In den USA wird Ivanka Trump mittlerweile als Powerfrau, Schönheitsideal und Übermutter gefeiert. Jetzt bekommt sie auch noch ein eigenes Büro im Weißen Haus. Wer genau ist die Tochter des US-Präsidenten?
Frauen, die arbeiten
Das wird sicher ein Bestseller. „Women Who Work – Rewriting the Rules for Success“ von Ivanka Trump soll im Mai erscheinen. Mit „Frauen, die arbeiten” wäre die Botschaft der First Daughter der USA wörtlich übersetzt. Das gleichnamige Netzwerk, dem sie angehört, will Frauen zu ambitionierter Karriere und gleichzeitig erfülltem Leben inspirieren. Inwiefern Ivanka wirklich dafür steht analysiert Arvid Kaiser von unserem Partner Manager Magazin.
Etwas ironisch ist der Titel, weil Trump auf absehbare Zeit gar keine Arbeit hat – zumindest keine bezahlte. Aus der Führung des familieneigenen Immobilienkonzerns hat sie sich zugunsten der Brüder Eric und Donald Jr. zurückgezogen. Die strauchelnde Mode- und Schmucklinie, die ihren eigenen Namen trägt, hat sie in andere Hände gegeben. Im Weißen Haus bekommt sie zwar ein Büro, aber keinen Posten. Identifikationsfigur für die moderne Frau: die Tochter von Donald.
Ein Platz an der Sonne
Als Anhängsel eines starken Mannes wäre Ivanka Trump aber sträflich unterschätzt. Nicht nur die erste Riege der deutschen Wirtschaft um Siemens-Chef Joe Kaeser und BMW-Kollege Harald Krüger schaute sich um, als die First Daughter den besten Platz beim Roundtable zum Staatsbesuch in Washington bekam: gleich neben der Kanzlerin.
Ivanka Trump | Instagram
„I had the privilege“, läutet sie ihren Instagram-Post dazu ein. In dem Fall passt die Floskel: Ivanka Trump genießt ein beispielloses Privileg, aus Gnade der Geburt im Zentrum der politischen und wirtschaftlichen Macht zu sitzen. Auch in anderen Business-Runden mit dem Präsidenten war Ivanka stets prominent dabei. Offensichtlich geht sie weit darüber hinaus, die durch den Wahlerfolg ihres Vaters gewonnene Prominenz zur Promotion für ihre Produkte zu nutzen.
Augen und Ohren des Präsidenten
Fast schon egal, dass „der Präsident der Vereinigten Staaten jeden Interessenkonflikt haben darf, den er will“, wie Donald Trump der “New York Times” ins Stammbuch schrieb. Regeln gegen die Beschäftigung naher Angehöriger gibt es für die US-Regierung, aber die gelten laut Justizministerium nur für Ministerien.
Ohnehin scheint Ivanka Trump kaum noch daran interessiert, Luxusschmuck oder -apartments zu verkaufen. Dass ein Appell wie „Kauft Ivankas Sachen“ aus dem Weißen Haus kommt, wenn Kaufhausketten ihre Accessoires aussortieren – fast schon egal angesichts ihrer Ambitionen.
Als „Augen und Ohren des Präsidenten“ beschreibt ihre Anwältin Jamie Gorelick laut „Politico“ die Rolle, die Ivanka Trump im West Wing erfüllen soll. Dazu gehöre auch „weitreichender Rat“ zu allen möglichen Fragen, also nicht nur den soften Empowerment-Themen wie die duale Berufsausbildung, um die es beim Treffen mit den Deutschen ging. Im Klartext: Donald Trump traut niemandem so sehr wie der eigenen Tochter, und die soll ihn nun durch die Weltpolitik führen. „Das ist sehr wichtig für mich, das ist sehr wichtig für meine Tochter Ivanka“, lautet so ein Schlüsselsatz, um das Handeln des mächtigsten Mannes der Erde zu erklären.
Ivanka als Hoffnungsschimmer?
Das könnte für manche liberalen Trump-Gegner ein Hoffnungsschimmer sein. Ivanka Trump, die schon im Wahlkampf von Anfang an eine zentrale Rolle spielte, brachte es fertig, auf dem Parteitag der Republikaner bezahlten Mutterschutz und gleiches Gehalt für Frauen zu fordern. Gemeinsam mit Ehemann Jared Kushner – der auch offiziell im Weißen Haus eine führende Rolle hat – wirkte sie auf ihren Vater ein, die USA sollten sich nicht vom Klimaschutz verabschieden.
Ivanka Trump | Instagram
Beide drängten, der Staat solle Unternehmen nicht von eigenen Diversitätszielen abhalten. Und Ivanka fand sich sogar zu einer Würdigung von Immigranten mit Kanadas Premier Justin Trudeau ein, während ihr Vater die Einladung ausschlug.
