Foto: AJ Garcia | Unsplash

Frauen, die uns 2017 ganz besonders beeindruckt haben

Man muss sich nur umschauen und findet sie überall: tolle, inspirierende Frauen. Und diese haben uns im Jahr 2017 ganz besonders beeindruckt.

 

Frauen, Vorbilder, Inspiration

Überall sehen wir Frauen, die mit ihrem Tun und Wissen großartige Dinge bewegen, die Spielregeln neu erfinden, Vorbild und Motivation zugleich sind. Auch im Jahr 2017 haben wir wieder viele von ihnen entdeckt und vorgestellt, und einige sind uns ganz besonders in Erinnerung geblieben.

Kristina Hänel, Ärztin

Bild: Bundestagsfraktion Bündnis die Grünen | Flickr | CC by 2.0

In Deutschland ist es für Ärztinnen und Ärzte immer noch verboten, „Werbung ” für Schwangerschaftsabbrüche zu machen. Geregelt  ist das in Paragraph 219a des Strafgesetzbuches. In der Realität bedeutet das aber auch, dass man schon für das Wort „Schwangerschaftsabbruch” auf der eigenen Webseite angeklagt und verurteilt werden kann. So ging es der Gießener Ärztin Kristina Hänel, die sich seit Jahren für das Informationsrecht von Frauen einsetzt. Im November wurde sie von einem Gericht in Gießen zu 6.000 Euro Strafe verurteilt, weil man sich auf ihrer Webseite über Schwangerschaftsabbrüche informieren kann. Kristina Hänel startete eine Petition, löste eine Welle der Solidarität aus und hat der Debatte um die Rückständigkeit des Abtreibungsparagraphen neuen Aufschwung geben – im Bundestag bewegt sich etwas- Wir hoffen, dass wir Kristina Hänel 2018 als die Frau feiern können, die am Anfang vom Ende des Paragraphen 219a stand. Bis dahin sagen wir schon einmal „Danke”. Im November haben wir über Hänels Fall berichtet.

Die „Silence Breaker“ von #Metoo

Bild: Times Magazin

Im Oktober diesen Jahres begann mit den Enthüllungen zu den sexuellen Übergriffen des US-Produzenten Harvey Weinstein und einem Twitter-Aufruf der Schauspielerin Alyssa Milano, die eigenen  Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt und Übergriffen unter dem Hashtag #Metoo eine Bewegung, die bis heute nicht aufzuhalten ist. Nun wurden die Frauen und Männer, die hinter dieser Bewegung stecken, die „Silence Breaker“ von #Metoo vom Times Magazine zu den Personen des Jahres gekürt. Darunter Alyssa Milano, Schauspielerin Ashley Judd, Sängerin Taylor Swift, Softwareentwicklerin Susan Fowler, aber auch – und ganz wichtig – die Aktivistin Tarana Burke, die den Hashtag #Metoo vor bereits über einem Jahrzehnt ins Leben rief, um damit auf sexualisierte Gewalt aufmerksam zu machen. Die Debatte ist noch lange nicht am Ende.

Fränzi Kühne, Gründerin von TLGG

Bild: Max Threlfall

Fränzi Kühne ist nicht nur Digitalexpertin und Co-Gründerin der sehr erfolgreichen Berliner Agentur TLGG, sondern auch seit diesem Jahr, mit 34 Jahren, die jüngste Frau in einem Aufsichtsrat eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland – nämlich bei Freenet. Eine gute Wahl, die mehr Diversität in diese Gremien bringt und wir sind schon sehr gespannt, wie sie dort mitgestalten wird. Welche Chancen, aber auch Herausforderungen sie in der Digitalisierung sieht und wie sie in ihrem eigenen Unternehmen Recruiting-Prozesse gestalten, darüber haben wir vor kurzer Zeit mit ihr gesprochen.

