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Diese Eigenschaft brauchst du, um beruflich erfolgreich zu sein

Jede zweite Arbeitnehmerin ist bereit, ihren Job zu wechseln und morgen beruflich etwas anderes zu machen als heute. Aber ist ein Jobwechsel wirklich immer der Schlüssel zum Erfolg und eine Garantie für mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz?

 

Natürlich ist viel möglich – aber alles?

„Heute ist alles möglich! Du kannst alles erreichen, wenn du es nur willst! Geht nicht? Gibt es nicht!“ Schonmal gehört? Bestimmt! Die sozialen Medien sind voll von diesen Anfeuerungsrufen – und ich will ganz ehrlich zu dir sein: Bis zu einem gewissen Punkt reihen sich meine Blog-Beiträge da ein.

Ich glaube auch, dass heute sehr viel möglich ist und ich liebe die Chancen, die unsere moderne Welt uns bietet. Vieles, was noch vor einigen Jahren undenkbar erschien, ist heute möglich. Es gibt die 16-jährige, die als Influencerin ihr Geld verdient, indem sie Fotos von sich in Jeans und T-Shirt auf ihrem Instagram-Account veröffentlicht.

Menschen berichten im Internet, wie sie Millionen verdient haben, während sie unter Palmen in der Südsee Urlaub machten. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Was einst ein Phänomen war, das den USA vorbehalten schien, ist heute ein weltweiter Trend.

Wie hart ist es da, morgens um 7:00 Uhr bei null Grad und Schnee zum Zug zu stapfen und eingepfercht zwischen Butterbrot-mümmelnden Pendlern und mit kalten Füßen ins stickige Büro zu fahren? Tag für Tag für Tag.

Der Traum vom beruflichen Utopia

Im Büro angekommen schmeckt der Kaffee nicht. Der blöde Kollege aus der Nachbarabteilung schleicht mit missmutigem Gesicht vorbei. Er grüßt nicht zurück. Schon wieder nicht! Am Arbeitsplatz steht schon die Chefin bereit: „Da sind Sie ja endlich! Wo sind die Januarzahlen? Die wollte ich gestern haben!“

Es reicht! So geht es nicht weiter. Tag für Tag die gleiche Leier. Überforderung, Unterforderung, schlechte Stimmung, zu wenig Geld und Anerkennung, kurz vor dem Burnout – befördert werden die anderen. Soll das wirklich schon alles gewesen sein?

Es muss ihn doch geben, diesen Job, der es ermöglicht, die eigenen Stärken einzusetzen. Der Sinn stiftet, Freude bereitet und besser bezahlt ist. Bei dem endlich die eigene Höchstform erreicht werden kann! Alle reden schließlich davon, wie viele Möglichkeiten man heute hat. Dass der Fachkräftemangel den Bewerbern in die Karten spielt.

Also einfach die Gelegenheit abwarten und zuschlagen, wenn sie sich zeigt. Dann wäre die berufliche Leere endlich passé!

Die Neuorientierungslüge

Es klingt so verlockend, dabei ist ein Jobwechsel allein in den seltensten Fällen die Lösung. Vielleicht wird der Pendlerzug gegen das Fahrrad eingetauscht – nachhaltig ändern wird sich dadurch allein vermutlich nichts. Wenn es Absagen auf Bewerbungen hagelt, dann liegt es selten ausschließlich an den Unterlagen. Es ist nur ein Symptom. Ein Zeichen dafür, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Situation bisher nicht ausreichend stattgefunden hat.

Ein Schuss ins Blaue

Eine berufliche Neuorientierung mit ein paar Bewerbungen gleichzusetzen ist so, als würde man beim Eiskunstlauf ein neues Kostüm anziehen, weil der Doppelte Rittberger nicht klappen will. Nicht, dass ich etwas von Eiskunstlauf verstehen würde…

Die vielen Möglichkeiten unserer Zeit sind wundervoll. Ich selber liebe Apps, Hacks und alle Möglichkeiten, die uns unsere schnelle Technik heute bietet. Aber mir ist heute auch klarer denn je, was hinter Erfolg wirklich steckt – und was ihn überhaupt ausmacht. Die schnelle Lösung ist es jedenfalls nicht!

Erfolg über Nacht gibt es nicht

Das hauseigene Belohnungssystem ist verwirrt! Es ist daran gewöhnt, dass alles schnell geht. Es wird schon nervös, wenn sich die Google-Suche nicht schnell genug lädt. Bewerbungen zu schreiben geht vergleichsweise schnell, deswegen wird hier gerne als erstes die Schlagzahl erhöht oder schnell ein neues Kostüm angezogen, äh, ein neues Layout gewählt.

Aber eine Bewerbung ist mehr ist als ein paar Blätter Papier oder ein pdf per Mail. Sie ist nur das Protokoll des eigenen (Berufs-)Lebens. Und wenn das so ist, wie kann dann das berufliche Glück nur davon abhängen, wieviele Bewerbungen abgeschickt wurden?

Wie kann es dem Zufall überlassen werden, wohin die berufliche Reise geht? Wie kann die echte Auseinandersetzung mit sich selber angesichts des Wunschs nach einer erfolgreichen Neuorientierung ausbleiben – nur, weil das bedeutet, dass Zeit und Aufwand investiert werden muss?

