Unsere Community-Autorin Sandra entdeckt mit Anfang 20 ihre Liebe zu Bier – und appelliert an Frauen in Sachen Bier: Packt es an wie mit allen männerdominierten Bereichen: Übernehmt die Macht und macht es besser!
Mein Verhältnis zu Bier
Ich bin gerne Frau. Frau sein ist toll. Besser gesagt eine scheiß Lady, denn manchmal darf sich das Damenhafte auch gern mal kurz Zigaretten holen gehen. Mode liebe ich seit meiner frühsten Kindheit. Ich erinnere mich, dass ich zur Scham meiner Mutter und stolz wie Oskar bereits in den Kindergarten mit den wildesten Outfit-Kombinationen gestakst bin: pinker Tüllrock über buntem Onesie, Kunstfellweste mit Kapuze und Pferdeschwänzchen an Sicherheitsnadel, dazu Mamas Stiefelflats und natürlich mein She-Ra-Schwert. Wenn ich zurückblicke, bin ich sehr dankbar, dass ich mich auf meine ganz eigene modische Art entfalten durfte.
Mein Verhältnis zu Bier begann sich als Teenie zu entwickeln. Schockverliebt habe ich mich jedoch erst mit Anfang 20. Da habe ich das erste Mal das ,5 a.m. Saint’ von Brew Dog getrunken. Ein Red Ale. Malzig, cremig, mit leichten Röstaromen, dunkle Früchte und dennoch ein schlanker Durstlöscher in der Kehle. Was zum Teufel ist das? Und verdammte Axt, warum lerne ich das erst jetzt kennen? Das war meine persönliche Biergeburt. Ich war fasziniert… und infiziert – ich wollte mehr von dem Zeug. Von dem GUTEN Zeug!
Mädchen, Mode und ein Bier. Eine richtig leckere Dreierkombination. Doch dieses delikate Trio hat Herausforderungen: Viele Vorurteile bei unbegrenzter Vielfalt!
An dieser Stelle möchte ich nur ganz kurz auf die Rolle der Frau in der Geschichte, Emanzipation und Entwicklung der Mode eingehen: Work in Progress. Den mickrigsten Status hat jedoch das Thema Frauen und Bier vorzuweisen. Traurig, aber wahr. Hier stehen wir noch ganz am Anfang. Daher möchte ich meinen Herzenswunsch an euch appellieren: Mädels, trinkt mehr Bier!
Nehmt den Biermarkt unter eure Fittiche und packt es an wie mit allen männerdominierten Bereichen in den letzten Jahrhunderten: Übernehmt die Macht und macht es besser!
Bier ist Inspiration!
Dabei steht Bier nicht für den reinen Konsum oder gar stumpfes Wirkungstrinken. Bier steht für unser Recht auf gute, ehrliche Nahrungsmittel. Bier steht für echte Vielfalt. Bier steht für Inspiration.
Bier wird unterschätzt. Ja, besonders von Frauen.
Bier macht nicht dick. Bier ist so gesund. Bier ist isotonisch. Ein Naturprodukt. Kann ja auch nur gesundheitsfördernd sein, denn Bier besteht zu 90 Prozent aus Wasser. Der enthaltene Hopfen wirkt anregend für Körper, Geist und Sinne. Kein Wunder, die Hopfenpflanze gehört ja auch zur Familie der Hanfgewächse. Und nicht zu vergessen ist das Allerwichtigste: Gutes Bier ist sehr sehr lecker!
Du magst kein Bier? So ein Quatsch!
Wie die meisten Deutschen denkst wahrscheinlich auch du bei Bier sofort an den herben Geschmack von Pils, der schroff wie die Landung eines unfähigen Albatros’ auf deinen Gaumen prallt. Ein gut gebrautes Pils hat definitiv seine Berechtigung. Auch wenn es häufig eben nicht gut gebraut ist. Und auch wenn es nicht jeden Geschmack trifft. Es ist immerhin der meistgetrunkene Bierstil in Deutschland. Das sogenannte Craft Beer macht gerade mal zwei Prozent des Biermarkts aus. Doch gerade hier steckt so viel Potenzial… so viel Vielfalt, so viel Geschmack!
