Foto: Pirelli

Die Revolution des Pirelli-Kalenders: Annie Leibovitz fotografiert starke Frauen statt halbnackter Models

Auf den Pirelli-Kalender konnte man sich bisher immer verlassen –2016 passiert etwas Unerhörtes: Statt spärlich bekleideter Super-Models werden starke Frauen zu sehen sein – bekleidet. Wer hat sich vor Leibovitz Kamera getraut?

 

Erotische Fotos mit Karibik-Hintergrund

Wenn man etwas Positives über den Pirelli-Kalender sagen möchte, dann vielleicht, dass man sich bisrher mit schöner Beständigkeit darauf verlassen konnte, das zu bekommen, was man erwartete: Halbnackte, schön anzuschauende Frauen. Und das natürlich als ganz große Kunst, nachdem traditonell die renommiertesten Fotografen der Welt für das Projekt zusagen.

Wer etwas nicht so Nettes sagen möchte, der kontert mit der üblichen Tirade, dass es frauenfeindlich und billig ist, einen Kalender mit auf ihren Körper reduzierten, barbusigen Schönheiten zu bestücken.

Der Pirelli-Kalender genießt jedenfalls Kultstatus: Erstmals ließ der italienische Reifenhersteller 1964 eine Ausgabe produzieren. Er ist nicht im Handel erhältlich und wird nur an wenige hundert Freunde des Unternehmens verschickt. Nachdem es Pirelli seit Jahren gelingt, die begehrtesten Models und namhaftesten Fotografen zu engagieren, gilt der Kalender schon lange nicht mehr als Schmuddeldeko für den Spind.

In den vergangenen Jahren war schon hier und da ein bisschen Abwechslung und Abweichung von der Norm dabei, Steven Meisel fotografierte auch das Plus-Size-Model Candice Huffine im Fetisch-Auszug. Hier das Making Of von „The Cal 2015:

Quelle: Youtube

Aber jetzt ein richtige Revolution: Für den Kalender 2016 hat Annie Leibovitz 13 Frauen fotografiert, die nicht wegen ihres Aussehens als Kalendergirls prädestiniert sind; sondern Frauen, die momentan unsere Gesellschaft prägen und verändern; Frauen, die mit dem beeindrucken, was sie tun und was sie schon erreicht haben.

Darunter sind Amy Schumer, Yoko Ono, Serena Williams und Patti Smith – allesamt übrigens bekleidet. Außerdem die Mode-Bloggerin Tavi Gevinson, die Schriftstellerin Fran Lebowitz, Ava DuVernay, die Regisseurin von „Selma, die Kunstmäzenin Agnes Gund, die Filmproduzentin Kathleen Kennedy, die wir bei uns kürzlich porträtiert haben. Außerdem Mellody Hobson, eine der erfolgreichsten schwarzen Geschäftsfrauen der USA, die Künstlerin Shirin Neshat und die Schauspielerin Yao Chen. Als einziges Model ist Natalia Vodianova dabei.

„Ich kenne Annie Leibovitz seit 1970“, sagte Yoko Ono, mittlerweile 82, die eigentlich keine so große Lust darauf hatte, fotografiert zu werden, „und wenn sie zum Fotoshoot bittet, dann kommt man.“

„Dieser Kalender ist so komplett anders, ließ Leibovitz in einer Presseerklärung verlauten. „Das ist ein Aufbruch. Diese Bilder sollten nichts Affektiertes haben, sie sollten einfach sehr aufrichig und direkt sein.“ Logisch, dass alle, die nach halbnackten Schönheiten in exotischem Karibik-Setting suchen, ziemlich enttäuscht sein werden.

Bei Vogue gibt es einen Blick hinter die Kulissen der außergewöhnlichen Produktion, auch hier ein paar kurze Einblicke, was am Set los war:

Quelle: Youtube

Mehr bei EDITION F

Was zur Hölle ist eine echte Frau? Weiterlesen

Kein Mann, nicht weiß, nicht dünn – Was ist eigentlich Mindy Kalings Erfolgsgeheimnis? Weiterlesen

Sexismus in Hollywood: Die beste Antwort darauf hat Helen Mirren.Weiterlesen

Anzeige