Foto: Ian Schneider | Unsplash

Gemeinsam sind wir stark – auch wenn alles droht, zu zerfallen

Derzeit haben wir fast keine Chance mehr, der Flut von Hiobsbotschaften zu entfliehen – und immer die Frage: Was ist in unserer schönen Welt nur los? Unsere Communityautorin Martina schaut auf die aktuelle Lage und hat einen Ansatz, wie wir uns innerlich für sie wappnen können.

 

2016: Wir versinken in Hiobsbotschaften

In den vergangenen Monaten wurde deutlich: Es gibt fast keine Chance mehr der Flut von Hiobsbotschaften zu entfliehen. Man stellt sich viel eher die Frage, was in unserer schönen Welt los ist.

Warum unterstützen Menschen einem verrückten Präsidentschaftskandidaten? Warum töten sich Familienmitglieder gegenseitig um ihren despotischen Machthaber zu halten? Warum werden die Karrieren mutiger Geister wie Jan Böhmermann solchen Despoten geopfert? Befinden wir uns wirklich im Jahr 2016?

Egal wohin man schaut, scheinen die Menschen sich zunehmend Ideologien, Überzeugungen und Führern zu verschreiben, die weit von Menschlichkeit, Miteinander und Fürsorge entfernt sind.

Warum sympathisieren so viele mit Menschen wie Trump?

Ich habe die vergangenen Monate in den USA verbracht und die Anbahnung der
Präsidentschaftswahlen oft mit Sprachlosigkeit verfolgt. Warum würde irgendeine logisch denkende Person den harschen, oft falschen Aussagen von Trump verfallen? Für welche Art Mensch macht es Sinn, das Militär auszubauen, wenn vor seinem Garten unzählige Menschen auf den Straßen schlafen? Die soziale Schere geht immer weiter auseinander – und keiner scheint eine Antwort zu haben.

Ich habe in den USA so viel Armut gesehen. Mein täglicher Weg zur Arbeit an der UC Berkeley war schon am Morgen geprägt von einem Bad der Gefühle. Einerseits hat man versucht, die Menschen, die alle fünf Meter auf Schlafsäcken inmitten all ihrer Habseligkeiten schliefen zu ignorieren. Andererseits konnte man die vielen humpelnden, verwirrten, oft aber auch sehr intelligent diskutierenden Menschen einfach nicht ignorieren. Die Frage, wie und warum sie wohl auf der Straße gelandet waren, drängte sich zu sehr auf. Ich fühlte alles gleichzeitig: Mitleid, Hilflosigkeit und Schock. Kein Mensch wie du und ich sollte so leben müssen. Nirgends in der Welt. Schon gar nicht inmitten einer so wohlhabenden Gegend wie der Bay Area um San Francisco, wo Startups wie Uber Unternehmensbewertungen in Milliardenhöhe erhalten.

Unter solchen Umständen scheint es noch unverständlicher wie auch nur ein Amerikaner einen reichen Narzissten wie Trump, der so deutlich die soziale Armut in den USA ignoriert, wählen würde. 

England: Hier wird der Brexit schon am Flughafen promotet

Auf meinem Rückflug aus den USA hatte ich einen Zwischenhalt in London Heathrow. Am Flughafen wurde ich von Union Jacks in allen Formen begrüßt. Scheinbar hatten sämtliche Souvenir-Stores am Flughafen extra fleißig ihre Pralinen, Paddington Bears und Socken mit der britischen Flagge geschmückt. Alles schrie: England. Man könnte nun sagen: Hey, das ist ja auch ein Symbol von Einigkeit. Die Engländer stehen eben zusammen. 

Fakt ist aber, dass es vielmehr ein Symbol klarer Uneinigkeit ist. Nur wenig mehr als fünfzig Prozent der Briten stimmten für den Brexit. Gleichzeitig haben sie auch gegen eine Union votiert, die sehr viel größer ist. Die Europäische Union sollte zu einer Union werden, die für Einigkeit steht. Gemeinsam erklärten die Länder, Schwierigkeiten zu begegnen und eine geteilte Identität von Europäern zu schaffen. Wenngleich man sich allgemein über den Erfolg dieser Identitätsschaffung streiten kann, ist doch rein das Wort union ein schönes
Symbol dafür, dass man zusammen steht und nicht allein ist. Der Brexit im
Gegenzug bedeutet Separation und Abnabelung.