Angie Thomas, Schriftstellerin

Bild: Random House | Verena Otto

Die Wahrscheinlichkeit, in den USA durch Polizeigewalt zu Tode zu kommen, war im letzten Jahr für junge, dunkelhäutigen Männer neunmal so hoch, wie für den Rest der amerikanischen Bevölkerung. Was für viele Teile der nicht-weißen Bevölkerung der USA seit Jahren bittere Realität ist, findet in großen Teilen der Welt meist nur dann Beachtung, wenn Proteste vor Ort zu gewaltätigen Ausschreitungen führen – und in vielen Fällen, kommt es nicht einmal zu Verurteilungen der schuldigen Polizisten – eine Ungerechtigkeit, die 2013 die Bewegung „Black Lives Matter“ hervorrief und unter dem gleichnamigen Hashtag in den sozialen Netzwerken verbreitete. Die amerikansiche Schritstellerin Angie Thomas nimmt sich in ihrem Debutroman „The Hate U Give“ dem Thema an und hat einen Jugendroman geschrieben, der einen Einblick in die Lebenswelt vieler dunkelhäutiger Jugendlicher in den USA schafft und mehrere Wochen an der Spitze der New York Times Bestsellerliste stand. Wir haben mit ihr während eines Berlin Besuches über ihr Buch gesprochen.

Sandra Schulz, Journalistin und Autorin

Bild: Katrin Probst Photography

Sandra Schulz ist Mutter einer schwerbehinderten Tochter. Dass Marja mit einer Behinderung und Fehlbildungen auf die Welt kommen würde, hat Sandra Schulz während ihrer Schwangerschaft erfahren. Plötzlich stand sie vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens. Und genau darüber hat die Journalistin ein schonungslos ehrliches und berührendes Buch geschrieben. Über die Chancen und Risiken der Pränataldiagnostik, Inklusion und ihren Alltag mit Marja haben wir im September mit Sandra Schulz gesprochen.

Iris Bohnet, Professorin

Bild:  Christian Dancker

Iris Bohnet lehrt und forscht in Harvard. Die Frage mit der sie sich beschäftigt ist eine der wichtigsten unserer Zeit: Wie können wir gerechte Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt schaffen? Das Tolle: Die Professorin hat durch ihre Forschung handfeste Antworten auf diese Frage gefunden und diese in ihrem Buch „What works. Wie Verhaltensdesign die Gleichstellung revolutionieren kann“ zusammengefasst. Wir haben im November mit ihr über das optimale Bewerbungsverfahren, den Abbau von Rollenbildern und ihre Abneigung gegen Bewerbungsgespräche gesprochen. Hier gehts zum Interview.

Esther Mauersberger, Fotografin

Bild: Esther Mauersberger

Esther Mauersberger ist Geburtsfotografin und zweifache Mutter. Als sie erneut schwanger wurde, hat sie sich allerdings entschieden, abzutreiben – und die Tage nach ihrem Entschluss in einer intimen Bilderstrecke auf ihrem Instagram-Account festgehalten. Diese Bilder geben einen Einblick ins Esthers Gefühlwelt und zeigen, dass sie für sich die richtige Entscheidung getroffen haben. Schwangerschaftsabbrüchen sind immer noch mit einem verurteilenden Stigma behaftet. Über dieses Stigma, gesellschaftliche Rollenbilder und die Reaktionen auf ihre Fotostrecke haben wir mit Esther im Oktober gesprochen.

