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Warum der perfekte Chef zugleich Mann und Frau sein sollte

Wer starke kommunikative Fähigkeiten an den Tag legen will, muss sich eine Kombination aus eher weiblich und eher männlich geprägten Mustern aneigen.

 

Wirkliche Kommunikationsfähigkeit kennt viele Facetten

Es mag zutreffen, dass manche Frauen von der Venus sind
hin und wieder nicht einparken können. Mag sein, daß marsianische Männer oft
null Bock haben, über Gefühle zu reden. Geht es jedoch um
Leadership-Kommunikation in unternehmerischen Strukturen, führen diese
Klischees
lediglich ins zwischenmenschliche Nirvana.

Weder Frauen noch Männer
sind per se die besseren Führungskräfte. Die erfolgreicheren Führungskräfte
werden die sein, die über ein facettenreiches Kommunikationsmuster verfügen, das sowohl eher männlich und eher weiblich geprägte Kommunikationweisen umfasst, und in der Lage sind zu erkennen, wann welches Muster sinnvoll einsetzbar ist. Und das ganz unabhängig davon, ob
sie Männer oder Frauen sind. Im Leadership-Prozess brauchen wir beide Muster.
UNBEDINGT. Beherrschen wir – unabhängig vom Geschlecht – maskuline wie feminine Kommunikationsmuster
gleichermaßen virtuos, haben wir Zugriff auf doppelt so viele kommunikative
Ressourcen. Besseres zwischenmenschliches Miteinander und effektiveres Arbeiten
sind das Ergebnis.

Komunikation: Männlich und weiblich geprägte Muster kombinieren

Ein simples Grundmuster,
mit dem beurteilt werden kann, welches Muster sinnvollerweise angewandt werden
sollte, ist die Vorab-Beantwortung folgender Fragen: Was soll das jeweilige
Publikum denken? Was soll es fühlen? Was tun? Anderen berichten? Die entsprechenden Antworten
geben eine Richtung vor, ob sich maskuline oder feminine Muster besser eignen,
das kommunikative Ziel zu erreichen: Brainstorming oder Agenda-geführtes
Meeting? Schnelle Abstimmung über letzte Details, grundsätzliche Strategie oder
Art der Einbindung der Teams? Weiterhin
lassen sich die vier Wirkungsfelder öffentlicher Kommunikation auf diese Muster
projizieren: jedes Muster erfährt seine eigenen Ausprägungen in den Bereichen
Struktur und Dramaturgie (Intellectus); Haltung, Mimik znd Gestik (Corpus),
stimmlich/ sprachliche Aspekte (Lingus) sowie „atmosphärische“ Aspekte (Sensus).

Einige
Anwendungs-Beispiele:

Es macht etwa einen Unterschied
für das einzusetzende Muster, ob in einem Meeting auf eine Frage geantwortet
(reaktiv, eher weiblich) wird oder ob es der erste (vielleicht sogar anmoderierte) Redebeitrag
(proaktiv/ eher maskulin) ist, der der das gesamte Meeting eröffnet.

Es gilt etwa zu checken: geht es
um eine schnelle Entscheidung oder den Beginn längerer Überlegungen? Braucht
das Publikum Sicherheit oder will es vorrangig emotional vertrauensvoll
aufgefangen werden? Ersteres fragt nach dem maskulinen, letzteres nach dem femininen
Muster.

Im klassisch maskulinen Kommunikationsmuster
hat jede Stimme eine stärkere Festigkeit, die Aussagen sind simpel gar nicht gar nicht großartig kompliziert. Wenn eine
Aufforderung (maskulin! Ausrufezeichen!) gemeint ist, sollte sie auch als
Aufforderung kommunikativ wahrgenommen werden: stimmlich und wörtlich.

Das maskuline Kommunikationsmuster
wird unter anderem auch deshalb als durchsetzungsstärker erfahren, weil es
stärker mit dem Timing-Aspekt verbunden ist: bei hoher empfundener
Dringlichkeit ist oftmals ein maskulines Kommunikationsmuster angebracht. Kritisch
wird es dann, wenn sich maskulines Muster mit femininem Stimm-Muster paart (die
Stimme geht am Ende des Satzes nach oben):  Daraus entststeht eine stimmliche Spirale, die nach oben abdriftet und als Unsicherheit wahrgenommen wird.

Wer
sein feminines Kommunikationsmuster ausbauen will, kann beispielsweise…

mehr
Subjektivität in Debatten bringen

Wir-Botschaften
verstärken

emotionale
Exposés einbeziehen

ganz
bewusst Fragen stellen, die alle einbeziehen

durch
Nebensätze Aussagen relativieren

die generelle
Atmosphäre mit einer bestimmten Emotion aufladen

Wer
maskuline Kommunikationsmuster üben möchte, kann beispielsweise…

den
Fokus auf Aufforderungen und klare Anweisungen legen

interne
Rang-Ordnungen betonen

strikt
getimte Gesprächs-Slots vergeben

ohne
Umschweife zum Punkt kommen

durch
Hauptsätze Zweifel schneller ausblenden

Wenn wir die Sinne öffnen
für die vielfältigen Möglichkeiten, die sich aus der Nutzung sowohl maskuliner
als auch feminier Kommunikationsmuster ergeben, gelingt uns „das richtige Wort
zur richtigen Zeit“ jeden Tag ein Stück besser.

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