Die New Yorkerin Tiffany Pham ist Gründerin der Plattform Mogul und damit unfassbar erfolgreich. Unsere Gründerin Susann hat sie beim Xing New Work Experience Award getroffen und interviewt. Genau der richtige Anlass, um die spannende Unternehmerin zu porträtieren.
Tiffany Pham: Trotz Erfolg bescheiden
Wenn man Tiffany Pham über „Mogul“ reden hört, erscheint es einem zu zunächst so, dass die Community-Plattform, die monatlich rund 70 Millionen Leser in 196 Ländern erreicht, einen mehr als leichten Start hatte und es kaum Mühe gekostet hat an den Punkt zu gelangen, an dem sie jetzt ist. Doch bei aller Leichtigkeit, die die Unternehmerin ausstrahlt, wird dennoch schnell klar, wie viel Arbeitswillen, Passion und Energie sie seit der Gründung im Jahr 2014 in ihr Unternehmen gesteckt hat. Es ist letztlich wohl lediglich ihre Bescheidenheit, die die härteste Arbeit wie selbstverständlich nach geringem Aufwand aussehen lässt. Aber was treibt sie an? Status und Geld scheinen es jedenfalls nicht zu sein – doch beginnen wir am Anfang dieser spannenden Karriere.
Die Großmutter als größte Inspirationsquelle
Pham entstammt einer Familie aus einflussreichen Medienleuten. Ihr Großonkel hatte die ökonomische Leitung Vietnams inne und ihr Vater beriet die französische Regierung in der Medienarbeit. Damit wurde ihr ein bequemes Leben in einer angesehenen Familie bereits in die Wiege gelegt, doch das alleine erfüllte Tiffany noch nicht – denn für ihre Lebenspläne, ließ sie sich von ihrem großem Vorbild inspirieren: ihrer Großmutter. Diese arbeitete in Asien in mehreren antikommunistischen Zeitschriften, mit dem Ziel die Medien zu demokratisieren. Für Pham war sie das beste Beispiel dafür, dass Frauen die Welt verändern und ihr eigenes Potenzial ausschöpfen können.
Als Pham 14 Jahre alt war, starb ihre Großmutter. Während sie davon spricht, merkt man, dass sie der Tod noch immer mitnimmt. In diesem Moment schwor sie sich, ihr Vermächtnis weiter zu tragen und auch anderen Frauen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Und sie wusste auch wie, denn im Prinzip stand bereits zu diesem Zeitpunkt schon mehr oder weniger ihre Idee zu Mogul. Noch konkreter wurde diese dann allerdings bei ihrer Collegebewerbung für die Yale University. In dem dazugehörigen Essay beschrieb sie, wie sie Frauen durch eine Online-Plattform miteinander vernetzen wolle und sie fest daran glaube es zu schaffen, solange man ihr die Möglichkeit dazu gibt. Offensichtlich ein sehr überzeugendes Konzept, dass nicht nur in Yale, sondern die Harvard Business School, von der sie mit 21 Jahren als eine der jüngsten Absolventinnen abging, überzeugte. Eine Frau, die mit gerade einmal elf Jahren englisch durch TV Serien wie „Friends“ lernte.
„Plötzlich“ erfolgreich
Auf ihrem Weg zum eigenen Unternehmen, arbeitete sie zunächst für die größten TV- und Radiosender Amerikas: BBC, HBO und CBS. Jobs, mit denen man eigentlich genug ausgelastet sein könnte – nicht aber Pham: sie übte noch einen zweiten Job aus, in dem sie zusammen mit dem Vize-Bürgermeister von Beijing versuchte ein Programm aufzustellen, dass die kulturellen Unterschiede der USA und Chinas versuchte, zu überbrücken und die Zusammenarbeit zu vereinfachen.
Wo andere sich Fragen würden, wann dabei überhaupt noch Zeit zum Schlafen und für Freunde bleiben soll, legte Tiffany Pham noch einen oben drauf. Sie nahm noch einen dritten Job an und drehte mit allerlei spannenden Persönlichkeiten wie etwa Gerard Butler Dokumentationen über Themen, die wie sie es beschreibt, „globale Aufmerksamkeit brauchen“. Oft arbeitete sie bis in die Morgenstunden hinein, um alles unter einen Hut zu bekommen. Und doch erledigt sie ihre Arbeit mit einer Exzellenz, die sie in allen Bereichen Preise gewinnen lässt. Und dann landete sie auf der berühmten „Forbes 30 under 30“ Liste – was sie selbst komplett kalt erwischte. Denn, so erzählt sie im Interview, Menschen, die auf dieser Liste zu finden sind, haben es schließlich karrieretechnisch geschafft. Da ist sie wieder, die Bescheidenheit Phams.