Die erste Antwort der Welt auf dieses Trennungsgesuch war ein Einbruch des Wertes des Britischen Pfunds. Weitere Reaktionen werden erwartet. Ich beobachte diese seperatistischen Bewegungen mit höchster Vorsicht. Was bedeutet es, wenn sich so viele Menschen für eine Welt aus Differenzen aussprechen? Wie verändert das auch unsere Grundeinstellung gegenüber gemeinsamer Handlung? Was sagen diese Ambitionen über  das Sorge füreinander tragen oder über Menschlichkeit und Humanität aus?

Europa erstarrt vor Schreckensnachrichten

Schließlich bin ich wieder zu Hause in Deutschland angekommen. Die Fußballeuropameisterschaft (EM) war in vollem Gange und ich habe mich auf laue, fröhliche Fußball-Abende gefreut. Doch die EM-Stimmung war nicht das, was wir alle von vergangenen EMs kennen. Die Nachrichten waren auch während der Spiele dominiert von Aufruhr und Gewalt, statt gemeinsamen Festen der Fußballfans in Frankreich. Die geteilte Leidenschaft für den Sport hatten scheinbar einige Begeisterte vergessen. Seit Portugal die EM erfolgreich für sich entschieden hat, haben sich die Nachrichten auch nicht weiter verändert. Man könnte fast sagen, es wird zunehmend trauriger. In manchen Teilen Europas schießen Familienmitglieder aufeinander. In anderen Teilen Europas wird von brutalen Angriffen berichtet.

Wo bleibt hier die Menschlichkeit, die Nächstenliebe, die Sorge für die
Mitmenschen?

Das ist also unsere verrückte Welt von 2016 – eine Welt geprägt von Separation,
Ignoranz und Unsicherheit. 
Kein Wunder, dass PokemonGo so schnell so viele begeistert. Es ist sicherlich eine zeiterfüllende Weise wegzuschauen und nicht über Dinge nachzudenken. Vielleicht ist es aber auch ein schönes Symbol dafür, dass Menschen in der ganzen Welt doch sehr ähnliche Interessen teilen können und sich für ganz gleiche Dinge begeistern. Könnte man somit vielleicht PokemonGo als unser aktuell schönstes Symbol für Einigkeit sehen?

Kein Mensch ist eine Insel: Nur gemeinsam sind wir stark

Damit sollten wir es aber nicht belassen. Vielmehr sollten wir uns alle gegenseitig bewusst machen: Kein Mensch ist eine Insel! Vielleicht würden wir lieber weg schauen, vielleicht würden wir uns lieber in unsere kleine Kammer zurück ziehen und nichts hören und sehen, oder PokemonGo spielen. Wäre es aber nicht viel schöner zusammen zu stehen und gemeinsam achtsam, präsent und liebevoll gegenüber anderen zu sein?

Ich bin überzeugt, dass in jeder Seele auf dieser Welt ein guter Kern steckt. Wer diese Ansicht teilt, kann auch leichter anderen – Fremden wie Freunden – ein Lächeln schenken. Lasst uns bewusst gemeinsam Lächeln und Handeln und uns gegenseitig die Aufmerksamkeit schenken, die wir verdienen. Nur gemeinsam können wir für eine achtsame, liebevolle und fürsorgliche Gegenwart stehen.

Let`s make a difference! Das ist unsere Welt und unser aller Leben!

Wenn ihr mehr Gedanken mit mir zum Thema Achtsamkeit austauschen wollt, dann nehmt an doch gerne an meinen spenden-basierten Yogaklassen teil. Alle Spenden gehen an Flüchtlingsprojekte.  Mehr dazu hier.


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