25 Frauen, deren Erfindungen unser Leben verändern

Bild: Redaktion

Auch dieses Jahr haben wir unseren „25-Frauen-Award” verliehen. Ausgezeichnet wurden dieses Mal 25 Frauen, deren Erfindungen unser Leben verändern. Und was sollen wir sagen? Diese 25 Frauen, aber auch die 50 Nominierten und die zahlreichen vorgeschlagenen Frauen, haben uns wieder einmal umgehauen. 25 Frauen, deren Ideen jetzt und in Zukunft maßgeblich daran beteiligt sind, unser Leben im Positiven zu verändern. Es sind Wissenschaftlerinnen, Entwicklerinnen, Gründerinnen, Künstlerinnen und freischaffende Frauen, die nachhaltige Konzepte entwerfen, um unsere Industrie grüner zu machen, oder Ideen, wie wir unsere Meere vom Plastik befreien können, die Krankheiten etwas entgegensetzen oder leichter heilbar machen, die uns besser mit einander vernetzen, Hilfsangebote schaffen, neue Technologien entwickeln und unser Wissen schlichtweg erweitert haben. Hier erfahrt ihr mehr über die Frauen.

Kimberly Drew, Kuratorin, Autorin und Social Media-Managerin

Bild: Naima Green

Kimberly Drew ist gerade einmal 25 Jahre alt, und doch kennt man sie schon in  der Kunstwelt und für ihre Arbeit als Social Media-Managerin für das „The Metropolitan Museum of Modern  Art“ in New York. Mit ihrem Blog  „Black Contemporary Art“ hat sie eine der einflussreichsten digitalen Plattformen
für afrikanische und afroamerikanische Kunst weltweit geschaffen und sie saß in diesem Jahr für die Berlinale Shorts in der Jury. Kein Wunder also, dass wir sie Anfang des Jahres treffen mussten, um über ihre Projekte und ihren Werdegang zu sprechen. Hier findet ihr das Interview.

Melanie

Bild: Privat

Melanie ist eine von 84.700 Menschen in Deutschland, die HIV-positiv sind. Mit 24 Jahren bekam sie die Diagnose – und stellte schnell fest, wie wenig sie selbst, aber auch die Gesellschaft über die Krankheit und die Möglichkeiten, mit ihr zu leben wissen. Deshalb war es ihr ein Anliegen bei uns im Interview öffentlich über ihre Krankheit zu sprechen, um so auch Aufklärungsarbeit zu leisten. Wir freuen uns sehr über Melanies Mut, dass sie diesen Schritt bei uns gegangen ist und damit dem Stigma, das noch immer an der Krankheit haftet, ein starkes Zeichen entgegensetzt. Hier könnt ihr das Interview mit ihr lesen.

Elisa Goodkind und Lily Mandelbaum, Gründerinnen von StyleLikeU

Bild: Stylelikeu

Nicht weniger als die Revolution unseres Schönheitsideals haben sich Elisa Goodkind und ihre Tochter Lily Mandelbaum vorgenommen – und damit unser Herz dieses Jahr immer wieder aufs Neue im Sturm erobert. Auf ihrer Plattform StylelikeU porträtieren sie wunderschöne Menschen, die aber selten dem gängigen Ideal entsprechen. Sie zeigen diese Menschen in all ihrer Verletzlichkeit und machen sie genau dadurch stark. Wie großartig das ist, war auch im Juli in Berlin zu spüren, wo wir die beiden getroffen haben.

Kirsten Becken, Fotografin

Bild: Kirsten Becken

Wie bricht man in der eigenen Familie das Schweigen über traumatische Erlebnisse? Genau mit dieser Frage musste sich die Fotografin Kirsten Becken auseinandersetzen, als sie sich künstlerisch mit der Psychose ihrer Mutter beschäftigte. In diesem Prozess fand sie nämlich heraus, dass der Ursprung der Erkrankung ihrer Mutter in einer Missbrauchserfahrungen in der Vergangenheit lag. Die Fotografin hat das Schweigen in ihrer Familie gebrochen und hilft nun durch ihre Erfahrungen anderen Menschen dabei, einen Dialog zu starten. Uns hat Kirsten dieses Jahr erzählt, wie das gelingen kann und wie sich aus diesen negativen Erlebnissen etwas Kraftvolles entwickeln kann.

