Als Vereinbarkeitsprofi hast du dich auf eine spannende neue Woche gefreut: alles ist geplant, organisiert, durchgetaktet. Und dann wird plötzlich das Kind krank – und jetzt? Mit diesen Tipps kommt jetzt kein Chaos auf.
Familie und Job? Kein Problem – außer, das Kind wird krank!
Es ist Sonntagabend und ich mache meine übliche Wochenplanung. Das wird ‘ne tolle Woche! Spannende Termine im Job, ein paar schöne private Treffen UND wunderbare Zeitfenster nur für mich.
Und dann höre ich es! Da hustet ein Kind! Ich ahne Fürchterliches.
Und am nächsten Morgen die Gewissheit: Husten und Fieber, dieses Kind kann nicht in den Kindergarten. Jetzt heißt es, alles auf Anfang, der Vereinbarkeits-Super-Gau ist eingetreten.
Im ohnehin auf Kante genähten fragilen System des Vereinbarkeit-von-Familie-und-Beruf-Drahtseilakts hebelt ein krankes Kind einfach alles aus. Und in Foren und Blogs lese ich dann oft von wütenden Müttern, die sich von Ihren Partnern, den Krankenkassen und vom System im Stich gelassen fühlen. Denn ja, die Realität ist in den meisten Familien eben doch so, dass Mama sofort all Ihre Pläne über Bord wirft – werfen muss – und von nun an am Krankenbett Händchen hält.
Ich habe diese Situation mit zwei kleinen Kindern in den letzen paar Jahren alle Nase lang erlebt und hatte reichlich Gelegenheit, mir eine passende Strategie dafür zu stricken. Inzwischen habe ich für mich ein funktionierendes System entwickelt, das uns alle ganz gut und unbeschadet diese Phasen überstehen lässt.
Und darum teile ich hier und heute meinen persönlichen Krankes-Kind-Survival-Plan mit euch:
1. Schritt: Organisieren
Ich bin ein praktischer Mensch, also kommt erstmal das Praktische dran.
Der Terminkalender muss her und die nächste Woche muss komplett umgeplant werden.
Hier machen viele einen verhängnisvollen Fehler und wagen einen Blick in die Kristallkugel: „Das Fieber ist ja nicht so hoch, nach zwei Tagen ist das Kind bestimmt wieder fit und kann in die Kita.“ Macht diesen Fehler nicht! Plant großzügig. Sonst müsst ihr bloß in zwei Tagen alles wieder von vorne planen. Nein, plant wirklich rigoros eine Woche um. Mit Puffer. Das fühlt sich auch für das Kind irgendwie besser an, als wenn es unter Zeitdruck zu genesen hat.
Im Detail funktioniert ein effektives Umplanen so: Ich identifiziere Dinge, die ich getrost streichen kann und streiche dann auch rigoros. Des Weiteren lassen sich immer Dinge finden, die ich an jemand anderen delegieren kann (siehe hierzu auch Punkt 2). Natürlich bleiben auch immer Dinge übrig, die ich selber erledigen muss/will, das wird dann gemacht und der Papa, die Großeltern, Tanten oder der Babysitter miteingespannt. Klar wollen kranke Kinder oft vor allem die Mama, aber zeitweise für ein paar Stunden geht es immer auch mit einer dem Kind gut vertrauten Betreuungsperson.
2. Schritt: Hilfe annehmen
Nimm Hilfe an! Du kannst deinen Partner oder deine Familie direkt um Unterstützung bitten. Und oft kommt die Unterstützung auch zu dir. Dann nimm sie an. Du musst nicht als Einzelkämpfer tapfer weiter ackern. Als zum Beispiel mein Großer tagelang fiebrig im Bett war, hat unsere liebe Nachbarin zusammen mit ihrem Sohn auch unsere Kleine in die Spielgruppe gebracht und wieder abgeholt. Und so habe ich es dem kranken Großen erspart, mit Fieber zweimal am Tag diesen Weg zurücklegen zu müssen.
Sprich auch offen mit deinem Partner oder einer guten Freundin und erzähle, wie es dir gerade geht. Es gehört vielleicht etwas Mut dazu, zuzugeben, wenn es gerade sehr anstregend und nervenzehrend ist. Aber sprich es an. Du wirst erstaunt sein über die offenen Arme, über die tröstenden und aufbauenden Worte, die du bekommst. Nimm es an und atme durch.
3. Schritt: Akzeptieren
Das Wichtigste kommt zum Schluss – und das fällt mir oft sehr selbst schwer: Die Situation einfach so zu akzeptieren, wie sie ist. Wenn ich Termine im Kalender streichen muss, die mir wichtig sind oder auf die ich mich gefreut habe, dann ist das oft sehr schade. Aber ich kann es eben nicht ändern. Es geht gerade nicht anders. Und dann in Selbstmitleid, Wut oder Frust zu versinken hilft nichts und macht dem Kind nur ein schlechtes Gewissen – und das will ja niemand von uns.
Mir hilft dann einfach der Satz:
„Dann ist das jetzt eben so“. Manchmal muss ich ihn mir öfter aufsagen, wenn die Situation sehr nervtötend wird. Wir alle kennen ja diese wieder halbgesunden Kinder, die sich dann zuhause langweilen und alle mit ihrer schlechten Laune „erfreuen“. “Es ist jetzt eben so. Es ist jetzt eben so. Es ist jetzt eben so.”
Wichtig: Stellt als Paar einmal einen Plan für diese Situation auf
Übrigens: In vielen Familien bricht, wenn ein Kind krank wird, eine Art Grundsatzdebatte los. Wer ruft den Chef an und meldet sich abwesend wegen des kranken Kindes?
Und ich halte es für sehr wichtig, dass diese Debatte geführt wird. Aber nur einmal! Und nicht bei jeder Kinderkrankheit wieder.
Als Paar ist es wichtig, sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, wie man grundsätzlich mit einer solchen Situation umgehen möchte. Dann lässt sich unter Einbeziehung der Wünsche der Partner und der familiären Gegebenheiten eine von beiden getragene Entscheidung fällen. Eventuell sind kreative Lösungen gefragt, aber immer Lösungen, die für alle Beteiligten passen und sich gut anfühlen.
Bei zwei angestellt berufstätigen Elternteilen bietet es sich theoretisch an, die Kranktage untereinander aufzuteilen. Das kann, aber das muss nicht sein. Ist ein Elternteil selbstständig, geht die Betreuung eines kranken Kindes nicht selten mit Einkommensverlusten einher. Auch dies muss berücksichtigt werden. Und in unserer Familie bin ich im Home Office tätig. Mit einem „Du bist ja eh Zuhause“ war dann quasi automatisch klar, dass ich auch das kranke Kind betreue.
Aber wir haben lernen müssen, dass dieses stillschweigende Voraussetzen Gefahren in sich trägt. Oft fühlte ich mich im Stich gelassen und machtlos. Es brauchte einige lange und teils mühsame Gespräche, bis wir eine Lösung gefunden hatten, die wir nun beide gleichberechtigt mittragen können.
Nach außen hin scheint alles beim Alten: Ich bin auch weiterhin, bis auf wenige definierte Ausnahmen, bei den Kindern, wenn diese krank sind. Aber nun fühlt es sich nicht mehr an, als müsste ich mich in ein unausweichliches Schicksal fügen, sondern ich weiß, es war eine bewusste Entscheidung, die ich voll tragen kann und die mein Mann anerkennt und wertzuschätzen weiß.
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