Starke Protagonistinnen, die sich ihren Weg an die Spitze bahnen, tierische Erkenntnisse über die männliche Zivilisation und radikale Zärtlichkeit – wir feiern den Welttag des Buches mit den Lesetipps des EDITION F-Teams.
„Zusammenkunft“ von Natasha Brown
Marie (Redaktion) empfiehlt:
In „Zusammenkunft“ von Natasha Brown kommt im wahrsten Sinne des Wortes alles zusammen: Klasse, Arbeit, Geschlecht und Herkunft. Der Roman lässt sich sehr leicht und schnell lesen, was nicht nur an der Länge (114 Seiten), sondern vor allem an der lebhaften Sprache der Autorin und der tollen Übersetzung von Jackie Thomae liegt. Die VOGUE nennt es eine „literarische Obsession“. Ich bin noch nicht ganz durch, aber das klingt vielversprechend.
Darum geht es:
Nach oben kommen. Das war immer der Plan. Seit Jahrhunderten. Dafür hat sie, dafür haben alle vor ihr gekämpft. Und als Schwarze Frau stand ihr letztlich nur ein Weg offen: Völlige Verausgabung, Oxbridge, Londoner Hochfinanz, ein Freund mit Geld so alt und dreckig wie das Empire. Doch als sie endlich eingeladen wird, Mitglied einer Familie, Angehörige einer Klasse, Teil eines Landes zu werden, muss sie am eigenen Körper erfahren, dass die erlittenen Ungerechtigkeiten tiefere Wurzeln geschlagen haben. Wie kann sie sich retten? Wie mit dem Erbe der Geschichte leben?
„Gespenster“ von Dolly Alderton
Lilly (Redaktion) empfiehlt: „Ghosts“ („Gespenster“) von Dolly Alderton habe ich verschlungen, weil ich mich so gut mit der Protagonistin identifizieren konnte. Dolly Aldertons Schreibstil ist einfach unglaublich gut: so schön echt und einfach, mit ordentlich Witz und ganz viel Gefühl.
Darum geht es:
Die erfolgreiche Food-Autorin Nina George Dean trägt ihren zweiten Vornamen, weil ein Hit von Wham! an ihrem Geburtstag vor zweiunddreißig Jahren auf Platz eins der Charts stand. Das beeindruckt Max, den sie von einer Dating-App kennt und der auf rasante Weise ihr Herz erobert. Doch genauso schnell, wie er Nina an der Nachtbushaltestelle das ewige Glück versprochen hat, verschwindet er plötzlich wieder aus ihrem Leben – ohne eine Spur zu hinterlassen. Gleichzeitig plant Ninas Exfreund seine Hochzeit, und ihre beste Freundin erwartet ihr zweites Baby. Und dann erkrankt ihr geliebter Vater an Demenz. Als Nina alles zu entgleiten droht, wünscht sie sich nur noch sehnlichst in ihre Jugendtage zurück – bis sie erkennt, dass das Leben immer in dem Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft spielt.
„Female Choice“ von Meike Stoverock
Can (Consulting) empfiehlt: Von „Female Choice“ habe ich gelernt, wie sich das Patriarchat entwickelt hat und wie Männer Strukturen geschaffen haben, die uns Macht geben und Frauen unterdrücken.
Darum geht es: „Female Choice“ ist ein Fachterminus aus der Biologie, der die Fortpflanzungsstrategie der allermeisten Lebewesen beschreibt. Hierbei müssen Männchen eine Leistung erbringen, um sich mit einem Weibchen zu paaren. Denn für das Weibchen ist Fortpflanzung viel aufwändiger. Sie ist wählerisch, er anspruchslos. Er geht auf Masse, sie auf Klasse. Er konkurriert, sie entscheidet. Doch im Laufe der Geschichte unserer Zivilisation hatten die Frauen bisher kaum eine Wahl. Mit der Landwirtschaft wurden die Menschen sesshaft und die Frauen aus der Öffentlichkeit ins private Heim gedrängt. Erst seit – evolutionsbiologisch – sehr kurzer Zeit können Frauen die Welt mitgestalten. Und nun gerät die männliche Ordnung ins Wanken. Überall formiert sich männlicher, zum Teil gewaltbereiter Widerstand. Was nun?
„Die beste Zeit ist jetzt“ von Sergio Bambaren
Sumera (Consulting) empfiehlt: Ich glaube jede*r Leser*in kann sich in diesem Roman von Sergio Bambaren an der einen oder anderen Stelle wiederfinden und wird beim Lesen damit konfrontiert, sich zu fragen, was im Leben wirklich wichtig ist.
Darum geht es:
Chuck kann eigentlich zufrieden sein: Er ist erfolgreich im Beruf und finanziell abgesichert. Aber führt er das Leben, von dem er geträumt hat? Welche Ziele hat er erreicht, welche Aufgaben warten noch auf ihn? Und wieviele zweite Chancen gibt es? Leichthändig und voller Poesie erzählt Erfolgsautor Sergio Bambaren vom Älterwerden und den Wendepunkten, die das Schicksal bereithält. Ein wunderbares Gleichnis vom Lauf der Dinge und der Kostbarkeit des Augenblicks.