Bier ist gleich Bier? Aber nein.
Denken wir an Mode. Seit wann ist Jacke gleich Jacke? Und nur, weil du eine schwarze Lederjacke besitzt, heißt das nicht, dass dein Kleiderschrank nicht noch eine schwarze Denim-Boyfriendjeansjacke vertragen könnte. Oder lässt du dir da von deinem Freund reinquatschen, dass Schwarz gleich Schwarz und Jacke gleich Jacke ist? Hey, wir sprechen hier von völlig anderen Materialien und damit komplett unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten. Zwei total verschiedene Welten. Eben, und genauso ist es mit dem Bier.
Es gibt so viele Bierstile über das Pils hinaus, dass ich euch vor Begeisterung eine Frikadelle damit ans Ohr quatschen könnte. Es geht hier aber nicht um mich. Es geht auch nicht um überinszeniertes Premium-Bier, fragwürdige Stammwürze-Garantien und die Erfindung des Marketing-Siegelhopfen. Es geht auch nicht um den Hype des hipstilisiertem Craft Beers und überzogene selbstbefeiernde Craftigkeit. Es geht um Menschen, die Lust auf gute Nahrungsmittel haben. Es geht um dich!
Es geht um deine Lust auf die neue Biervielfalt!
Die Kernfrage lautet also: Auf welche Geschmacksrichtungen stehst du denn sonst so?
Magst du eher bittere Drinks wie Gin Tonic oder Aperol Sprizz? Dann steig ein mit einem IPA oder einem etwas softeren, fruchtigen Pale Ale. Du bist eher der spritzig-erfrischende Saftschorlentyp? Dann ran an die Rhabarber Weisse oder ein Witbier, eingebraut mit echtem Koriander und Orangenschale. Ist Nachtisch voll dein Ding? Dann probiere unbedingt ein Chocolate Stout oder Coffee Porter.
Bier ist wie Mode. Es passt sich deiner Stimmung an.
Für jede Laune das passende Outfit, für jede Gelegenheit das richtige Bier. Also, Mädels, traut euch. Zieht euch den Schuh der Offenheit an und tollt neugierig auf der grünen Spielwiese der Bierlandschaft.
Mode und Bier – das steht auch dir!
Biervielfalt zu erleben kann so einfach sein. Und es macht sehr viel Spaß!
7 Wege zu deiner persönlichen Biervielfalt:
1. Besuche den Bierladen in deiner Stadt und lass dich beraten. In Hamburg toll: Craft Beer Store@Lagerstraße.
2. Google Brauereien in deiner Nähe und mache eine Brauereiführung. Am besten inklusive einer Verkostung verschiedener Bierstile.
3. Bestelle ein Online-Probierpaket nach Hause. Zum Beispiel eines der liebevoll zusammengestellten Pakete von beyondbeer.de
4. Braue selbst! Netter Nebeneffekt: Super Pärchen-Bärchen-Hobby und dein Freund wird dich vergöttern. Zum Beispiel mit der Braubox von Besserbrauer.
5. Nimm dir immer Zeit beim Probieren. Rieche, schmecke im Gaumen, schmecke in der Kehle.
6. Sei Gastgeber! In Gesellschaft macht Neues entdecken doch immer noch am meisten Freude: Mache ein Bier-Foodpairing und lade deine Freundinnen dazu ein.
7. …und irgendwann wirkst du erkennen: Dein Kühlschrank ist einfach nur der Kleiderschrank deines Bieres. Dann bist du angekommen.
So, ich mach `n Schuh. Ein neues Westküsten-IPA ordnern. Das schmeckt übrigens nach purem Sommer im Glas, leicht bissig, schöne Tropenfrucht. Passt zu scharfen Gerichten wie Mango-Chili-Hähnchen und optisch besonders hübsch zu Alexa Chungs „It“.
Cheers.
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