Foto: Jana Zieseniß

Warum ich das Reisen (manchmal) hasse

Was das Reisen mit unserem Partner gemeinsam hat und was Jana neben Roaming-Gebühren, der Ritze in Hotelbetten, Packen und unverschämten Taxifahrern noch so alles am Reisen nervt, verrät sie uns in ihrer aktuellen Kolumne. Weil meckern einfach manchmal gut tut!

 

Reisen macht nicht immer Spaß 

Mit dem Reisen verhält es sich manchmal wie mit unserem Partner. So sehr wir ihn lieben, so sehr gehen uns manchmal diese Kleinigkeiten auf die Nerven. Muss er immer die Socken rumliegen lassen? Muss sie ständig auf ihr Handy schauen, um ihren Instagram Feed zu aktualisieren? Und schon wieder konnten wir nachts nicht einschlafen, weil er seelenruhig einen ganzen Wald absägen musste (Übereinstimmungen mit realen Personen sind rein zufällig). Gerade wenn man einen schlechten Tag hat, können einen solche Dinge manchmal echt zur Weißglut bringen. Und irgendwie ist es mit dem Reisen doch genauso. Oder gibt es auch nur eine Person auf der Welt, die tatsächlich GERNE ihren Koffer packt? Also ich kennen jedenfalls niemanden!

Fakt ist, so sehr ich das Reisen liebe, so sehr gehen mir auch diese kleinen Dinge auf die Nerven, die mir jedes Mal erneut das ein oder andere graue Haar einbringen. Und bevor es im nächsten Artikel wieder um die schönen Seiten des Reisen geht, lasse ich heute mal alles raus und meckere ordentlich über Dinge, die ich am Reisen einfach hasse.

„War da nicht noch was?“ – das Gefühl etwas vergessen zu haben

Jeder, der schon mal mit mir auf Reisen war, weiß es: Ich bin ein kleiner
Chaot. Die liebste Funktion an meiner Apple-Watch ist der „iPhone suchen“-Knopf. Und wenn ich beim Aufbruch gerade mal nicht Handy, Speicherkarte, Akku, Portmonee oder anderes suche, ist etwas faul. Besonders schlimm, wenn besagte Dinge gleich ganz zu Hause bleiben. Wie kürzlich auf Korsika mein Laptop. Das ist mir allerdings davor echt noch nie passiert. Eine Woche
ohne Laptop – für mich als Selbstständige ein Megadrama. Naja sei’s drum, ich hab die Woche überlebt. Aber genau solche Situationen sind es, die mir vor jeder Reise das Gefühl geben: Du hast etwas vergessen. Manchmal fallen mir auch so Dinge wie Visum, Impfung etc. erst einen Tag vor der Reise ein. Toi toi toi, bis jetzt gab es noch keine großen Probleme, aber das dumpfe Gefühl im Magen vor jeder einzelnen Reise bleibt. Und es nervt!

Packen – der Endgegner

Ich hatte es eingangs schon erwähnt: Gibt es auf dieser Welt einen Menschen, der das Packen vor einer Reise nicht hasst? Ich dachte immer mit jeder Reise
wird es einfacher, aber Pustekuchen. Naja ein bisschen einfacher vielleicht schon. Aber schöner wird es dadurch auch nicht. Meistens packe ich auch viel zu spät am Abend vor der Reise und wenn ich dann feststelle, dass die Lieblingshose gerade in der Wäsche ist, werden auch gerne mal nachts noch Waschmaschine und Trockner angeschmissen. Und wie oft habe ich die Lieblingsteile letztendlich noch nass in einer Plastiktüte eingepackt, um sie am Zielort dann im Hotelzimmer zum Trocknen aufzuhängen. Übrigens mindestens genauso nervig: das ständige Packen auf Roadtrips. So sehr ich die liebe, aber das morgendliche Packen ist einfach mega ätzend. Ein Grund mehr nur mit Handgepäck zu reisen – denn dann hält sich das nämlich auch in natürlichen Grenzen.

