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Wir brauchen mehr digitale Empathie statt digitalen Hass

Digitale Empathie, Inspiration, Nächstenliebe und Bewunderung für andere Menschen? Das wird leider eher selten gepostet und geliked. Und genau deshalb sollten wir gleich hier und jetzt damit anfangen!

 

Auf Facebook ist schlechte Laune vorprogrammiert

Kaum scrolle ich durch die Nachrichten auf meinem Smartphone und lese die Kommentare zu Facebook-Posts, bekomme ich schlechte Laune. Wann ist das Anfachen eines Shitstorms eigentlich zu einem Hobby so vieler User geworden? In was für einer digitalen Hasswelt leben wir eigentlich? Und das Schlimme ist, oft sind es nicht mal irgendwelche fremde Menschen, deren Ignoranz uns entgegenschlägt, sondern  jemand aus dem eigenen Facebook-Freundeskreis – und gerne auch mal die, von denen man es am wenigsten erwartet.

Sie haben Kummer, Angst, Frust und tippen diese Gefühle ins Chatfenster, darauf wartend, das jemand antwortet, reagiert und sie sie loswerden können, in dem sie diese Emotionen bei anderen abladen.  Sie kommentieren Artikel und hauen uns ihren Standpunkt um die Ohren oder vertreiben ihre Hetze feige unter Decknamen. Was bewegt diese Menschen, was bewegt uns, diese Art der Auseinandersetzung miteinander zu führen? Nutzen wir Social Media vielleicht, um wirklich offen miteinander reden zu können? Können wir die Verletzlichkeit, die Teil von uns allen ist, hinter einem Textfeld besser verbergen? Unser Leben wird vom digitalen Dialog bestimmt. Immer mehr wollen sich online zeigen und mitreden. Und nicht nur mitreden, sondern auch überzeugen, die besseren Argumente haben. Also wird kommentiert, was das Zeug hält und andere User, die nicht derselben Meinung sind, werden beschimpft und beleidigt.

Was machen wir mit so viel Hass und Angst?

Es ist leicht, sich von der Informationsflut im Netz wegreißen zu lassen und gerade deswegen müssen wir noch besser lernen zu selektieren, zu reflektieren und vor allem, uns von Negativem zu befreien. Was also tun mit so viel Hass und Angstverbreitung? Ausschalten? Ja, manchmal muss man das innerlich. Man muss sich davon distanzieren können, ohne gleich auf die Nutzung von Sozialen Medien verzichten zu müssen. Schliesslich sind die ja nicht nur ein Ort für Hass, sondern auch oft sehr nützlich – und wir leben in einer Zeit, in der ein Leben
ohne Soziale Medien – jedenfalls für mich – undenkbar ist.

Das Paradoxe an unserem digitalen Zeitalter: Immer mehr Menschen
„verbinden“ sich mit anderen online (42,9 % der Deutschen sind Facebook-User; Quelle: GlobalWebIndex 2015), die „Gefühlsverbundenheit“ aber, bleibt immer mehr auf der Strecke.

Mehr noch, manchmal meint man gar, in einem Zeitalter der Gefühlskälte zu leben – und die trifft die einen mehr, die anderen weniger. Gerade Menschen mit Migrationshintergrund, Geflüchtete und Minderheiten brauchen leider ein deutlich dickeres Fell, als viele andere. Aber selbst, wenn man nicht persönlich betroffen ist, geht uns dieser Hass alle etwas an. Aber wie soll man reagieren? Sollte man besser stillhalten? Vielleicht ist das in manchen Fällen sogar das Beste. Leider ist es als mitfühlender Mensch nicht einfach, vorzugeben, dass der digitale Hassstrom die eigenen Gefühle nicht angreift – selbst wenn man nicht persönlich betroffen ist. Aber die üblen Kommentare ständig zu kommentieren,
 zu lesen und zu teilen, das führt letztlich auch nur zu einem: mehr Aufmerksamkeit für die negativen Inhalte. Und damit erreichen Hass- und Angstprediger dann genau das, was sie wollen.

Wie wir den Hass in etwas Positives umwandeln können

Wie kann man ihnen also entgegentreten, mit ihnen umgehen? Sie zum Umdenken zu bewegen, wird leider sehr schwer. Aber um uns selbst von diesem negativem Flow zu befreien, hilft nur, dass man eine gewisse Verständnis für ihre Dummheit und Engstirnigkeit zeigt. Ja richtig, gelesen! Wir müssen den Spieß umdrehen – genauso wie bei der Kinderschokoladen-Aktion mit Bildern von Kindern mit Migrationshintergrund #cuteSolidarity oder dem Nationalspieler Boateng als #Nachbarn.

Was mit der Verbreitung von digitalem Hass in Form eines Shitstorms so schnell möglich ist, müsste doch auch mit einem „Beautystorm“ durch digitaler Empathie möglich sein?

Warum starten wir nicht einfach damit, Positives, Inspiration, Nächstenliebe und Bewunderung für andere Menschen öfter zu posten und zu liken? Wir sollten gleich hier und jetzt damit anfangen!  Tue was Gutes und rede darüber! Und vor allem: tue anderen Gutes! Suche nicht immer nach dem Schlechten, sondern nach Erfolgsstories, berührende Begegnungsgeschichten und Dingen, die dich inspirieren! 

Denn was ist das für ein Gefühl, wenn du dich von Negativem befreist und dich auf Positives konzentrierst? Bist Du dann nicht glücklicher? Teile schöne Momente von dir und anderen, aber auch weniger schöne Momente, wo du Empathie und Solidarität von anderen herausforderst. Denn genau dann, kann das Netz wieder zu einem guten Ort werden.

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