Foto: Diana Schlesier

„Als Neu-Mama wirst du erstmal ins kalte Wasser geschmissen“

Was ein Kaiserschnitt mit Gelassenheit zu tun hat und wie man die Hebammen während der Geburt an die Wand atmet, das erklärt Diana Schlesier im Interview.

 

„Seit ich Mama bin, ist kein Tag wie der andere!“

Diana Schlesier (35) lebt mit Mann Kai (37) und Sohn Nik (1) in Eckernförde. Aus dem Makai Yoga-Headquarter in einem kleinen Bauernhaus plant und organisiert sie europaweite Yoga-Retreats. Unter anderem für Mamas mit Baby. 

Wie sieht ein typischer Tag bei Euch in Eckernförde aus?

Erstmal vorweg: Seit ich Mama bin, ist kein Tag wie der andere! Jeder Tag ist aufs Neue wie eine kleine Wundertüte. Und das macht es für mich so besonders! Nachdem Nik und ich morgens in den Tag gestartet sind und gefrühstückt  haben, versuche ich meistens direkt meinen Weg auf die Yogamatte zu
finden, kurz zu meditieren und meinen Körper für den Tag bereit zu machen. Nik ist immer ganz eifrig dabei und turnt selber schon mit! Am Nachmittag geht’s oft mit unserem Hund an den Strand. Frische Luft und Meeresrauschen tut gut und macht glücklich – uns auf jeden Fall! Abends oder auch mal zwischendurch wartet natürlich auch noch die Arbeit auf mich. E-Mails beantworten, Retreats organisieren, Telefonate.“

Der Job, den Du hast, hast Du Dir zu 100 Prozent selbst kreiert. Wie war der Weg dorthin?

Ich hatte schon während meiner Yogalehrer-Ausbildung eine Art Vision: Yoga mit meiner zweiten Leidenschaft, dem Surfen, zu verbinden. Damals hatte ich Yoga nur genutzt, um mich zwischen zwei Surf-Trips fit zu halten. Attribute wie Kraft, Ausdauer, Balance und mentale Stärke weiter auszubauen. 2011 sind mein heutiger Mann und ich mit unserem Labrador-Mix-Welpen und unserem VW-Bus durch Europa von Surfspot zu Surfspot gereist. Dort habe ich Surfer am Strand auf Spendenbasis unterrichtet. Später arbeitete ich in einem Surfcamp als Yogalehrerin. Ich kombiniere seitdem Power Yoga mit speziellen Flows, die sich ideal zur Surfvorbereitung eignen.“

2012 seit ihr zurück nach Deutschland gekommen … 

… und seitdem hat sich so einiges entwickelt! Ich hatte feste Power-  und Surfyoga-Kurse, eröffnete 2014 ein kleines Yoga Studio in Hamburg und unterrichtete nebenher Workshops, Yoga-Reisen und Retreats. Als mein Sohn Nik im April 2015 auf die Welt kam, entschied ich mich für einen anderen Weg. Seitdem unterrichte ich fast ausschließlich Retreats. Unter anderem für Mamas und Babys. Ich sage dazu immer: Man wächst mit seinen Aufgaben!”

Dein kleiner Sohn hat Deinen beruflichen Werdegang also ziemlich beeinflusst …

Ja, sehr! Wo ich am Anfang der Schwangerschaft eher dachte, alles könnte genau so weiter gehen wie bisher, änderte sich das buchstäblich mit jedem Zentimeter Umfang, den der Bauch runder wurde. Ich gab schließlich mein wunderschönes Studio im Hamburger Grindelviertel auf, zog mit Mann, Kind und Hund raus aufs Land. Durch Nik ist auch die Idee entstanden, „Mama & Baby“-Yoga Retreats zu veranstalten. Mamas aus ihrem Alltag zu holen, ihnen die Möglichkeit zu geben, etwas für sich zu tun und ihnen zu zeigen, wie sie ihr Baby auch zuhause in ihre Yogapraxis integrieren können.“

Wie sieht das bei Dir aus?

Ich habe momentan natürlich nicht mehr ganz so viel Zeit für mich allein auf der Matte, aber die genieße ich dann umso mehr! Ansonsten ist Nik einfach dabei: Seit er ein paar Wochen alt ist, hat er seinen festen Platz neben der Matte. Er liebt das! Ob über mir oder unter mir, spielt dabei keine Rolle. Für unsere Retreats arbeitet er auch schon bei den Vorbereitungen mit. Mit ihm probiere ich neue Sachen aus. Wobei das mit seinem Gewicht von mittlerweile mehr als zehn Kilo auch schon ganz schön in die Arme geht!

Wie beeinflusst Yoga Dein Muttersein?

Ich glaube, Yoga hat mir viel Ruhe und Gelassenheit gegeben, die mir gerade am Anfang im Wochenbett sehr geholfen hat. Außerdem höre ich sehr viel auf mein Gefühl und meine Intuition.“

Hat Yoga Dir bei der Geburt geholfen?

Jein! Ich kann dazu nur sagen: Die Atmung hat mir als Yogi gar keine Schwierigkeiten gemacht. Auch ohne Geburtsvorbereitung hab ich die Hebammen an die Wand geatmet. Der über die Jahre so stark trainierte Beckenboden hat allerdings so fest gehalten, als würde es um den ersten Preis in der Festhalte-Olympiade gehen! Da konnte selbst die Atmung nichts mehr dran ändern! Nach 28 Stunden Wehen, Atmen und verschiedensten Mantren wurde mein Sohn dann letztendlich per Kaiserschnitt geholt. Und da war er dann trotzdem! Der schönste Augenblick, den man sich vorstellen kann! Ich glaube, die Gelassenheit, die ich während der Geburt hatte, habe ich ebenfalls dem Yoga zu verdanken.“

Würdest Du sagen, dass das Mamasein Deinen Blick aufs Yoga verändert hat?

Nein, das eigentlich nicht. Das Mamasein hat Yoga für mich nur noch etwas kompletter und verständlicher gemacht.“

Welche drei Tipps hast Du für andere Yoga-Moms?

Liebe, lächle, atme!“

Hast Du auch noch ein Mama-Mantra?

Nach dem Chaos ist vor dem Chaos! (lacht) Eher ein kleines Scherz-Mantra … Aber irgendwie ist was Wahres dran!“

Was ist Deine Message an alle Yoga-Mamas?

Was ich versuche zu vermitteln, ist: Mamas, bleibt bei Euch, steht zu Euren Entscheidungen und hört auf Eure innere Stimme! Nehmt Situationen an, wie sie kommen! Ähnlich wie in vielen Situationen im Yoga, gibt es für mich als Mama kein „richtig oder falsch“. Dazu muss ich natürlich sagen, solange das Kind dadurch nicht in Gefahr gebracht wird. Als Neu-Mama wirst Du so oder so erstmal ins kalte Wasser geschmissen. Jedes Kind ist anders… Es gibt keinen Universal-Ratgeber dafür. Es gibt so viele Theorien, wodurch auch Verunsicherung, Enttäuschung und Anspannung entstehen kann. Hör auf, perfekt sein zu wollen! Ob Du stillst oder nicht, dein Baby bei Dir im Bett schläft oder in seinem eigenen Zimmer, ob Dein Haushalt nebenbei auch mal den Bach runter geht: Du bist perfekt so wie Du bist.“

Das Interview wurde zum ersten Mal auf MOMazing – Das Mama Yoga Love Mag veröffentlicht.


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