Abschiede, immer diese Abschiede

Das Reisen ist geprägt von Abschieden. Dabei kann ich das doch so schlecht. Ständig geliebte Menschen hinter mir zu lassen – sei es zu Hause oder neue Freunde auf Reisen – zerreißt mir jedes Mal das Herz. Aber es sind nicht nur Menschen, die mir den Abschied schwer machen. Jedes liebgewonnene Land, jede schöne Stadt, hinterlässt ein kleines Loch in meinem Herzen, das erst irgendwie gestopft werden muss. Bin ich zu Hause, hab ich Fernweh, bin ich in der Ferne, vermisse ich meine Familie, vor allem meinen Freund, der natürlich auf vielen Reisen nicht dabei sein kann. Ein ewiger Teufelskreis.

Flugverspätungen und verlorene Koffer

Okay, kaum sind Packen und Abschied geschafft kommt auch schon das nächste
Problem: Flugverspätungen. Ich habe ja das riesige Glück nur eine Stunde vom Frankfurter Flughafen entfernt zu wohnen, weshalb ich nicht so oft in den Genuss (okay Ironie aus) eines Umsteigeflugs komme. So sind Flugverspätungen oft nicht so ein großes Problem. Nervig sind sie trotzdem, vor allem wenn man am Ankunftsort Termine hat. Apropos Umsteigen, ein weiteres verhasstes Problem: verschwundene Koffer. Für mich tatsächlich ein wichtiger Grund nur mit Handgepäck zu reisen. Was man nicht aufgibt, kann man auch nicht verlieren. Und lieber hat man weniger dabei und das auch von Anfang bis Ende der Reise, als den Stress mit dem verlorenen Koffer zu haben, oder? Und wo wir schon beim Thema Flughafen sind: Gibt es etwas nervigeres als die Nacht am Flughafen zu verbringen, weil man einen zu frühen oder zu späten Flug nehmen
muss/musste? Von dem Hinweißton am Bangkoker Flughafen habe ich heute
noch manchmal Albträume!

Rubbellose und Fischmarktstimmung im Flieger

Nein, die sind anscheinend nicht mehr ein reines Ryanair-Problem. Denn mittlerweile bekomme ich auf gefühlt jedem Flug Parfums, Lippenstifte, die neuste Tagescreme und Co angepriesen. Dabei will ich doch einfach nur in Ruhe arbeiten. Oder dösen. Okay, die Rubbellose sind immer noch kaum zu toppen, aber hey muss dass sein? Und wer kauft da tatsächlich was?

An einem neuen Flughafen ankommen oder auch: „Hallo ich bin neu hier, bitte verarsch mich“

Okay nach den offensichtlichen Reiseärgernissen, kommen wir mal zu etwas
Speziellerem. Vielleicht geht es ja auch nicht nur mir so, aber ich hasse das Gefühl an einem unbekannten Flughafen anzukommen. Meistens ist man total übermüdet und mit Jetlag (noch so ein Ärgerthema), muss sich erst einmal orientieren und ist quasi Freiwild für alle, die einen irgendwie übers Ohr hauen wollen.

Gerade neulich hatte ich die Situation in Mexiko. Abends in Cancun angekommen: von zwei Geldautomaten waren zwei defekt. Also teuer Geld wechseln. Nur eine Person vor mir in der Schlange. Aber die braucht ewig. 20 Minuten und es tut sich nichts. Also doch raus aus dem Flughafen, wo es noch einen anderen Automaten geben soll. Automaten nicht gefunden, aber jetzt darf nur noch einer von uns beiden zurück ins Terminal, sagt der Sicherheitsmensch. Doch wieder in die Schlange zum Geldwechseln stellen. Nochmal 20 Minuten warten. Mit dem Geld zum Bussteig. Kein Bus (mehr) nach Tulum. Man verweist uns auf die Minivans. Transfer pro Person soll hier 60 Dollar kosten. Wir wollen nur 30 zahlen. „Tulum ist weit weg, da ist das Benzin ja teurer“, will man uns weiß machen. Dass ich nicht lache. Fast alles gewechseltes Geld letztendlich für einen Bus nach Playa del Carmen ausgegeben. Liegt zumindest in der richtigen Richtung und von da wird es schon irgendwie weiter gehen. Hauptsache erstmal weg vom Flughafen. Ach ja ich hab die grölende Männermeute vergessen, die hinter uns her riefen und auch wohl irgendetwas verkaufen wollten.