Zurück zur eigentlichen Idee: Frauen empowern
Beeindruckt und inspiriert von ihrer Leistung, schrieben ihr Hunderte von Mädchen und jungen Frauen, um zu erfahren, wie auch sie es nach ganz oben schaffen. Die passionierte Feministin Pham schrieb jeder einzelnen Frau mit Tipps, Links und Artikeln zurück – und das alles auch noch zusätzlich zu ihren drei Jobs. Spätesten hier ist der Moment erreicht, indem man sich fragt, ob Pham überhaupt noch ein Mensch ist oder ob sie eventuell mehr Stunden am Tag zur Verfügung hat, als er der Rest der Welt. Offensichtlich versteht sie sehr viel von Zeitmanagement.
Denn auch jetzt, oder gerade jetzt, war Tiffany Pham nicht mehr zu stoppen. Die vielen E-Mails der jungen Frauen erinnerten sie wieder an ihre eigentliche Idee: eine Plattform zur Vernetzung von Frauen. Mit dieser müsste sie die Fragen, die sich teils ähnelten, nicht mehr einzeln beantworten und vielmehr noch hätten dann alle Frauen Zugriff zu den Informationen. Zwar fehlte Pham das Geld für Programmierer und Designern, das hinderte sie aber keineswegs daran, die Seite trotzdem zu erstellen. Was macht eine Selfmade-Frau wie Pham also? Sie brachte sich kurzerhand nach Feierabend, sprich ab etwa drei Uhr nachts, selber das Programmieren bei. Als sie dieses Arbeitspensum beschreibt, muss sie selber ein wenig lachen.
Nach ein paar Wochen war sie dann soweit ihre Seite Mogul online zu stellen. Hierauf konnte nicht nur sie selbst Inhalte hochladen, sondern auch die Nutzerinnen selbst. Außerdem beinhaltete die Website die Möglichkeit Artikel up- und down zu voten. Hierdurch sollten die Nutzerinnen schnell sehen, was aktuell besonders diskutiert wird und wichtig für die Community ist.
Nach einer Woche: über eine Millionen Besucher
Pham selbst rechnete damit, dass die Website wohl circa nach zwei Jahren zum Selbstläufer werden würde. Damit täuschte sie sich aber gewaltig. Bereits nach einer Woche hatte die Website über eine Millionen Nutzerinnen. Das war im Jahr 2014. Mittlerweile ist Mogul die am schnellsten wachsende Contentseite, mit 18 Millionen Besuchern aus 196 Ländern wöchentlich.
Mogul bietet neben den Inhalten, Webinare und Mentorinnen an, die von den Nutzerinnen bezüglich jeglicher Probleme angesprochen werden können. Außerdem hat Pham einen Deal abgeschlossen der in seiner Intention und Umsetzung nicht schöner sein könnte: Für jeden Dollar, den Mogul erwirtschaftet, erhält eine bedürftige Frau von den Vereinten Nationen den Zugang zu freier Bildung. Mittlerweile konnten so 62 Millionen Frauen erreicht werden.
Mogul heißt die Website übrigens, da sie ihre Großmutter immer als Mogul gesehen hat und selber auf dem Harvard Campus als Medienmogul bezeichnet wurde. Dadurch hat sie durchweg positive Assoziationen mit diesem Namen. Eines hatte sie allerdings gestört, nämlich das der Begriff Mogul ausschließlich mit etwas Männlichen assoziiert wurde – selbst Google spuckte nur männliche Artikel zu dem Suchbegriff aus. Mittlerweile ist es Phams Plattform, die im englischsprachigen Raum bei der Suche nach „Mogul“ als erstes bei Google erscheint.
Gibt Frauen mehr Bühne
Eine wahnsinnig inspirierende Frau, die zeigt, was möglich ist, wenn man sich voll für seine Ziele einsetzt – und von der wir uns wohl alle noch eine Scheibe abschneiden können.
Eine Sache sollte hier aber auch noch erwähnt werden. Trotz Phams phänomenaler und unvergleichbaren Erfolgsgeschichte, war sie beim XING New Work Experience Event nur eine Speakerin in einem kleinen Raum, mit einem Publikum, dass bis auf vier Männer ausschließlich aus Frauen bestand. Wäre sie ein Mann gewesen, wäre sie wahrscheinlich die Eröffnungsrednerin der Hauptbühne gewesen. Lasst uns weiter daran arbeiten und einfordern, dass Frauen für ihre Erfolge die gleiche Bühne – in diesem Fall sogar wortwörtlich – wie ihre männlichen Pendanten bekommen.
Artikelbild: Chanel One News | youtube
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