Das Power-Paar
Das Power-Paar, das auch schon für demokratische Politiker Spendendinners abhielt, und dessen Verbündete aus New Yorker Finanzkreisen werden laut „Washington Post“ vom nationalistischen Machtzentrum der Trump-Regierung um dessen Chefberater Steve Bannon als „die Demokraten“ denunziert.
Doch an Ergebnissen gemessen, scheinen die Kushners gegen Bannon und Co. kaum etwas auszurichten- und es auch gar nicht unbedingt zu wollen. Ivanka Trumps familienpolitische Ansätze haben es nicht ins Regierungsprogramm geschafft.
Ivanka Trump | Instagram
Umso wichtiger wird die Vorbildrolle, die sie dank der öffentlichen Aufmerksamkeit einnimmt. Und wie sie die einnimmt, passt perfekt ins konservative Bild – allen feministischen Beiklängen zum Trotz.
Frauen, die funktionieren
„Women Who Work“ ließe sich auch als „Frauen, die funktionieren“ übersetzen, wie der Klappentext zeigt: „Multidimensional“ soll die moderne Frau demnach sein, also alles zugleich: „Managerin und Unternehmerin, aber auch – und genauso wichtig – Ehefrau, Mutter, Tochter und Freundin“.
Ihren Adeptinnen will Ivanka Trump beibringen, so zu sein wie sie: „Arbeitende Frauen können Konferenzen leiten und für Marathons trainieren. Wir können kochen lernen und programmieren lernen. Wir inspirieren unsere Angestellten und unsere Kinder.“
Ivanka Trump | Instagram
Vorteile in Nachteile umdeuten
Ein ziemlich anspruchsvolles Programm. Aber in der Trump-Ära könnte das zur gesellschaftlichen Norm werden. Ihr könnt alles schaffen, heißt implizit auch: Ihr müsst. Unabhängig von der Frage, wie viele Frauen überhaupt die Ressourcen haben, in jeder Lage perfekt zu sein.
In einer Rezension des vorigen Ivanka-Buchs „The Trump Card“ beschreibt „The New Yorker“, wie Ivanka Trump mit dem Ratgeber-Problem umgeht: „Was kann eine mit Silberlöffeln geborene Frau Leuten beibringen, die an ihren Schreibtischen mit Plastikgabeln Salat essen?“. Tatsächlich versuche Trump das Kunststück, sich mit ihren Leserinnen gemein zu machen, indem sie all ihre angeborenen Vorteile in Nachteile umdeute. Was habe sie sich anstrengen müssen, um trotz des großen Namens und des vielen Gelds im Leben voranzukommen!
Dann müssen wir eben dem Leibwächter Limonade verkaufen
Eine Anekdote treibt die Klage auf die Spitze. Im Gegensatz zu anderen Kindern sei es Ivanka und ihren Brüdern verwehrt geblieben, einfach auf der Straße Limonade verkaufen zu können. Da hätten sie sich eben damit beholfen, ihrem Leibwächter, dem Chauffeur und den Hausmädchen deren Kleingeld abzuknöpfen. Jede kann es schaffen – frau muss sich nur zu helfen wissen.
Das Instagram-Profil mit derzeit 3,3 Millionen Abonnenten ist voller perfekter Bilder von Ivanka, stets mit makellosem Make-up, konzentriertem Blick und ausgewählter Garderobe, adrettem Ehemann und mindestens ebenso adretten drei Kindern, die von einem perfekten Set zum nächsten jetten – nun eben mit der „Air Force One“. Es sieht aus wie eine Parodie der „Rich Kids of Instagram. Aber es ist ernst gemeint.
Die Marke Ivanka
Laut „USA Today“ ist Ivanka Trump, die in ihrer Jugend als Model arbeitete, durch ihre Präsenz zur Stilikone avanciert. Schönheitschirurgen erhielten zunehmend Anfragen von Frauen, die so aussehen wollten wie Ivanka. Die erfolgreiche Frau von 2017 trägt künstliches Lächeln.
Was auch immer die Trump-Präsidentschaft politisch bewirkt, die Marke Ivanka wird stärker. Und das scheint auch das entscheidende Ziel der 35-Jährigen zu sein, unabhängig von vergänglichen Überzeugungen oder Geschäftsinteressen. Sie stärkt sich für den eigenen Erfolg, dessen Form noch unbekannt ist.
Trump-Kritiker haben ihre wohlwollende Haltung gegenüber dessen weiblicher Entourage inzwischen aufgegeben. Scarlett Johansson spielte in einem neuen Spot für die Satiresendung „Saturday Night Live“ Ivanka Trump als Werbefigur für ein Parfum namens „Complicit“. Mitschuldig also – „für die Frau, die das alles hätte stoppen können“. Sie wollte nur nicht.
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Artikelbild: David Shankbone | flickr | CC by 2.0
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