Die Taxi Odyssee

Passend dazu ein weiteres Thema, was mir jedes Mal Schweißperlen auf die Stirn treibt: Taxi fahren. Ich fahre ja schon in Deutschland ungern Taxi, aber im Ausland ist es für mich Stress pur. Gerade außerhalb von Europa gibt es gefühlt in jedem Land andere Reglungen. Festpreis oder Taxameter? Was ist ein guter Preis? Woran erkenne ich offizielle Taxis? Wo bekomme ich überhaupt ein Taxi? Ich habe nämlich das Gefühl, das immer dann, wenn ich tatsächlich mal eins brauche, nie eins da ist. Ach ja und auch ein beliebtes Problem: kein Bargeld! Da lobe ich mir echt die App My Taxi, denn damit fallen viele Probleme einfach weg. Aber die funktioniert natürlich nicht überall. Und dann in Südamerika noch die Schauergeschichten von Express Kidnapping und Co. Ach, wenn ich auf eins verzichten könnte auf Reisen, dann ist das das Taxi fahren. Viel besser finde ich es einfach am Flughafen direkt meinen Mietwagen abzuholen. Viel viel unkomplizierter!

Not-so-Early-Birds und die Frühstückszeiten

Ich gebe es zu: So gerne ich auch zur Kategorie Frühaufsteher gehören würde, ich komme morgens einfach nur schwer aus dem Bett. Gerade wenn ich wirklich mal privat unterwegs bin, liebe ich es auszuschlafen und dann mit einem späten Frühstück in den Tag zu starten. Auch zu Hause frühstücke ich meist erst am späten Vormittag, wenn ich schon ein paar Stunden Arbeit hinter mir habe. Das Schlimmste, was ich mal erlebt habe, waren Frühstückszeiten bis 9 Uhr in einem Hostel in London. Die legen es doch nur darauf an, dass 90 Prozent gar nicht erst zum Frühstück erscheinen oder? Richtig toll fand ich dagegen das Langschläferfrühstück im Kempinski Berchtesgaden zu meinem Geburtstag. So konnte ich die ganzen Leckereien mal richtig genießen, ohne mir nur schnell irgendetwas auf den Teller zu schaufeln, bevor die Frühstückszeiten wieder vorbei sind. Eine praktische Lösung: Airbnbs, da kann man sich einfach dann Frühstück machen, wann man Hunger hat.

Diese Ritze in Hoteldoppelbetten

Gerade hierzulande in Hotelzimmern noch sehr beliebt (oder auch nicht!!!):
Doppelbetten, die aus zwei Matratzen bestehen. Ich meine, solange ich alleine Reise ist mir das ziemlich egal (obwohl, eigentlich ist es auch da schöner, sich über das ganze Bett ausbreiten zu können, anstatt auf einem der 80 Zentimeter breiten Einzelbetten zu liegen). Aber wenn ich dann mal das Glück habe und mit meinem Freund zusammen reisen kann, ist diese dumme Ritze zwischen den Matratzen einfach mega ätzend. Was ist das überhaupt für eine bescheuerte Erfindung ein Bett mit zwei Matratzen zu bauen? Warum reicht denn nicht eine große? Ich nehme von mir aus gerne auch ein kleineres Bett, wenn ich dafür auf die Ritze verzichten darf! 

Und wenn es schon eine gibt, wie wärs dann wenigstens mit so einem Keil, den man dazwischen legen kann, damit nicht einer immer in der Ritze schlafen muss? Liebe Hotelbesitzer, ich wäre euch auf ewig dankbar, wenn ihr dieses Problem mal in den Griff bekommen würdet! Ach ja und wo wir schon dabei wären: Was sollen immer diese doofen Tagesdecken auf dem Hotelbett? Und warum müsst ihr die Decke immer so dämlich in den Bettkasten stopfen? Das Hotelleben könnte doch eigentlich so schön sein …

