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Wie Neid unseren Erfolg blockiert

Wer kennt es nicht, dieses unbestimmt nagende Gefühl, das schlechte Laune verursacht? Was viele umtreibt und selten einen Namen hat, kann ungemein beflügeln – oder aber unser Fortkommen komplett lähmen: der Neid. Wann tut er gut und wann überhaupt nicht? Und was können wir tun, um ihn für unseren persönlichen Erfolg einzusetzen?

Jeder ist neidisch

Wie bei allem im Leben haben wir selbst die Wahl, welchen Weg wir einschlagen wollen – in diesem Fall: ob wir destruktiv oder aber konstruktiv damit umgehen wollen. Dazu müssen wir das diffuse Gefühl erst einmal anerkennen, bevor es spitzzüngig macht oder zweifelhafte Instinkthandlungen nach sich zieht.

Im besten Fall lassen wir uns außerdem auf die Ursachenforschung ein und kommen zu dem Schluss, dass Neid mit dem eigenen Defizitdenken und oft einseitiger Betrachtung verbunden ist. Dann sind wir schon einmal sehr viel näher an den Bereichen, die wir uns selbst nicht zutrauen oder bei denen wir Schwierigkeiten haben, sie zu erreichen. Und damit den eigenen Wünschen und Sehnsüchten ein ganzes Stück näher.

Oder es gelingt uns, das eigene reduzierte Denken durch einen gesunden Rundumblick auszuwechseln. In einer mal mehr, mal weniger verborgenen Stube unseres Bewusstseins wollen wir doch alle geliebt, anerkannt und gut honoriert werden. Das macht den Neid so menschlich. Nur warum gönnen wir anderen nicht, was wir selbst für uns wollen? Im Kampf um den eigenen Erfolg ist sicherlich eine der stärksten Waffen, anderen auch etwas zu gönnen. Denn es gibt sie, diese Menschen die alles zu haben scheinen: Schönheit, Intelligenz, Talent, Freunde, Geld… und dann sind sie auch noch nett!

Destruktiv oder konstruktiv zu reagieren – es ist unsere Entscheidung. Vielleicht können wir bei der Begegnung mit solchen Menschen endlich unsere eigenen Stärken profilieren lernen. Die folgenden Szenarien sind eine Annäherung an den Neid, den jeder von uns für – oder gegen sich selbst verarbeiten kann.

Neid der Geschlechter

Als Stiefkind der zulässigen Gefühle wird oft unterdrückt, was Neid mit uns macht, wenn beispielsweise viele Männer im sicheren Geflecht über Jahrzehnte gewachsener Strukturen einen leichteren Aufstieg haben. Mehr Gehalt bei weniger Argumentationsnot. Die Karriere scheint einfach zu geschehen. Aber was kostet sie?

Der Neid der Geschlechter ist eine Herausforderung an den weiten Horizont, der erkennbar macht, dass (in diesem Fall) Erfolg nicht etwa ein Segeltörn – sondern mit Opfern verbunden ist. Für Männer und für Frauen. Die muss man auch bereit sein zu leisten. Und das kostet Lebenszeit.

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Der Generationenneid

Nostalgische Rückschau auf die eigene Jugend hilft wenig, wenn der Nachwuchs fitter, schneller, digitalisierter und polyglotter ist als wir Best-Ager. Tröstlich ist dagegen das Bewusstsein, dass jeder drankommen wird. Unweigerlich. Und dass nicht selten die Zeit für einen spielt: Mit zunehmenden Jahren können wir nämlich gut aussehende, gepflegte, interessante, charaktervolle und charismatische Persönlichkeiten werden.

Der Gleichgedanke – manche nennen ihn auch Trend – ist dann auf einmal weniger bedeutsam und lässt mehr Raum für Individualität und satte Lebensfreude. So betrachtet wird das Defizit an Jugend zu einem Gewinn an Lebenserfahrung. Gibt es eine bessere Triebfeder, sein eigenes bestes Selbst zu entwickeln?

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Der Neid auf Umsatz, Einkommen und Status

Der Unternehmer, der für sich selbst das Maximum anstrebt – aber seine Mitarbeiter minimal honoriert. Der angestellte Manager, der einen Dienstleistervertrag nicht verlängert, weil er befürchtet, dieser könnte mehr Jahreseinkommen generieren als er selbst an Gehalt bekommt. Solche Handlungen sind kurzsichtig – im ersten Fall zum Beispiel, weil das eigene Kundenpotenzial geschwächt wird (Mitarbeiter können nämlich außer guten Werbeträgern auch sehr gute Kunden sein). Manchmal ist es eben gut, die Dinge zu Ende zu denken.

Das ist Ihnen längst bewusst? Dann werden Sie sich auch nicht ärgern, wenn Ihr Urlaubsflieger am Service sparen muss, nachdem Sie alles daran gesetzt haben, den billigsten Flug zu ergattern … Leistungen zu honorieren hat ebenfalls mit Gönnen zu tun.

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Der Neid auf Kenntnisse, Fähigkeiten und Leistungen

Nur wer gut ist, hat Neider. Das ist die gute Botschaft. Insofern kann diese vierte Sorte von Neid auch als Kompliment betrachtet werden. Schwierig wird es nur, wenn Produkte kopiert oder Menschen diffamiert werden.

Wenn einer besser ist als man selbst, sollte man eher an sich selbst arbeiten als an der Ent-Thronung des anderen. Wahres Können ist das Ergebnis langer Wege und vieler Irrtümer. Der Stolz, der sich aber einstellt, wenn man es dann selbst geschafft hat, lässt sich nicht überbieten.

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Der Neid auf Beliebtheit und Attraktivität

Spätestens an dieser Stelle muss sich niemand mehr fragen, was das Thema in einer Stil-Kolumne verloren hat. Es kann sein, dass andere schlanker, hübscher, unterhaltsamer oder irgendwie speziell sind – es ist aber alles eine Frage des Betrachters.

Dazu kommt, dass Kontrast betont. Wenn also Ihr Kollege oder Ihre Freundin ganz andere Eigenschaften hat als Sie, ist er oder sie die perfekte Begleitung, um Ihre Züge in Szene zu setzen. Ein Trick, den viele prominente Paare perfekt beherrschen, weil sie wissen: Erst zu zweit sind wir richtig interessant!

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