Die Wahrheit ist: Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist die Basis für eine erfolgreiche Neuorientierung. So viele Fragen müssen beantwortet werden bevor klar ist, was „erfolgreich“ im eigenen Fall überhaupt bedeutet. Was ist, wenn Freiheit dein wichtigstes Motiv im Leben ist – und du von einem hierarchisch aufgestellten Unternehmen zum nächsten wanderst, aber nicht verstehst, warum du nicht zu Höchstformen auflaufen kannst?

Die Mühe, die dahintersteckt, den Begriff „Erfolg“ für sich selber zu beantworten, sich hinzuentwickeln zum nächsten logischen beruflichen Schritt, anstatt ihn schnell mit der Brechstange erzwingen zu wollen, und die Zeit, die das in Anspruch nimmt, sind viele Menschen nicht bereit zu erbringen.

Ihnen entgeht viel, denn diese Arbeit ist nicht nur arbeitsintensiv und zeitaufwendig – sondern zutiefst befriedigend. Sie leisten zu können ist darüber hinaus eine extrem wichtige Voraussetzung dafür, wirklich erfolgreich zu sein, denn:

Erfolgreich ist, wer es trotzdem macht

Die Wahrheit ist: Den schnellen Erfolg gibt es nicht! Keine einzige Bewerbung, keine einzige Geschäftsidee wird dich über Nacht wie von Geisterhand reich, berühmt und erfolgreich machen – egal, was das für dich eigentlich bedeutet.

Die Influencerin braucht mehrere Stunden für ein einziges Bild, das sie auf Instagram posten kann. Sie hat tausende von Bildern geschossen, bevor sie den ersten Werbedeal erhielt.

Der Millionär unter den Palmen hat vor seinem Erfolg vermutlich viel Geld in Marketing-Maßnahmen und viele Stunden in Weiterbildungsmaßnahmen gesteckt (abgesehen von denen, die diese Millionen nie wirklich verdient haben. Viele solcher Bilder entstehen einfach im Familienurlaub auf Gran Canaria. Aber das ist eine andere Geschichte).

Wenn die Arbeit an dir selbst in vollem Gange ist und du eine Ahnung davon hast, wo es beruflich für dich hingehen soll, dann hast du den ersten Schritt auf’s Eis getan. Nicht weniger – aber auch nicht mehr. Mit ihm allein wirst du es nicht schaffen, auch in Fahrt zu kommen. Geschweige denn, zum Doppelten Rittberger abzuheben.

Es gibt eine Eigenschaft, die den Unterschied macht zwischen Erfolg und Nichterfolg. Bei allen erfolgreichen Menschen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft spielt sie eine entscheidende Rolle. Du kennst sie und hast sie auch in dir.

Du hast sie benutzt, als du für dein Studium oder deine Ausbildung gelernt hast, um den Abschluss zu schaffen. Als es dir nicht gut ging und du trotzdem weitergemacht hast. Als das Kind krank war und du dich nächtelang gekümmert hast.

Aber vielleicht hat dir noch nie jemand gesagt, dass du diese Eigenschaft auch einsetzen kannst, wenn kein akuter Bedarf von außen besteht. Dass du sie bewusst aktivieren und trainieren kannst – und dadurch wirklich erfolgreich sein kannst – nach deinen eigenen Maßstäben.

Diese Eigenschaft ist die Fähigkeit, dranzubleiben.

Warum Durchhaltevermögen den Unterschied macht

Thomas Edison versagte tausendmal bei dem Versuch, eine funktionierende Glühbirne zu entwickeln. Er hätte einfach aufgeben können.

Jochen Mai schrieb viele Jahre lang nach der Arbeit Artikel für seine Seite Karrierebibel. Heute ist Karrierebibel.de das größte Bewerbungs-, Job- und Karriereportal in Deutschland mit durchschnittlich drei Millionen Lesern jeden Monat.

Es gibt unendlich viel mehr Geschichten von Menschen, die es auf ihrem Weg geschafft haben, indem sie dranblieben und nicht zu schnell aufgaben. Einige davon sind berühmt geworden. Andere sind „nur“ bei sich selber angekommen. Sie alle eint, dass sie keine Mühen und keine Arbeit gescheut haben, ihre Ziele zu verfolgen, leistungsbereit waren und drangeblieben sind – auch als keiner zugeguckt hat.

Dranbleiben ist Übungssache

In letzter Zeit habe ich häufiger mit Klienten und Klientinnen zusammengearbeitet, die Leistungssportler sind oder waren. Was mir zunächst wie ein Zufall erschien, erklärt sich mir heute anders:

Wer einmal gelernt hat, sich Ziele zu setzen und Arbeit in ihre Erreichung zu stecken, wer erfahren hat, wie gut es sich anfühlt, ein Ziel dann erreicht zu haben und wer gelernt hat, wie wertvoll es sein kann, sich jemanden zur Unterstützung an die Seite zu holen, der ist eher bereit und in der Lage, das auch zu wiederholen. Dranbleiben ist also auch eine Übungssache!

Apropos Sport: Kürzlich hat Deutschland bei den Olympischen Winterspielen Gold geholt! Aljona Savchenko und Bruno Massot haben mit einer überragenden Kür einen neuen Weltrekord aufgestellt.

Zu wunderschöner Musik haben sie ihre Höchstleistung abrufen können. Hinter der federleichten und mühelos scheinenden Kür steckt jahrelange Arbeit. Ihre Tränen bei der Punktevergabe sollen uns ein Ansporn sein, niemals zu früh aufzugeben – auch wenn unser Weg nicht auf (dem) Eis liegt.

Titelbild: Depositphotos.com | william87

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