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Produktivere und glücklichere Mitarbeiter – es könnte so einfach sein!

Das renommierte Massachusetts Institute of Technology hat eine Technik entwickelt, seine Mitarbeiter glücklicher und gleichzeitig produktiver zu machen – ohne dafür einen Dollar auszugeben. Wir wollen natürlich wissen, wie das funktioniert?

 

Was bringt dem Team den Motivationskick?

Klar, welcher Chef und welche Chefin wünscht sich nicht manchmal, das eigene Team würde produktiver arbeiten, mehr Motivation zeigen, weniger schluffig an die neuen Aufgaben rangehen? Aber, wie immer die große Preisfrage: Wie stellt man das an, ohne groß investieren zu müssen, denn Geld ist je meistens keins da für teure Motivationsworkshops und ähnlichen Kram. Oder einen Bonus in Aussicht stellen? Eine Tischtennisplatte aufstellen? Einmal in der Woche kostenlos Yoga im Büro anbieten?  Mitgliedschaft im Fitness-Studio? Was das alles kostet!

Aber es gibt Hoffnung für alle klammen (und knickrigen) Unternehmen! Das „Executive Education Program“ der Sloan School of Management am renommierten Massachusetts Institute of Technology hat kürzlich eine völlig kostenlose und sehr simple Methode, Mitarbeiter zu motivieren, ausprobiert, und die vielversprechenden Ergebnisse auf dem Blog der Harvard Business Review vorgestellt. 

Und, was ist das Geheimnis?

Ganz einfach: Das Angebot an die Mitarbeiter, ihre Arbeitszeit künftig völlig frei und nach eigenen Wünschen gestalten zu können – also die freie Entscheidung, wann gearbeitet wird – und wo. Der MIT-Dekan Peter Hirst erklärt das Programm in vier Punkten so:

– alle Mitarbeiter werden ermutigt, mindestens zwei bis drei Tage pro Woche woanders zu arbeiten und nicht im Büro.

– für den Mittwoch gilt: Arbeiten vom Büro aus, falls möglich.

– keiner muss strikt Nine-to-five arbeiten, aber man sollte die gängigen Geschäftszeiten im Blick haben und nicht von anderen erwarten, dass sie sich an die eigenen, individuellen Arbeitszeiten anpassen.

– niemand sollte den Druck verspüren, ständig erreichbar sein zu müssen.

Klingt gut! Dieses Programm jedenfalls wurde in einer sechsmonatigen Testphase ausprobiert – und dann geschaut, welchen Einfluss das Angebot auf die Mitarbeiter hatte und wie es funktionierte. Das Ergebnis: Laut dem Dekan ein voller Erfolg auf verschiedenen Ebenen. Zum einen – und das ist nicht sonderlich überraschend – sank das Stress-Level jener Mitarbeiter erheblich, die sie sich die aufwändige Pendelei an den Arbeitsort dank der neuen flexiblen Regelungen mehrmals pro Woche sparten.

Auch die Produktivität der Mitarbeiter war gestiegen – was an einem Ort wie Boston, mit oft ungünstigen Wetterbedingungen, auch damit zu tun haben kann, dass durch die Arbeit von zu Hause aus der wetterbedingt oft zähe Weg zur Arbeit wegfiel. Aber das MIT kann sich hier auf diverese Studien berufen, die schon früher herausgefunden haben, dass flexible Arbeitszeiten (bezüglich Zeit und Ort) Mitarbeiter tatsächlich dazu motivierten, mehr zu arbeiten, nicht weniger. Eine Studie aus dem Jahr 2014 fand heraus, dass ein Drittel der Firmen, die ihren Mitarbeiter flexible Arbeitszeiten ermöglichten hatten, mit weniger Krankmeldungen und Fehlzeiten zu kämpfen hatten.

Und, laut Hirst der überraschendste Effekt der neuen Maßnahmen: Das Vertrauen der Mitarbeiter stieg stark an. Die neuen Maßnahmen waren für die Mitarbeiter offenbar ein Signal: Mir wird vertraut, man hat nicht das Gefühl, man müsse mich kontrollieren. „Man vergisst leicht, dass das traditionelle Verständnis von Arbeitszeit, also etwa feste Bürozeiten, oft mangelndes Vertrauen in die Fähigkeit der Mitarbeiter, ihren Job zu erledigen, suggeriert“, sagt Hirst. Fast zwei Drittel der MIT-Mitarbeiter, die an dem neuen Arbeitszeit-Modell teilgenommen hatten, berichteten von mehr Vertrauen und mehr Respekt.

Es scheint also gar nicht so schwer zu sein, sein Team zu motivieren, ohne dafür Geld in die Hand nehmen zu müssen – die Möglichkeit, flexibler zu arbeiten, kann theoretisch jeder seinen Mitarbeitern ohne viel Aufwand bieten. Rätselhaft bleibt, warum das in Deutschland bis heute so wenige Unternehmen wirklich umsetzen.


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