ja schon vorher so besprochen, Sie wissen ja Bescheid.“
Wusstest du nicht. Es war auch so nicht besprochen. Du bist überrascht, enttäuscht und auch ratlos. Hier hilft ein klares Gespräch, in dem du deutlich machst, dass du das Projekt durchaus gern weiterführen würdest und dich dazu auch in der Lage siehst. Dann wird die Reaktion des Vorgesetzten interessant!
6. Deine Redezeit in Meetings wird verkürzt
Im Montags-Meeting stellt jeder seine Projekte vor und informiert kurz über den Status Quo, so weiß jeder Bescheid und kennt die Themen der anderen Bereiche. Eigentlich keine große Sache, Routine eben. Du kommst seit einigen Wochen eher als letzte an die Reihe, es ist dann meist nicht mehr viel Zeit. Der Chef oder die Chefin haben das Meeting dann oft schon verlassen, sie telefonieren dann mit dem Headquarter, das ist natürlich wichtiger. Du erläuterst deine Punkte für die Kollegen und wirst abgewürgt: Andere Termine, keine Zeit mehr.
7. Du wirst nicht mehr zu Meetings eingeladen
Das Strategie-Meeting findet immer im November statt, um die Planung für das Folgejahr abzuschließen, die Meilensteine festzulegen und die Kollegen auf die neuen Ziele einzuschwören. Alle haben schon die Einladung in der Mailbox, nur du gehst leer aus. Auf Nachfrage erfährst du, dass man in diesem Jahr die Teilnehmerzahl klein halten will und deine Kollegin deinen Bereich mit vertreten soll. Aha. Übersetzt bedeutet das: Alarmstufe rot!
Solltest du einen oder mehrere dieser Punkte in deinem Arbeitsalltag erleben, kann es nicht schaden, ein Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen – oder, um das Heft selbst in der Hand zu behalten, sich gleich beruflich neu zu orientieren. In jedem Fall heißt es: Aktiv werden!
Dieser Artikel ist zuerst bei OMC-Berlin erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.
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