„Radikale Zärtlichkeit“ von Şeyda Kurt
Gizem (Redaktion) empfiehlt: „Radikale Zärtlichkeit“ von Şeyda Kurt gefällt mir, weil Seyda ihr Unbehagen zur romantischen Liebe, die wir aus Bilderbüchern, Romanen und Filmen kennen, äußert und aufzeigt, dass Liebe immer politisch ist. Ein spannendes Buch mit neuen Perspektiven zu Machtstrukturen in Familien, Freund*innen und Partner*innenschaften.
Darum geht es:
What is love? Ist die Liebe Sinn des Lebens, eine politische Allianz, Illusion oder Selbstzweck? Oder ist sie gar unmöglich, weil wir uns zwischen Zukunftsängsten, überhöhten Ansprüchen und diskriminierenden Strukturen völlig zerreiben?
„Lügnerin“ von Ayelet Gundar-Goshen
Anne (Redaktion) empfiehlt: Lüge und Wahrheit können ziemlich nah beieinander liegen. Manchmal reicht ein einziges Wort, und das ganze Leben ist auf den Kopf gestellt. So auch bei der Protagonistin Nuphar, einem Teenager, der durch eine Lüge endlich die langersehnte Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die politische Dimension dieses Buches hat mir an vielen Stellen die Augen geöffnet.
Darum geht es:
Es gibt Leute, die schlagen mit der Faust auf die Theke, und es gibt Leute, die stehen dahinter und fragen: „Und was darf es für Sie sein?“ Die Eisverkäuferin Nuphar Schalev gehört eindeutig in die zweite Kategorie: An dem Gesicht des Mädchens bleibt kein Blick länger hängen als notwendig. Doch als sie eines Tages ein Missverständnis zu einer Lüge formt, ändert sich alles, und sie rückt ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Im hellen Licht der Kameras blüht Nuphar auf, und mit ihr wächst und gedeiht die Lüge, und mit der Lüge wächst und gedeiht die junge Liebe zu Lavie Maimon, der im vierten Stock über der Eisdiele wohnt. Doch die Liebe ist etwas sehr Zartes, und die Wahrheit kann sie zertrampeln wie ein wildes Rhinozeros.
„Ungezähmt“ von Glennon Doyle
Luna (Marketing) empfiehlt: Ich finde es inspirierend, wie Glenn Doyle es geschafft hat, aus ihren Mustern auszubrechen und sich von gesellschaftlichem Druck zu lösen.
Darum geht es: Seit ihrem zehnten Lebensjahr strebt Glennon Doyle danach, gut zu sein: eine gute Tochter, eine gute Freundin, eine gute Ehefrau – so wie die meisten Frauen schon als Mädchen lernen, sich anzupassen. Doch statt sie glücklich zu machen, hinterlässt dieses Streben zunehmend ein Gefühl von Müdigkeit, Über- und Unterforderung. Glennon – erfolgreiche Bestsellerautorin, verheiratet, Mutter von drei Kindern – droht, sich selbst zu verlieren. Bis sie sich eines Tages Hals über Kopf in eine Frau verliebt und endlich beschließt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
„Botschaften an mich selbst“ von Emilie Pine
Franzi (Marketing) empfiehlt: „Botschaften an mich selbst” von Emilie Pine hat mir meine Bekannte Katharina empfohlen. Wir haben den fast identischen Buchgeschmack und schon ab und zu überlegt, einen Buchclub zu gründen. Dieses Buch lese ich gerade abends vor dem Einschlafen und ich finde es so toll, weil ich mit jedem Essay in eine neue kleine Welt eintauchen kann, in denen ich mich immer wieder entdecke – mal mehr, mal weniger. Eine große Herzensempfehlung.
Darum geht es: Emilie Pine spricht wie niemand sonst darüber, was es heißt, im 21. Jahrhundert eine Frau zu sein. Es ist ein Buch über Geburt und Tod, sexuelle Gewalt und Gewalt gegen sich selbst, weiblichen Schmerz, Trauer und Infertilität. Es ist ein Buch über den alkoholkranken Vater, über Tabus des weiblichen Körpers. Und es ist trotz allem ein Buch über Freude, Befriedigung und Glück – unbändig, mutig, und absolut außergewöhnlich erzählt.
„Frau sein“ von Mely Kiyak
Betsy (Officemanagement) empfiehlt: Dieses Buch kann man zwar in wenigen Stunden weglesen, aber haften bleibt es deutlich länger. Wahrscheinlich will ich nochmal reinlesen weil es mich sehr beeindruckt hat. Frauwerden, Frausein, Herkunft, deutscher Alltagsrassismus und die schönsten Umschreibungen für Oralsex, die ich je gelesen habe.
Darum geht es: Was Frausein bedeutet, zeigt sich in jedem einzelnen Leben: Mely Kiyak erzählt von den Gesprächen über Weisheit und Nichtwissen, die sie als Mädchen mit dem Vater führte. Von den Cousinen, die vom Begehren erzählten. Vom Aufwachsen zwischen Ländern und Klassen, zwischen „Herkunftsgepäck“ und Neugier auf unbekannte Erfahrungen. Vom Alleinsein, von Selbsterkundung, von Familie. Was ist Weiblichkeit, wenn man den öffentlichen Blick überwindet und zurückbleibt mit sich selbst?
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Das waren unsere Empfehlungen zum Welttag des Buches. Welche Bücher liegen bei euch auf dem Nachttisch oder begleiten euch auf dem Weg zur Arbeit?