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Ein offenes Ohr reicht nicht – Sechs Tipps, mit denen Führungskräfte zu besseren Zuhörern werden

Wie gut Führungskräfte zuhören können, beeinflusst das Betriebsklima entscheidend. Doch leider sind nur die wenigsten gute Zuhörer. Diese Tipps helfen dabei, die Kommunikation im Team zu verbessern.

 

Zuhören fürs Betriebsklima

Zuhören will gelernt sein. Das weiß jede Person, die schon mal versucht hat ein ernsthaftes Gespräch mit jemandem zu führen, der abwesend war oder einem die ganze Zeit ins Wort gefallen ist. Während die Fähigkeit in Partnerschaften immer wieder hochgehalten wird, unterschätzen viele noch immer, wie wichtig es für Führungskräfte ist, gut zuhören zu können. Je weiter man in der Hierarchie nach oben geht, desto seltener trifft man dabei auf Menschen, die diese Fähigkeit beherrschen. Stress, ein voller Terminkalender oder Betriebsblindheit führen dazu, dass Menschen in Führungspositionen oft mit ihren Gedanken woanders sind oder nur hören, was sie hören wollen.

Doch nur wer seinen Team-Mitgliedern aktiv zuhört, kann Probleme frühzeitig erkennen und Situationen realistisch einschätzen. Ein dahingesagtes „Ich habe immer ein offenes Ohr für euch“, hilft dabei wenig und wird wohl nur wenige Mitarbeitende dazu veranlassen, sich mit Sorgen und Wünschen an die Chefin oder den Chef zu wenden. Doch das kann gefährlich werden: Wer die Meinung seiner Mitarbeiter nicht kennt, lässt sich wichtige Verbesserungsvorschläge entgehen und trifft leichter Fehlentscheidungen. Außerdem kommt es zu einer stärkeren Mitarbeiter-Fluktuation und sorgt für ein angespanntes Betriebsklima.

Gerade weil wir so gern davon ausgehen, Top-Kommunikatoren und sehr gute Zuhörer zu sein, lohnt es sich, das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren. Wir haben sechs Tipps gesammelt, die dabei helfen, aktives Zuhören zu lernen.

1. Weniger reden, mehr zuhören

Der erste Tipp klingt simpel, ist nicht immer leicht umzusetzen. Oft sind Führungskräfte so darauf gepolt selbstbewusst Stellung zu beziehen, dass ihr Redeanteil meist größer ist, als der des Gesprächspartners. Daher gilt: Wer lernen will, gut zuzuhören, muss als erstes die eigenen Redeanteile runterschrauben. Die andere Person ausreden zu lassen, sollte darüber hinaus gang und gäbe sein. Sollten Gesprächspausen entstehen, ist es hilfreicher für die Kommunikation Fragen zu stellen, anstatt direkt seinen eigenen Standpunkt zu erklären.

2. Man hört nur, was man hören möchte

Wer der Meinung ist, im Unternehmen würde bereits alles blendend laufen, neigt dazu, Kritik zu unterschätzen oder erst gar nicht wahrzunehmen. Darum ist es wichtig, regelmäßig seine Glaubenssätze zu hinterfragen und zu überdenken. Manchmal bringt das einige Probleme mit sich: Was man selbst als wahr abgespeichert hat, möchte man nur ungern in Frage stellen. Trotzdem lohnt sich der Schritt, um zu schauen, bei welchen Punkten man besonders aufmerksam zuhören muss, um die Situation realistisch einschätzen zu können.

3. Wer neugierig ist, lernt dazu

Manchmal gehen wir ganz selbstverständlich davon aus, zu wissen, was unser Gegenüber meint. Aber genau solche Haltungen führen zu Missverständnissen und sorgen dafür, dass wir die Worte unseres Gegenübers nur als Bestätigung unserer eigenen Meinung sehen. Das Einzige, was hilft: nachfragen. Wer mit Sätzen wie „Habe ich das richtig verstanden“ oder „Meinst du das so und so?“ nachhakt, bekommt genauere Antworten. Außerdem entsteht beim Gesprächspartner oder der Gesprächspartnerin ein Gefühl der Wertschätzung.

4. Walk a Mile in Their Shoes

Wer möchte, dass Kolleginnen und Mitarbeiter sich verstanden fühlen, kommt ohne Empathie nicht weiter. Nur wenn die Chefin oder der Chef vermitteln, dass sie die Ängste ihrer Mitarbeiter ernstnehmen, können sich die Teammitglieder öffnen. Auch hier gilt es, lieber einmal zu oft nachfragen. „Würde dir XY dabei helfen, dich wertgeschätzter zu fühlen?“ oder „Welche Prozesse müssten wir verändern, damit du dich nicht mehr so gestresst fühlst?”, zeigen Verständnis und helfen dabei, Lösungen zu finden.

5. Routine hilft

Genau wie die monatlichen Reportings sollte man sich auch in regelmäßigen Abständen bewusst Zeit für den Austausch mit dem Team nehmen. Wer eine effektive, lebendige Feedback-Kultur etabliert, muss sich nicht beim Mitarbeitergespräch mit allen Fehlern des letzten Jahres auseinandersetzen, sondern kann Probleme und Fragen aufgreifen, sobald sie entstehen. Wenn Mitarbeiter direkt auf Prozesse einwirken, ihrem Unmut Luft machen und Verbesserungsvorschläge einbringen können, wirkt sich das positiv auf das Betriebsklima aus und kommt dem Unternehmen zugute.

6. Jeder kommuniziert anders

Manche Menschen reden am liebsten beim Teammeeting über Probleme oder neue Vorschläge, wenn alle anwesend sind und direkt reagieren können. Anderen fällt es leichter, in Einzelgesprächen darüber zu sprechen, was sie bewegt und wieder fühlen sich am wohlsten, wenn sie eine E-Mail schreiben können. Darum gilt es, so viele Kanäle offen zu halten, wie möglich. Katharina Borchert, CIO bei Mozilla, sagte im Interview mit Zeit Online, dass die Verschriftlichung von Meetings und ein anschließender Austausch über E-Mails „Leuten, die sich bei Besprechungen nicht melden wollen, die Chance [gäbe], sich einzubringen.“ So entsteht ein gesundes Betriebsklima, indem sich alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gut aufgehoben fühlen.

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