Daten-Roaming und SIM-Karten-Jagt

Die Nachricht „Lieber Kunde, die Inklusiv-MB für Ihr Roaming Datenpaket sind
verbraucht, eine Datenübertragung ist nicht mehr möglich“, ist an dieser Stelle noch die bessere Situation. Denn sie impliziert, dass es vorher wenigstens Inklusiv-Volumen gegeben hat. Auch wenn das Gigabyte, das ich im EU-Ausland zur Verfügung habe durch Instagram-Stories und Co auch schneller weg ist als man gucken kann. Viel schlimmer ist es im nicht EU-Ausland. Zwei Euro für sechs!!! Mega!!!byte? Das ist doch ein schlechter Scherz. Und für mich ein echtes Aufregerthema auf Reisen. Die Alternative: eine teilweise erfolglose Jagd nach einer lokalen SIM-Karte. Und selbst wenn man die mal hat, muss man diese noch irgendwie aktivieren, was ich nach zwei Tagen in Marokko in Anbetracht der Sprachbarriere dann auch irgendwann aufgegeben habe. Ich bin auf jeden Fall ganz schwer für weltweites Datenroaming zu einem fairen Preis. Wer noch?

Das Essen oder auch: Zehn Mal Thai Curry, bitte!

Okay, eigentlich liebe ich Essen. Noch viel mehr auf Reisen. Aber als Vegetarier hat man es da manchmal echt nicht so einfach. Obwohl es dadurch auch andererseits irgendwie doch einfacher wird. Denn ich habe wenigstens eine gute Ausrede bestimmte Dinge einfach nicht probieren zu müssen. Denn sein wir mal ehrlich, es gibt teilweise echt ekelige Sachen, die manche Menschen gerne essen. Meeresfrüchte zum Beispiel, Innereien, Schnecken sind da ja noch die harmlosesten Vertreter. Da bin ich zumindest jetzt fein raus. Aber trotzdem macht es das Reisen manchmal nicht einfacher. Selbst im Flugzeug gibt es oft keine vegetarische Option an Board, wenn man sie nicht vorher irgendwo umständlich bestellt hat. Muss das sein?

Auch vor Ort kann das Essen schnell mal ziemlich eintönig werden. Und das
nicht nur für Vegetarier. So sehr ich Thai Curry liebe – am zehnten Tag in Folge hängt es mir dann doch irgendwann zum Hals heraus. Dekadent? Mag sein, aber ich liebe die Vielfalt einfach. Selbst Hummus konnte ich nach einer Woche Jordanien nicht mehr wirklich sehen. Noch schlimmer: jeden Tag das immer gleiche (oft ziemlich ungesunde) Frühstück.

Du brauchst immer MEEHR!

Und das schlimmste am Reisen: Du willst immer NOCH MEHR! Je mehr Orte ich besucht habe, je mehr Länder ich bereist habe … Meine persönliche Liste an Reisezielen wird immer nur länger, anstatt kürzer. Dann träume ich in den Straßen von Marrakesch bereits von den Stränden Jamaikas und in Tulum von einer Reise nach Kapstadt. Mit jeder Reise werde ich mehr und mehr süchtig nach neuen Gerüchen, Erlebnissen, Abenteuern, Momentaufnahmen. Und daran können auch Jetlag, Packen, Taxis, Hotelbettritzen und Co absolut nichts ändern.

Und jetzt lasst mich nicht alleine da stehen und verratet mir in den Kommentaren eine Sache, die euch bei aller Liebe zum Reisen tierisch auf die Nerven geht!

PS: Als ich diesen Artikel angefangen habe, kam ich gerade von einer Reise
zurück. Für die nächsten zwei Tage konnte ich tatsächlich die Vorstellung nicht ertragen, meinen Koffer erneut zu packen und wieder loszuziehen. Jetzt, zwei weitere Tage später sieht das ganze schon wieder ganz anders aus. Ich sags ja, das Reisen ist wie ein geliebter Partner, man kann (manchmal) nicht mit ihm, aber auf keinen Fall ohne ihn! Und ich geh dann mal wieder packen – die nächste Reise ruft!

Dieser Artikel erschien zuerst auf Sonne & Wolken, dem Reiseblog von Jana Zieseniß. Wir freuen uns, dass sie einmal im Monat ihre Kolumne rund ums Reisen bei uns veröffentlicht.

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