Unsere Community-Autorin Caro ist seit ein paar Monaten gemeinsam mit ihrem Freund auf Weltreise. Was sie antreibt? Der Wunsch über den Tellerrand zu schauen und herauszufinden, wie sie selbst künftig leben will.
Warum mache ich eine Weltreise?
Warum diese Reise? Das hat mich irgendwie kaum jemand vorher gefragt. Warum nicht? Vielleicht lag die Antwort für viele zu nah. Eine Weltreise bedeutet eine Reise um die Welt, oder nicht? Für mich nicht. Ich mache die Weltreise nicht nur um die Welt zu bereisen, sondern vor allem um mir selber näher zu kommen.
Bevor wir losgereist sind haben wir gespart. Wir haben lange gespart. Mehrere Jahre. Und das alles nur um jetzt ein Jahr frei zu haben! Natürlich könnte man sich auch zu Hause ein Jahr frei nehmen und versuchen sich von außen zu betrachten und sich selber neu zu erfinden. Ich glaube aber, dass das in der gewohnten Umgebung schwieriger ist. Der Einfluss von Außen wäre zu groß. Man wäre nicht wirklich frei. Irgendeiner Verpflichtung muss man eigentlich immer nachkommen.
Auch auf Reisen ist nicht immer nur alles schön
Natürlich ist ein Jahr Auszeit nicht das Paradies auf Erden. Auf der anderen Seite der Welt ist das Gras nicht grüner. Das habe ich auch niemals gedacht. Es fällt mir nicht immer leicht so weit weg von unseren Familien und Freunden zu sein. Zu Hause geht das Leben auch weiter und man verpasst das ein oder andere.
Manchmal ist das Reisen anstrengend. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ein regelmäßiger Tagesablauf macht vieles einfacher und man fühlt sich wohler. Es ist leicht, jeden Morgen zur selben Zeit aufzustehen und zu wissen was einem ungefähr an dem Tag erwartet. Auf unserer Reise war bisher jeder Tag anders. Mal sind wir mitten in der Nacht aufgestanden, nur um als erstes bei einer Sehenswürdigkeit zu sein. Mal waren wir bis spät in die Nacht wach, weil wir vor lauter Ideen für eigene Projekte nicht schlafen konnten. Hinzu kommt die Zeitverschiebung. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung die es zu meistern gilt.
Unsere Beziehung wird intensiver
Was macht das viele Reisen mit einer Beziehung? Was passiert wenn man jeden Tag zusammen ist? Ich habe mich das im Vorfeld sehr oft gefragt. Schließlich es ist eher ungewöhnlich das man rund um die Uhr mit seinem Freund zusammen ist.
Ich genieße es. Es ist unglaublich schön, wie viel wir in den letzten Monaten voneinander gelernt haben. Jeder hat andere Interessen und informiert sich zu anderen Themen. Es ist spannend sich mit anderen Dingen und Sichtweisen zu beschäftigen. So tiefgründige Gespräche wie jetzt haben wir vorher nie geführt. Früher waren wir nach der Arbeit meist viel zu kaputt für ausgedehnte Gespräche über das, was uns bewegt.
Eine Festanstellung bringt mich aus dem Gleichgewicht
Während meiner Festanstellung hatte ich oft das Gefühl, dass es nur noch diesen Job in meinem Leben gibt. Die Gespräche mit den Kollegen drehten sich fast nur um die Arbeit und auch in der Freizeit habe ich oft mit meinem Freund darüber gesprochen. Mit Abstand betrachtet bedauere ich es fast ein bisschen. Damals konnte ich aber nicht anderes. Ich finde es nun unglaublich, dass mein Job mich so vereinnahmt hat. Oft habe ich nur am Wochenende abschalten können.
Die Festanstellung habe ich immer nur als Hamsterrad kennengelernt. Nie war ich wirklich frei. Umso mehr genieße ich nun jeden einzelnen Tag, an dem ich für mich entscheiden kann. Für mich gibt es kein größeres Glück als ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich passe nicht rein in diese Arbeitswelt mit festen Arbeitszeiten. Am Anfang wollte ich es noch nicht wahr haben, aber ich kriege das einfach nicht hin. Ich kann nicht akzeptieren, dass der Tag zwischen 9.00 Uhr und 18.00 Uhr nicht mir gehört.
Jetzt bin ich frei und liebe mein Leben
Ich bin unendlich dankbar, dass ich an einem Dienstagmorgen um 10 Uhr hier sitzen und all meine Gedanken aufschreiben kann. Ich bin froh, dass ich die letzten Jahre jeden Euro zurückgelegt habe um mir dieses Jahr Auszeit zu gönnen. Klar, auf das ein oder andere habe ich dabei verzichtet, aber auf diese Auszeit hätte ich niemals verzichten können. Der Abstand zu meinem „normalen“ Leben tut mir gut und ist jeden Euro wert.
Aber klar ist auch: Ohne Geld geht es nicht und ohne Arbeit kann ich nicht leben. Den Job den ich suche, den gibt es so aber nicht. Die logische Konsequenz ist also, dass ich mir meinen eigenen Job erschaffen muss. So etwas kann man nicht mal eben an einem freien Wochenende oder in einer Woche erreichen. Auch ein Vierteljahr erscheint mir dafür zu wenig. Ich nehme mir für die Kreation meines neuen Jobs ein Jahr Zeit. Das Jahr unserer Weltreise ist meine Investition in meine freie Zukunft.
Warum mache ich also eine Weltreise?
Ich will mich weiterbilden. Ich will herausfinden, wie ich nächstes Jahr arbeiten will. Ich will ein ausgeglichenes Leben. Ich will mich von niemanden stressen lassen. Reich muss ich dabei nicht werden. Ich brauche auch kein teures Auto oder andere Luxus-Gegenstände. Ich hätte gerne so viel Geld, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Das wäre schön.
Die ganzen Erfahrungen die ich nebenbei auf unserer Reise sammele sind auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben extrem wertvoll. Sie machen mich stärker und selbstbewusster, sodass ich zukünftig noch mehr auf meine eigenen Fähigkeiten vertrauen kann.
Hast du dir auch schon einmal eine Auszeit genommen? Was hat sich für dich dadurch verändert?
Dieser Artikel ist zuerst auf www.helloworldtrip.com erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.
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