Frau Hölle, Lettering-Queen

Bild:  Anija Schlichenmaier

Erst 2014 entdeckte Tanja Cappell ihre Leidenschaft für Stift, Papier und schöne Buchstaben, das sogenannte „Lettering”. Heute, nur knapp drei Jahre später, hat sie als Frau Hölle 70.000 Follower bei Instagram, konnte ihren Job als Produktmanagerin bei Burda aufgeben, gibt regelmäßig Lettering-Workshops, die schon nach wenigen Stunden ausverkauft sind und ist seit August auch noch Autorin. Sowas nennt man wohl einen Senkrechtstart, ziemlich beeindruckend. Die Frage, die bleibt: Wie macht die 32-Jährige das nur alles? Genau darüber haben wir mit ihr Anfang August im Interview gesprochen.

Erika Lust, Filmproduzentin

Bild: Erika Lust Films

Erika Lust dreht ethisch produzierte Pornos mit einem feministischen Anspruch. Wie dringend genau das gebraucht wird, weiß jeder, der sich schon einmal einen gängigen Porno angeschaut hat. Sie revolutioniert den Markt und hat sich bei uns auch mit einem starken Statement zu #Metoo zu Wort gemeldet. Ihr Engagement geht aber noch weiter: Als Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern hat sie sich mit der Frage beschäftigt, ob Aufklärung und Pornos zusammengehören – und eine klare Antwort gefunden: Ja. Ihr neuestes Projekt, „The Porn Conversation”, soll Eltern und Schulen helfen, aufzuklären. Darüber, wie das konkret aussehen kann, haben wir im Juli mit Erika Lust gesprochen.

Melisa Karakuş, Gründerin Renk

Bild: Renk Magazin

„Renk” ist das erste deutsch-türkische Magazin für Kunst und Kultur. Gegründet hat es die deutsch-türkische Grafikdesignerin Melisa Karakus. Das war 2013. Mittlerweile arbeiten mit ihr rund 40 Ehrenamtliche daran, Klischees über Deutsch-Türken auf kreative Weise zu zerstören. Seit Ende März 2017 ist „renk”, was auf Türkisch „Farbe” bedeutet, online. Wir sind ziemlich begeister und haben im April, nach dem Launch, mit Melisa darüber gesprochen, wie die Gründung des Magazins sie verändert hat und warum mehr Frauen, diesen Schritt wagen sollten.

Monika Hauser, Gründerin Medica Mondiale

Bild: Elissa Bogos | Medica Mondiale

Seit mehr als 20 Jahren setzt sich Monika Hauser mit ihrer Organisation Medica Mondiale für kriegstraumatisierte Frauen ein. Wegen ihres beeindruckenden Engagements war sie 2016 eine der „25 Frauen, die unsere Welt besser machen”. Die Gynäkologin und Frauenrechtlerin hilft Frauen überall auf der Welt, ihre Erlebnisse zu verarbeiten, sich aus patriarchalen und unterdrückenden Verhältnissen zu befreien und durch eigene Projekte unabhängig zu werden. Monika Hauser und ihre Organisation haben viel erreicht, aber, auch das weiß Hauser, der Weg ist noch weit. Über unhaltbare Zustände, die Ignoranz der Politik und die Zukunft, die Frauen und Mädchen in ehemaligen Kriegsgebieten für sich selbst schaffen, haben wir mit Monika Hauser im März gesprochen.

Corinna Milborn, Journalistin

Bild: Werbeplanung.at Summit 11 |Bernhard Bergmann | Flickr | CC by 2.0

Als Frau, die in der Öffentlichkeit steht, ist es leider fast Alltag, sexistische Kommentare im Netz zu bekommen. Umso wichtiger ist es, nicht müde zu werden, sich dem entgegenzustellen und wiederum darüber zu reden, dass das keine Normalität bleiben darf. Genau das machte die österreichische Journalistin Corinna Milborn Anfang des Jahres, als sie der Extremsportler Felix Baumgartner auf Facebook denunzierte und löste damit eine wichtige Debatte aus. Stark! Was genau passierte, könnt ihr hier nachlesen.

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