Arbeit 4.0 klingt nach gewaltigen Veränderungen – aber so kompliziert ist es gar nicht. Jedes Unternehmen kann mit kleinen Dingen beginnen, um eine moderne und mitarbeiterfreundliche Kultur zu schaffen.
Arbeit 4.0, bitte melden
Arbeit ist
definiert durch Anwesenheit. Arbeit ist acht offizielle Stunden und viele unsichtbare Überstunden. Arbeit sieht aus wie Teppiche, über die schon viele Mitarbeiter gelaufen sind, riecht nach Kaffee und klingt nach dem Rattern von Druckern, die Formulare und Urlaubsanträge ausspucken. Der
Traum von Selbstverwirklichung, Weiterentwicklung und Produktivität? Während alle von der Zukunft der Arbeit reden, ist sie noch lange nicht hier. Zeit, aufzuwachen, aufzustehen, und die Dinge anders
anzupacken!
1. Stunden sind old-school. Wir brauchen eine
neue Maßeinheit.
Wir dürfen nicht mehr in Arbeitsstunden rechnen, denn sie sagen nichts über die Produktivität eines Mitarbeiters aus. Oft ist eine fokussierte, konzentrierte Stunde weitaus wertvoller als acht Stunden, die von Zeitvertreib und Raucherpausen geprägt ist. Wir kennen das schon aus der Schule: Die Hausaufgaben zu erledigen, bedeutet nicht, auch den Inhalt auch wirklich verinnerlicht zu haben. Arbeit nicht mehr in Stunden, sondern in Projekte und erledigte Aufgaben einzuteilen, gibt Mitarbeitern einen größeren Spielraum und ermöglicht eine Zeiteinteilung, die sich nicht mehr an der halben Stunde Mittagspause gegen zwölf Uhr orientiert.
2. Die Präsenzkultur ist vorbei
Die Gleichung „Arbeit = Anwesenheit in Stunden“ ist ganz schön aus dem Gleichgewicht geraten. Der Fehlerteufel hat sich bei der Anwesenheit eingeschlichen. Das 8-Stunden-Modell stammt aus einer Zeit, in der die Kinderschuhe des Internets noch nicht einmal geschustert waren und der Begriff „Handy“ lediglich ein Wort im Englisch-Deutschen Wörterbuch war, das aber nicht das mobile Telefon meinte. Jetzt lässt sich das Büro im Handumdrehen in die Handtasche stecken: der Schlüssel zur Bürotür ist der Zahlencode auf dem Bildschirm geworden. Wir müssen nicht mehr um acht Uhr morgens am Schreibtisch sitzen, um einen wichtigen Telefonanruf entgegen zu nehmen. Jetzt können wir mit Hongkong und Kapstadt gleichzeitig telefonieren, während wir im Zug auf dem Weg zur Arbeit sitzen, den Laptop vor uns auf dem ausklappbaren Tisch. Die Anwesenheit im Büro ist nicht mehr notwendig, um Arbeit zu erledigen.
3. Wir brauchen … weniger Arbeit?
An jeden Ort arbeiten zu können, hat nicht nur gute Seiten. Denn unser Privatleben läuft durch die ständige Erreichbarkeit plötzlich Gefahr, nur noch die
Karten für den zweiten Rang zu ergattern. Das Leben wird dann zu einem Konzert
aus lautem Paukenschlag und viel Trommelwirbel, das die Soli der
Streichinstrumente übertönt. Manchmal wäre ein einfaches Streichquartett
sinnvoller, denn Multitasking überfordert das Gehirn. Die besten Ergebnisse kann man erzielen, wenn man fokussiert,
zielorientiert und ohne Ablenkung arbeiten kann. Könnte man so das gleiche Pensum in weniger als acht Stunden schaffen? Vielleicht. Ein Experiment in Göteborg hat
gezeigt, dass die Ergebnisse, die innerhalb sechs Stunden erzielt wurden, sogar
die der üblichen acht Stunden übertreffen. Eine wirkliche Lösung für das
Problem der Überstunden liefert dieser Ansatz allerdings noch nicht. Was
sich grundlegend ändern muss, ist das Verständnis von Überstunden – sie sind zu
einer Art Auszeichnung für Ausdauer, Erfolg und Talent geworden. Das schadet nicht nur der Freizeit, das schadet vor allem der Gesundheit.
Ausgleich und Erholung sind wichtig, um am nächsten Tag wieder gut starten zu
können – konzentriert, nicht übermüdet.
4. Abends
hier, morgens dort
Die
Einführung eines Sechs-Stunden-Tages könnte ein guter Ansatz sein, eine neue
Herangehensweise an das Thema Arbeit anzuregen. Eine endgültige
Lösung ist das allerdings nicht. Eine andere Möglichkeit, vom starren Acht-Stunden-Tag mit Anwesenheitspflicht loszulassen: Teilzeitmodelle oder Job-Sharing.
Teilzeitmodelle sind gut, weil sie flexibel sind. Gerade für Eltern ist das ein
wichtiges Kriterium. Einige Stunden im Büro, für Meetings, Team-Building,
Inspiration und Motivation, einige Stunden daheim, die eine Pause für die
allabendliche Gute-Nacht-Geschichte lassen. Ob man einen Termin bei der Bank
wahrnehmen, oder die Tochter zum Sportunterricht fahren muss, das Büro sollte
seine vier Wände nicht so eng um einen schließen, dass es zu einer Art
Gefängnis wird.
5. Schneller Laufen, schneller Arbeiten
Ein weiterer Grund, warum wir öfter mal vom Schreibtisch aufstehen
sollten: Bewegung. Ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren, steigert
nicht nur die Zahl auf dem Schrittzähler, sondern auch die Produktivität.
Gesundheit ist zu einem der großen Themen geworden – dazu gehört ebenfalls ein
Fokus auf eine gesunde, ausgeglichene Ernährung. Auch hier gibt es noch einiges
zu tun: in einer vom Zucker berieselten Umgebung, wird es höchste Zeit, im
Schlaraffenland ein wenig aufzuräumen. Auch das hat positive Auswirkungen auf
die Konzentration und Produktivität.
Fakt ist:
Aufgaben müssen erledigt werden. Fakt ist auch: Menschen sind keine Maschinen.
Und das soll auch gar nicht sein. Kreativität beispielsweise, eine
Schlüsselqualifikation und die Quelle jeglicher Innovation, ist eine Fähigkeit,
die sich nicht künstlich von einer Maschine generieren lässt.
Es lohnt sich,
in eine Arbeitskultur zu investieren, die einen Ausgleich zwischen Arbeit und
Freizeit garantiert und in der die Gesundheit und das Wohlbefinden der
Mitarbeiter in Großbuchstaben geschrieben wird. Motivation und Zufriedenheit
führt letzten Endes zu größerer Produktivität und somit alle schneller ans
Ziel.
Die große
Veränderung beginnt meistens im Kleinen. Ein Bewusstsein für Zufriedenheit am
Arbeitsplatz zu schaffen, entsteht nicht über Nacht. Das heißt allerdings
nicht, dass es sein Traum bleiben muss. Veränderung beginnt beim Individuum
– angefangen beim Thema gesunde
Ernährung und Bewegung, bis hin zu Teilzeitmodellen und Home Office, kann jeder
Einzelne daran arbeiten, mit gutem Beispiel voranzugehen.
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